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Ich lasse hier noch einmal unsere Akten sprechen. Es ist schon durch
die Mitteilung unserer Obersten Heeresleitung vom 23. September v. J.
festgestellt worden, daß die Beschießung einzig und allein durch den Miß-
brauch des Turmes der Kathedrale zu einem Beobachtungsposten, durch
die Aufstellung einer Artilleriegruppe unmittelbar vor der Kathedrale, so
daß diese als Kugelfang dienen mußte, veranlaßt wurde. Auf unsere Er-
klärung hat der französische Generalstab am selben Tage geantwortet: ,,Le
commandant militaire n’a fait placer, ä aucun moment, un poste d’observation
dans la cathedrale.“ In der Kathedrale sicherlich nicht, aber eben auf der
Kathedrale. Das ist durch die übereinstimmenden Beobachtungen von
deutscher Seite, durch die nochmaligen eidlichen Vernehmungen der be-
treffenden vor Beims kommandierenden Autoritäten, durch die eidlichen Aus-
sagen der damals in Beims zurückgehaltenen Ärzte, Krankenschwestern und
Vikare erhärtet. Vor allem aber haben es die französischen und englischen
Zeitungen selbst ausdrücklich zugegeben. Die französische Zeitschrift
,,L’Illustration“ hat in ihrer Nummer vom 26. September berichtet, daß
am 13. September ein elektrischer Scheinwerfer auf dem Nordturm der
Kathedrale aufgestellt gewesen sei. In der Nummer derselben Zeitschrift
vom 10. Oktober hat dies der Abbe Tliinot, maitre de Chapelle an der
Kathedrale, der während der ganzen Beschießung in Beims anwesend war,
ausdrücklich in einem von ihm Unterzeichneten Artikel bestätigt. Dieser
Scheinwerfer ist zum mindesten die ganze Nacht des 13. Oktober in Tätig-
keit gewesen. Nach dem Bericht eines Augenzeugen in der englischen
Fachzeitschrift „The Wine and Spirit Trade Becord“ vom 9. November 1814
haben sich in jenen entscheidenden Tagen Mitte September auf der Turm-
spitze, von wo aus er den Gang des Gefechts beobachten konnte, neben
der Boten-Kreuz-Flagge eine Telephonanlage, eine elektrische Lichtanlage
und Soldatenbetten befunden. Gibt es einen ausgesprocheneren Miß-
brauch des Turmes, eine deutlichere Verwendung der Kathedrale zu mili-
tärischen Zwecken, eine schmählichere Versündigung auch gegen die Bote-
Ivreuz-Flagge als durch diesen Akt? Es ist bezeichnend, daß die ganze
französische Protestliteratur, die offiziellen Erklärungen von Begierung
und Generalvikariat, die Erklärungen von Akademien und Gelehrten-
gesellschaften, die leidenschaftlichen Ausbrüche all jener illustren Per-
sönlichkeiten des modernen Frankreichs diese Tatsache geflissentlich ver-
schweigen.
Auch eine Erklärung des Generalvikariats des Erzbischofs von Reims,
war ähnlich voreilig wie jene Auslassung des französischen Generalstabs.
Sie besagte, daß in keinem Augenblick Batterien auf dem Parvis aufgestellt
gewesen seien, noch weniger Lagern, noch Aufstellen von Truppen in der
Umgebung der Kathedrale stattgefunden habe. Daß Batterien auf der
kleinen Place du Parvis vor der Westfront in Feuertätigkeit gestanden
hätten, ist von unserer Seite nie behauptet worden. Aber jene Erklärung
der geistlichen Behörde wird wiederum widerlegt durch französische und
englische Zeitungen selbst. Der Pariser Korrespondent der „Times“, der
doch sicher ein unverdächtiger Zeuge ist, hat seinem Blatt am 22. September
berichtet: „Das Bombardement der Kathedrale war offenbar hervorgerufen,
auf alle Fälle theoretisch, durch die Tatsache, daß die Franzosen ihre Ar-
tillerie in der inneren Stadt aufgestellt hatten und daß sie den feindlichen
Ich lasse hier noch einmal unsere Akten sprechen. Es ist schon durch
die Mitteilung unserer Obersten Heeresleitung vom 23. September v. J.
