PRINZ EUGEN ALS KUNSTFREUND
Auszug aus der 1889 in Wien erschienenen Abhandlung von Albert Ilg,
die heute im einzelnen — namentlich in bezug auf die Baugeschichte
des Belvedere — überholt ist, aber verdienstvoll zum ersten Male den
weiten Umkreis von des Prinzen Kunstförderung abgesteckt hat.
Mit Recht hat sich die Überzeugung durchgesetzt, daß wir
im Prinzen Eugen den Freund und Förderer der Wissen-
schaft und vor allem der bildenden Künste nicht minder zu
verehren haben als den Staatsmann und Strategen. Der fran-
zösische Dichter J. Baptist Rousseau hat nicht die Begabung
für das Kriegshandwerk, sondern seine Tugend, Weisheit
und Liebe zu den schönen Künsten (la vertu, la sagesse et
l'amour des beaux arts) als die Fundamente seines höchsten
Ruhms bezeichnet. Der Freund eines Leibniz, eines Grave-
sande, der Auftraggeber unsterblicher Bauten und Garten-
anlagen, der Sammler großen Stils von Gemälden, Büchern
und Kupferstichen war kein Dilettant auf diesen Gebieten,
kein Liebhaber modischen Prunks, sondern ein gründlicher
Kenner, der alles, was er sammelte und erstehen ließ, mit
seinem durchaus persönlichen, oft eigenwilligen, immer aber
geschulten Geschmack zu durchdringen verstand. Daß sein
künstlerisches Vermächtnis von seiner Erbin verschleudert
wurde, seine Bauten und Gärten wertvollster Schmuckteile
beraubt sind, erschwert die Vorstellung von dem erstaun-
lichen Umfang seiner kulturellen Leistung, die mühsam aus
den Akten rekonstruiert werden muß.
Des Prinzen künstlerische Leidenschaft wird weniger das
Erbgut seiner Familie sein - den strahlenden, aber etwas
äußerlichen Glanz des elterlichen Hauses hat er kaum noch
erlebt, und seine Jugend war reich an Entbehrungen - als
vielmehr das Ergebnis einer auf allen Gebieten dem Höchsten
zugewandten Sehnsucht, einer Selbsterziehung zu Kenner-
schaft und Qualitätsgefühl, wie sie auch zu seiner Zeit selten
gewesen ist. Seine Ausbildung in jungen Jahren galt fast
ausschließlich den mathematischen und militärischen Wissen-
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Auszug aus der 1889 in Wien erschienenen Abhandlung von Albert Ilg,
die heute im einzelnen — namentlich in bezug auf die Baugeschichte
des Belvedere — überholt ist, aber verdienstvoll zum ersten Male den
weiten Umkreis von des Prinzen Kunstförderung abgesteckt hat.
Mit Recht hat sich die Überzeugung durchgesetzt, daß wir
im Prinzen Eugen den Freund und Förderer der Wissen-
schaft und vor allem der bildenden Künste nicht minder zu
verehren haben als den Staatsmann und Strategen. Der fran-
zösische Dichter J. Baptist Rousseau hat nicht die Begabung
für das Kriegshandwerk, sondern seine Tugend, Weisheit
und Liebe zu den schönen Künsten (la vertu, la sagesse et
l'amour des beaux arts) als die Fundamente seines höchsten
Ruhms bezeichnet. Der Freund eines Leibniz, eines Grave-
sande, der Auftraggeber unsterblicher Bauten und Garten-
anlagen, der Sammler großen Stils von Gemälden, Büchern
und Kupferstichen war kein Dilettant auf diesen Gebieten,
kein Liebhaber modischen Prunks, sondern ein gründlicher
Kenner, der alles, was er sammelte und erstehen ließ, mit
seinem durchaus persönlichen, oft eigenwilligen, immer aber
geschulten Geschmack zu durchdringen verstand. Daß sein
künstlerisches Vermächtnis von seiner Erbin verschleudert
wurde, seine Bauten und Gärten wertvollster Schmuckteile
beraubt sind, erschwert die Vorstellung von dem erstaun-
lichen Umfang seiner kulturellen Leistung, die mühsam aus
den Akten rekonstruiert werden muß.
Des Prinzen künstlerische Leidenschaft wird weniger das
Erbgut seiner Familie sein - den strahlenden, aber etwas
äußerlichen Glanz des elterlichen Hauses hat er kaum noch
erlebt, und seine Jugend war reich an Entbehrungen - als
vielmehr das Ergebnis einer auf allen Gebieten dem Höchsten
zugewandten Sehnsucht, einer Selbsterziehung zu Kenner-
schaft und Qualitätsgefühl, wie sie auch zu seiner Zeit selten
gewesen ist. Seine Ausbildung in jungen Jahren galt fast
ausschließlich den mathematischen und militärischen Wissen-
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