Stieglitz, Christian Ludwig: Archaeologie der Baukunst der Griechen und Römer (Band 1) (Weimar, 1801)

20 Einleitung;

* Die Verwüstungen der Perser, so schrecklich
sie auch für Griechenland waren, beförderten doch
die Ausbildung der Baukunst , da die Griechen,
fo bald sie sich wieder etwas erholt hatten, eifrig
bemüht waren, ihre Städte wieder herzustellen
und sie zu verschönern. Zu dieser Zeit war es,
wo der Geist der Griechen sich erhob und sich
völlig entwickelte, wo der Geschmack sich ausbil-
dete und die Theilnahme an der Kunst aufs
höchste stieg, die sich ^vorzüglich auch in der
Ausübung der Baukunst zeigte.

Jetzt wurden die meisten der zerstörten Tem-
pel wieder aufgebaut, und sie erhielten nicht nur
mehr Gröfse als iu den voi-igen Zeiten, sondern
zeichneten sich auch durch mehr ^Pracht und Schön-
heit aus. Die Gebäude, in welchen sich das Volk
versammelte, die Marktplätze, die Portiken, wurden
erweitert und mit Gemähldcn aus der griechischen
Geschichte verziert. Das Volk verlangte verschie-
dene Arten von Vergnügungen, und es wurden
Theater und Gymnasien errichtet, die zugleich zur
Erziehung und Bildung der jungen Griechen no-
thig waren. Die öffentlkhenPlätze wurden zum An-
denken der Helden, die für das Vaterland gefochten.;
zum Ruhm der Sieger in den öffentlichen Spielen,
und zur Ehre anderer verdienstvoller Männer, mit
Statuen und Denkrnählern geschmückt»

Vorzüglich wurde jetzt Athen die Mutter und