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Stix, Alfred; Permoser, Balthasar [Ill.]
Balthasar Permoser - die Apotheose des Prinzen Eugen — Der Kunstbrief, Band 31: Berlin: Mann, 1946

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https://doi.org/10.11588/diglit.72965#0007
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DAS WERK

In dem Parterresaal an der linken Ecke des Eugenschen
Lustschlosses Belvedere in Wien (Abb. 14-16) stand noch zu
Lebzeiten des Prinzen die gewaltige Marmorstatue, seine
Verklärung darstellend. Heute ist sie eines der interessante-
sten und bedeutendsten Werke des Barockmuseums der
Österreichischen Galerie. Interesse und Bedeutung beruhen
nicht allein darauf, daß die Statue ein hervorragendes Werk
der deutschen Bildhauerkunst der Barockzeit ist, sie beruhen
in noch höherem Maße auf der Person des Dargestellten.
Prinz Eugen von Savoyen war nicht nur Ritter des Goldenen
Vließes und der oberste und unbesiegte Führer der Heere
des Kaisers und des Reiches, wie dies auf dem schwarzen
Marmorsockel in lateinischer Sprache zu lesen ist, er war
auch nicht weniger bedeutend als Staatsmann und Diplomat,
als Organisator und in kultureller Hinsicht als Förderer von
Kunst und Wissenschaft. Was ihn aber bei seinen Zeit-
genossen, insbesondere bei den Bewohnern seiner Wahl-
heimat, zum größten Helden erhob, das waren seine Erfolge
gegen die Türken. Seit dem Fall von Konstantinopel war
Mitteleuropa in ständiger Gefahr, vom Orient aus berannt,
vielleicht sogar überrannt zu werden. Bis weit nach Ungarn
reichte das Reich der Osmanen. Zweimal, 1529 und 1683,
war Wien von ihnen, wenn auch vergeblich, belagert worden.
Mit dem heldenhaften Widerstand der Hauptstadt und ihrem
Entsatz 1683, bei dem der Prinz als Freiwilliger mitwirkte,
war der Höhepunkt dieser Gefahr wohl überwunden. Die
Türken wurden anfangs zurückgedrängt, und Eugen als
Feldherrn gelang es dann, eine Situation herzustellen, durch
die jede weitere Bedrohung Mitteleuropas vollständig aus-
geschaltet wurde, ganz Ungarn wieder dem Kaiser und der
europäischen Kultur angehören durfte. Wenn auch die Siege
Eugens in den Kriegen gegen Frankreich nicht weniger
bedeutend waren, so ist es doch fast selbstverständlich, daß
sich die Apotheose des Prinzen auf die Überwindung der
Osmanengefahr stützt.

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