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Kriegstagung für Denkmalpflege [Hrsg.]
Stenographischer Bericht — Berlin, 1915

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Sonntag, den 29. August
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https://doi.org/10.11588/diglit.29910#0112
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lüG

Geheimrat Gurlitt und mir, erlaubt sich, Ihnen die folgenden Vorschläge
zu unterbreiten:

„Die Kriegstagung für Denkmalpflege wolle beschließen, die
nachfolgenden beiden Anschreiben einmal an die Kaiserlich Deutsche
Reichsregierung und sodann an die K. u. K. Österreichisch-Ungarische
Regierung zu richten:

1. An die Kaiserlich Deutsche Reichsregierung:

Nachdem sich die von der deutschen Verwaltung eingerichtete
Fürsorge für die Erhaltung der Denkmäler und den Wiederaufbau
der zerstörten Bauwerke und Ortschaften auf dem westlichen
Kriegsschauplatz als außerordentlich fruchtbar und heilsam er-
wiesen hat, unterbreitet die Kriegstagung für Denkmalpflege der
Kaiserlich Deutschen Regierung die Anregung, im Anschluß an die
von Österreich-Ungarn bereits eingeleiteten und in Ausführung
begriffenen vorbildlichen Maßnahmen die Einsetzung einer geord-
neten Denkmal- und Kunstpflege auch für die okkupierten Gebiete
im Osten tunlichst bald in Angriff zu nehmen und für die Durch-
führung dieser Tätigkeit eine dauernde Verbindung mit den öster-
reichisch-ungarischen Organen zu halten.

2. An die K. u. K. Österreichisch-Ungarische Regierung:

Nachdem sich die von der deutschen Verwaltung eingerichtete
Fürsorge für die Erhaltung der Denkmäler und den Wiederaufbau
der zerstörten Bauwerke und Ortschaften auf dem westlichen
Kriegsschauplatz als außerordentlich fruchtbar und heilsam er-
wiesen hat, unterbreitet die Kriegstagung für Denkmalpflege der
K. u. K. Österreichisch-Ungarischen Regierung die ehrerbietige An-
regung, im Anschluß an die von Österreich-Ungarn, bereits in vor-
bildlicher Weise eingeleiteten Maßnahmen tunlichst umgehend die
Durchführung einer geordneten Denkmalpflege und Kunstpflege in den
okkupierten Gebieten des Ostens in die Wege zu leiten und zu diesem
Behuf eine dauernde Verbindung mit der gleichzeitig auf dem öst-
lichen Kriegsschauplatz einzusetzenden deutschen Organisation der
Denkmalpflege zu schaffen.“

Außerdem bittet diese Kommission, daß Sie aus unserer Mitte je zwei
Reichsdeutsche und zwei Österreicher, die Herren Hofrat Neuwirth, Pro-
fessor Dvorak, Geheimrat Gurlitt und mich, beauftragen möchten, als Er-
gänzung und Ausführung zu diesen Resolutionen noch eine kurze Darlegung
der Grundsätze aufzusetzen, die wir natürlich nicht sofort aufstellen konnten,
zu deren Redaktion wir uns in den nächsten Tagen zusammenfinden müssen,
die als eine Art von Anlage diesen Anschreiben beigefügt werden könnte.
Sollte die Kriegstagung für Denkmalpflege Bedenken tragen, dieser Anlage,
ohne sie verbotenus genehmigt zu haben, ihre Zustimmung zu erteilen, so
würden wir bereit sein, sie vorderhand eben nur mit unseren vier Namen
zu unterzeichnen und zu decken.

Ich darf dazu bemerken, daß der anwesende Vertreter des k. k. öster-
reichischen Ministeriums für Kultus und Unterricht es als in hohem Maße
wünschenswert bezeichnet hat, daß auch an seine Regierung in der von
uns vorgeschlagenen Weise direkt von der Kriegstagung für Denkmalpflege
diese Anregung gesandt wird.
 
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