festgestellt worden, daß die Beschießung einzig und allein durch den Miß-
brauch des Turmes der Kathedrale zu einem Beobachtungsposten, durch
die Aufstellung einer Artilleriegruppe unmittelbar vor der Kathedrale, so
daß diese als Kugelfang dienen mußte, veranlaßt wurde. Auf unsere Er-
klärung hat der französische Generalstab am selben Tage geantwortet: ,,Le
commandant militaire n’a fait placer, ä aucun moment, un poste d’observation
dans la cathedrale.“ In der Kathedrale sicherlich nicht, aber eben auf der
Kathedrale. Das ist durch die übereinstimmenden Beobachtungen von
deutscher Seite, durch die nochmaligen eidlichen Vernehmungen der be-
treffenden vor Beims kommandierenden Autoritäten, durch die eidlichen Aus-
sagen der damals in Beims zurückgehaltenen Ärzte, Krankenschwestern und
Vikare erhärtet. Vor allem aber haben es die französischen und englischen
Zeitungen selbst ausdrücklich zugegeben. Die französische Zeitschrift
,,L’Illustration“ hat in ihrer Nummer vom 26. September berichtet, daß
am 13. September ein elektrischer Scheinwerfer auf dem Nordturm der
Kathedrale aufgestellt gewesen sei. In der Nummer derselben Zeitschrift
vom 10. Oktober hat dies der Abbe Tliinot, maitre de Chapelle an der
Kathedrale, der während der ganzen Beschießung in Beims anwesend war,
ausdrücklich in einem von ihm Unterzeichneten Artikel bestätigt. Dieser
Scheinwerfer ist zum mindesten die ganze Nacht des 13. Oktober in Tätig-
keit gewesen. Nach dem Bericht eines Augenzeugen in der englischen
Fachzeitschrift „The Wine and Spirit Trade Becord“ vom 9. November 1814
haben sich in jenen entscheidenden Tagen Mitte September auf der Turm-
spitze, von wo aus er den Gang des Gefechts beobachten konnte, neben
der Boten-Kreuz-Flagge eine Telephonanlage, eine elektrische Lichtanlage
und Soldatenbetten befunden. Gibt es einen ausgesprocheneren Miß-
brauch des Turmes, eine deutlichere Verwendung der Kathedrale zu mili-
tärischen Zwecken, eine schmählichere Versündigung auch gegen die Bote-
Ivreuz-Flagge als durch diesen Akt? Es ist bezeichnend, daß die ganze
französische Protestliteratur, die offiziellen Erklärungen von Begierung
und Generalvikariat, die Erklärungen von Akademien und Gelehrten-
gesellschaften, die leidenschaftlichen Ausbrüche all jener illustren Per-
sönlichkeiten des modernen Frankreichs diese Tatsache geflissentlich ver-
schweigen.
Auch eine Erklärung des Generalvikariats des Erzbischofs von Reims,
war ähnlich voreilig wie jene Auslassung des französischen Generalstabs.
Sie besagte, daß in keinem Augenblick Batterien auf dem Parvis aufgestellt
gewesen seien, noch weniger Lagern, noch Aufstellen von Truppen in der
Umgebung der Kathedrale stattgefunden habe. Daß Batterien auf der
kleinen Place du Parvis vor der Westfront in Feuertätigkeit gestanden
hätten, ist von unserer Seite nie behauptet worden. Aber jene Erklärung
der geistlichen Behörde wird wiederum widerlegt durch französische und
englische Zeitungen selbst. Der Pariser Korrespondent der „Times“, der
doch sicher ein unverdächtiger Zeuge ist, hat seinem Blatt am 22. September
berichtet: „Das Bombardement der Kathedrale war offenbar hervorgerufen,
auf alle Fälle theoretisch, durch die Tatsache, daß die Franzosen ihre Ar-
tillerie in der inneren Stadt aufgestellt hatten und daß sie den feindlichen