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guren unter dem Kreuz wirken weniger hinter als über der Gestalt der Maria
Magdalena; es mag diese Wirkung gewesen sein, die den späteren Kopisten der
Riedenburger »Zinsmeister-Kopie« dazu veranlaßten, diese besondere Wirkung
durch vermittelnde Repoussoir-Elemente in »verbessernder« Weise (durch Ein-
fügung von etwas Bewuchs) zu verändern. Auch Winkler827 hatte erkannt, daß
sich die Holzschuher-Beweinung »obenhin betrachtet« nicht sehr von den Epita-
phien »mit derselben Darstellung«, die von Wolgemut und anderen damals ge-
malt worden seien, unterscheide: "Unten winzige Figuren der Stifterfamilie,
darüber die Darstellung selbst vor einem Grund, der bis zu den Köpfen hinauf
ohne Raumtiefe war."828 Dürer vermeide den schroffen Übergang zum Hinter-
grund im oberen Drittel des Bildes, aber das alte Schema schimmere auch durch
seine Konzeption. Die Landschaft erinnere829 stark an die Holzschnitte der Zeit.
Laut Tietzes830 zeige die Landschaft der Holzschuher-Tafel engste Übereinstim-
mung mit jener des Herkulesbildes831 von 1500, nur sei der tiefe Ausblick dort
hier an den Horizont hinaufgeschoben; in der Tat findet sich auf der Tafel auch
eine vergleichbare Brückenkonstruktion mit mächtigen Toren. Wie auf dem
Holzschuher-Epitaph (St. Sebald / GNM) ist dort vor der Brücke auf dem Was-
ser ein »Gondoliere« zu sehen. Die Brücke spiegelt832 sich im Wasser. Als ein
»inhaltlicher« Unterschied zur Tafel des Germanischen Nationalmuseums ist auf
der Tafel zu St. Sebald nur ein Schiff hinter der Brücke am Steg zu sehen; auch
die Gestaltung des Landesteges ist eine andere. An jenen Stellen beweist der
Maler der Sebalder Tafel noch seine Freude am Detail. Wenngleich die Tafel in
einer Höhe angebracht war, in man diese Einzelheiten wohl kaum noch sehen
konnte, zeigte uns der Maler der Sebalder Tafel zwei kleine Figuren, die auf der
ersten Stufe einer Leiter stehen, die zu jenem Schiff hinab führt. Der Künstler,
der auf der Tafel des Museums ein Schiff »hinzufügte«, muß die andere Tafel
sehr genau gekannt haben, da er - trotz der Höhe im Bild - nicht darauf verzich-
tete (genau wie der Maler der Tafel zu St. Sebald) die Hufe des rechten Pferdes
noch durch feine helle Punkte anzudeuten. Im Unterschied zur Tafel des Germa-
nischen Museums hatte der Maler der Sebalder Tafel den Weg im Mittelgrund
jedoch noch bis an die Grabeshöhle herangeführt. Hinter dem Kopf der Maria
Magdalena liegt auf der Tafel zu St. Sebald ein größerer Stein, der auf der Tafel
des Museums nicht als solcher zu sehen ist.
Was die Stadt im Hintergrund des Bildes angeht, so dürfen wir uns, laut
einem Hinweis von Kurt Löcher (Nürnberg), von dem im Herbst dieses Jahres
erscheinenden, bereits lange ersehnten833 wissenschaftlichen »Kataloges der
deutschen und niederländischen Tafelbilder des 16. Jahrhunderts im Germani-
schen Nationalmuseum« interessante Hinweise auch zu der auf der Holz-
guren unter dem Kreuz wirken weniger hinter als über der Gestalt der Maria
Magdalena; es mag diese Wirkung gewesen sein, die den späteren Kopisten der
Riedenburger »Zinsmeister-Kopie« dazu veranlaßten, diese besondere Wirkung
durch vermittelnde Repoussoir-Elemente in »verbessernder« Weise (durch Ein-
fügung von etwas Bewuchs) zu verändern. Auch Winkler827 hatte erkannt, daß
sich die Holzschuher-Beweinung »obenhin betrachtet« nicht sehr von den Epita-
phien »mit derselben Darstellung«, die von Wolgemut und anderen damals ge-
malt worden seien, unterscheide: "Unten winzige Figuren der Stifterfamilie,
darüber die Darstellung selbst vor einem Grund, der bis zu den Köpfen hinauf
ohne Raumtiefe war."828 Dürer vermeide den schroffen Übergang zum Hinter-
grund im oberen Drittel des Bildes, aber das alte Schema schimmere auch durch
seine Konzeption. Die Landschaft erinnere829 stark an die Holzschnitte der Zeit.
Laut Tietzes830 zeige die Landschaft der Holzschuher-Tafel engste Übereinstim-
mung mit jener des Herkulesbildes831 von 1500, nur sei der tiefe Ausblick dort
hier an den Horizont hinaufgeschoben; in der Tat findet sich auf der Tafel auch
eine vergleichbare Brückenkonstruktion mit mächtigen Toren. Wie auf dem
Holzschuher-Epitaph (St. Sebald / GNM) ist dort vor der Brücke auf dem Was-
ser ein »Gondoliere« zu sehen. Die Brücke spiegelt832 sich im Wasser. Als ein
»inhaltlicher« Unterschied zur Tafel des Germanischen Nationalmuseums ist auf
der Tafel zu St. Sebald nur ein Schiff hinter der Brücke am Steg zu sehen; auch
die Gestaltung des Landesteges ist eine andere. An jenen Stellen beweist der
Maler der Sebalder Tafel noch seine Freude am Detail. Wenngleich die Tafel in
einer Höhe angebracht war, in man diese Einzelheiten wohl kaum noch sehen
konnte, zeigte uns der Maler der Sebalder Tafel zwei kleine Figuren, die auf der
ersten Stufe einer Leiter stehen, die zu jenem Schiff hinab führt. Der Künstler,
der auf der Tafel des Museums ein Schiff »hinzufügte«, muß die andere Tafel
sehr genau gekannt haben, da er - trotz der Höhe im Bild - nicht darauf verzich-
tete (genau wie der Maler der Tafel zu St. Sebald) die Hufe des rechten Pferdes
noch durch feine helle Punkte anzudeuten. Im Unterschied zur Tafel des Germa-
nischen Museums hatte der Maler der Sebalder Tafel den Weg im Mittelgrund
jedoch noch bis an die Grabeshöhle herangeführt. Hinter dem Kopf der Maria
Magdalena liegt auf der Tafel zu St. Sebald ein größerer Stein, der auf der Tafel
des Museums nicht als solcher zu sehen ist.
Was die Stadt im Hintergrund des Bildes angeht, so dürfen wir uns, laut
einem Hinweis von Kurt Löcher (Nürnberg), von dem im Herbst dieses Jahres
erscheinenden, bereits lange ersehnten833 wissenschaftlichen »Kataloges der
deutschen und niederländischen Tafelbilder des 16. Jahrhunderts im Germani-
schen Nationalmuseum« interessante Hinweise auch zu der auf der Holz-