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gelegen, sondern ihm ging es dabei nur um eine Verdeutlichung der zeitlichen
Abfolge der Kinder.
Dafür, daß der »Entwurf« eine Nachzeichnung nach einer dritten auch tat-
sächlich ausgeführten späteren Komposition sei, liefert Beenken846 einige Argu-
mente; für diese Vorstellung spreche etwa der ungewöhnlicherweise mitge-
zeichnete Rahmen; zudem sei alles reifer als in den erhaltenen Bildern; »nir-
gends« sah er Dürers Handschrift«; »sachliche Unklarheiten«, etwa »der weiße
Fleck vor Maria (ein Salbgefäß?)« und die »dicken Schatten« würden für
»Nachzeichnung« sprechen. Dem ließe sich entgegnen, daß es dem Künstler bei
seinem frühen Entwurf darum ging, bereits eine denkbare Hell-Dunkel-Eintei-
lung des geplanten Bildes herauszuarbeiten. Wichtig wäre auch, einmal zu unter-
suchen, ob der Rahmen über die Zeichnung gesetzt wurde, oder ob umgekehrt
erst der Rahmen gemalt, und die Zeichnung danach dort »eingefügt« wurde. Im
ersten Fall hätte der Künstler einen gelungenen, spontanen Einfall durch die
Hinzufügung eines Rahmens gewürdigt, wodurch er zugleich dem Auftraggeber
einen ersten Eindruck der geplanten Tafel hätte vermitteln können. Diesbezüg-
lich sei auf Dürers "Landauer-Altar" hingewiesen, bei dem sich ähnliche Fragen
stellen (Hierzu siehe die Seiten 102/103 dieser Arbeit).
Noch Panofsky847 kommentiert, die Zeichnung sei nicht von Dürer; darüber-
hinaus hält848 er es jedoch auch für möglich, daß die Zeichnung beide Beweinun-
gen (Nürnberg und München) in sich vereine. Salvini849 hingegen sieht umge-
kehrt in beiden Beweinungen Einflüsse der Zeichnung: er führt Argumente850 an,
die aufzeigen sollen, daß nicht nur die Holzschuher-Beweinung, sondern auch
die Fassung der Münchener Pinakothek enge Beziehungen zur Zeichnung auf-
weist. Die Zeichnung vereinige dabei auf glückliche Weise zwei Kompositions-
prinzipien: das einer hinabführenden »Treppe« (wozu Geertgens Haarlemer Ta-
fel851 angeregt habe) und jenes aus der früheren Fassung des Themas im Blatt der
Großen Passion »ererbte Prinzip« einer Pyramidenkomposition.
Schilling852 hatte geschrieben, daß die Quersumme der Stifterfigürchen mit der
der Holzschuher-Tafel identisch sei, auch glaubte er - trotz flüchtiger Andeu-
tung - »Ähnlichkeiten zwischen den großen Stifterfiguren« zu erkennen: der
Quersumme darf man jedoch in diesem Fall keine Bedeutung zumessen, da auf
Epitaphien üblicherweise Männer und Frauen ihren Platz getrennt auf zwei Sei-
ten fanden; ein Künstler, wie Dürer, wird bei einem Entwurf diese Massenvertei-
lung richtig berücksichtigen oder sie gar nicht erst in Erwägung ziehen; wollte er
nur eine fiktive Stiftermenge angeben, so verbieten sich Rückschlüsse aus ihrer
Zahl ohnehin. Bei den von Schilling erkannten Ähnlichkeiten853 der Stifter han-
gelegen, sondern ihm ging es dabei nur um eine Verdeutlichung der zeitlichen
Abfolge der Kinder.
Dafür, daß der »Entwurf« eine Nachzeichnung nach einer dritten auch tat-
sächlich ausgeführten späteren Komposition sei, liefert Beenken846 einige Argu-
mente; für diese Vorstellung spreche etwa der ungewöhnlicherweise mitge-
zeichnete Rahmen; zudem sei alles reifer als in den erhaltenen Bildern; »nir-
gends« sah er Dürers Handschrift«; »sachliche Unklarheiten«, etwa »der weiße
Fleck vor Maria (ein Salbgefäß?)« und die »dicken Schatten« würden für
»Nachzeichnung« sprechen. Dem ließe sich entgegnen, daß es dem Künstler bei
seinem frühen Entwurf darum ging, bereits eine denkbare Hell-Dunkel-Eintei-
lung des geplanten Bildes herauszuarbeiten. Wichtig wäre auch, einmal zu unter-
suchen, ob der Rahmen über die Zeichnung gesetzt wurde, oder ob umgekehrt
erst der Rahmen gemalt, und die Zeichnung danach dort »eingefügt« wurde. Im
ersten Fall hätte der Künstler einen gelungenen, spontanen Einfall durch die
Hinzufügung eines Rahmens gewürdigt, wodurch er zugleich dem Auftraggeber
einen ersten Eindruck der geplanten Tafel hätte vermitteln können. Diesbezüg-
lich sei auf Dürers "Landauer-Altar" hingewiesen, bei dem sich ähnliche Fragen
stellen (Hierzu siehe die Seiten 102/103 dieser Arbeit).
Noch Panofsky847 kommentiert, die Zeichnung sei nicht von Dürer; darüber-
hinaus hält848 er es jedoch auch für möglich, daß die Zeichnung beide Beweinun-
gen (Nürnberg und München) in sich vereine. Salvini849 hingegen sieht umge-
kehrt in beiden Beweinungen Einflüsse der Zeichnung: er führt Argumente850 an,
die aufzeigen sollen, daß nicht nur die Holzschuher-Beweinung, sondern auch
die Fassung der Münchener Pinakothek enge Beziehungen zur Zeichnung auf-
weist. Die Zeichnung vereinige dabei auf glückliche Weise zwei Kompositions-
prinzipien: das einer hinabführenden »Treppe« (wozu Geertgens Haarlemer Ta-
fel851 angeregt habe) und jenes aus der früheren Fassung des Themas im Blatt der
Großen Passion »ererbte Prinzip« einer Pyramidenkomposition.
Schilling852 hatte geschrieben, daß die Quersumme der Stifterfigürchen mit der
der Holzschuher-Tafel identisch sei, auch glaubte er - trotz flüchtiger Andeu-
tung - »Ähnlichkeiten zwischen den großen Stifterfiguren« zu erkennen: der
Quersumme darf man jedoch in diesem Fall keine Bedeutung zumessen, da auf
Epitaphien üblicherweise Männer und Frauen ihren Platz getrennt auf zwei Sei-
ten fanden; ein Künstler, wie Dürer, wird bei einem Entwurf diese Massenvertei-
lung richtig berücksichtigen oder sie gar nicht erst in Erwägung ziehen; wollte er
nur eine fiktive Stiftermenge angeben, so verbieten sich Rückschlüsse aus ihrer
Zahl ohnehin. Bei den von Schilling erkannten Ähnlichkeiten853 der Stifter han-