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Kräften überließ. Albrecht Dürer, den eine solche »Klitterung« nicht befriedigen
konnte, wird sich diesem Auftrag entzogen haben und dürfte die Kombination
seinen Werkstattkräften überlassen haben: "Immerhin erhielt Hans Baldung so
die Gelegenheit, seine frühe2463 Meisterschaft zu zeigen"2464, indem er die Stand-
flügel schuf: "Die Gestalten wurden durch den großflächigen Auftrag der Kom-
plementärfarben Grün und Rot über die in Grisaille gemalte Verkündigung auf
den Außenseiten der geschlossenen Flügel des Altars hinweg aufeinander bezo-
gen."2465
Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß es sich bei den
Flügeln ["Wilde Männer mit den Wappenschilden des Oswolt Krel und seiner
Ehefrau"] des vermeintlichen (!) »Bildnistriptychons« Dürers für Oswolt Krel2466
(München) wohl ursprünglich um Teile eines Verschlußdeckels dieses Portraits
gehandelt hatte, wofür - laut Katalogangabe2467 - auch ein Inventareintrag des
19. Jahrhunderts spreche. Ein solcher Schiebedeckel mit dem Ehewappen des
Dargestellten ist uns im Falle von Dürers berühmten "Holzschuher-Bildnis"2468
von 1526 (Berlin) erhalten geblieben. Es wäre deshalb interessant zu erfahren,
wie die Rückseiten der betreffenden Tafeln ("Krel-»Flügel«" / "Holzschuher-
Deckel") gestaltet sind. Sollten die Krel'schen Seitentafeln ursprünglich in ei-
nem Verschlußdeckel vereinigt gewesen sein, so müßten die Flügeltäfelchen auf
alle Fälle seitlich beschnitten sein und dürften (zumindest zur jeweiligen Mitte
hin) nicht mehr ihre originalen Malkanten aufweisen; denn - betrachtet2469 man
die heutigen Maße2470 der drei Tafeln - verbliebe ein Spalt von immerhin 7,4
Zentimetern, wenn man die Seitentafeln mit der Mitteltafel zur Deckung brächte.
Im Jahre 19112471 war es dazu gekommen2472, daß die beiden, bis dahin noch »un-
erkannt« im Germanischen Museum zu Nürnberg aufbewahrten »Wilden
Männer« das Münchener Bildnis - als dessen Flügel2473 - ergänzten. In dem
Katalog der Alten Pinakothek2474 von 1911 wurden diese als "Verschlusstürchen"
bezeichnet; Karl Voll2475, der in ihnen die Innenseiten von Flügeln sah, sollte
schreiben, daß das so arrangierte Werk »von Hause aus als Triptychon gedacht«
gewesen wäre; die »Flügel« wären im 19. Jahrhundert von dem Portrait entfernt
worden. Wie beim Paumgartner-»Altar« ist auch im Falle des KreTschen »Bild-
nistriptychons« die Kombination Mitteltafel / Flügel unbefriedigend: die höhere
Bodenlinie auf den Flügeln paßt auch hier nicht gut zur Darstellung auf der
Haupttafel; wie beim Paumgartner-Altar, so bilden auch hier die dunklen
Hintergründe einen harten Kontrast zur lichten Darstellung des Hauptbildes. Der
Größenunterschied der Figuren fällt, anders als beim Paumgartner-Altar,
weniger ins Gewicht, da es sich bei den »Wilden Männern« offenkundig um
Figuren der Fiktion handelt.
Kräften überließ. Albrecht Dürer, den eine solche »Klitterung« nicht befriedigen
konnte, wird sich diesem Auftrag entzogen haben und dürfte die Kombination
seinen Werkstattkräften überlassen haben: "Immerhin erhielt Hans Baldung so
die Gelegenheit, seine frühe2463 Meisterschaft zu zeigen"2464, indem er die Stand-
flügel schuf: "Die Gestalten wurden durch den großflächigen Auftrag der Kom-
plementärfarben Grün und Rot über die in Grisaille gemalte Verkündigung auf
den Außenseiten der geschlossenen Flügel des Altars hinweg aufeinander bezo-
gen."2465
Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß es sich bei den
Flügeln ["Wilde Männer mit den Wappenschilden des Oswolt Krel und seiner
Ehefrau"] des vermeintlichen (!) »Bildnistriptychons« Dürers für Oswolt Krel2466
(München) wohl ursprünglich um Teile eines Verschlußdeckels dieses Portraits
gehandelt hatte, wofür - laut Katalogangabe2467 - auch ein Inventareintrag des
19. Jahrhunderts spreche. Ein solcher Schiebedeckel mit dem Ehewappen des
Dargestellten ist uns im Falle von Dürers berühmten "Holzschuher-Bildnis"2468
von 1526 (Berlin) erhalten geblieben. Es wäre deshalb interessant zu erfahren,
wie die Rückseiten der betreffenden Tafeln ("Krel-»Flügel«" / "Holzschuher-
Deckel") gestaltet sind. Sollten die Krel'schen Seitentafeln ursprünglich in ei-
nem Verschlußdeckel vereinigt gewesen sein, so müßten die Flügeltäfelchen auf
alle Fälle seitlich beschnitten sein und dürften (zumindest zur jeweiligen Mitte
hin) nicht mehr ihre originalen Malkanten aufweisen; denn - betrachtet2469 man
die heutigen Maße2470 der drei Tafeln - verbliebe ein Spalt von immerhin 7,4
Zentimetern, wenn man die Seitentafeln mit der Mitteltafel zur Deckung brächte.
Im Jahre 19112471 war es dazu gekommen2472, daß die beiden, bis dahin noch »un-
erkannt« im Germanischen Museum zu Nürnberg aufbewahrten »Wilden
Männer« das Münchener Bildnis - als dessen Flügel2473 - ergänzten. In dem
Katalog der Alten Pinakothek2474 von 1911 wurden diese als "Verschlusstürchen"
bezeichnet; Karl Voll2475, der in ihnen die Innenseiten von Flügeln sah, sollte
schreiben, daß das so arrangierte Werk »von Hause aus als Triptychon gedacht«
gewesen wäre; die »Flügel« wären im 19. Jahrhundert von dem Portrait entfernt
worden. Wie beim Paumgartner-»Altar« ist auch im Falle des KreTschen »Bild-
nistriptychons« die Kombination Mitteltafel / Flügel unbefriedigend: die höhere
Bodenlinie auf den Flügeln paßt auch hier nicht gut zur Darstellung auf der
Haupttafel; wie beim Paumgartner-Altar, so bilden auch hier die dunklen
Hintergründe einen harten Kontrast zur lichten Darstellung des Hauptbildes. Der
Größenunterschied der Figuren fällt, anders als beim Paumgartner-Altar,
weniger ins Gewicht, da es sich bei den »Wilden Männern« offenkundig um
Figuren der Fiktion handelt.