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Stölzel, Adolf
Die Entwicklung des gelehrten Richterthums in deutschen Territorien: eine rechtsgeschichtliche Untersuchung mit vorzugsweiser Berücksichtigung der Verhältnisse im Gebiete des ehemaligen Kurfürstenthums Hessen (Band 1) — 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.10463#0499

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§. 25. Das Stadtgericht zu Marburg.

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1649—1689, die Rathsbücher von 1536—1542 und von 1647
(Protocolle über die Rathssitzungen in Verwaltungssachen)
vorhanden,2 und finden sich darin für jede einzelne Raths-
oder Gerichtssitzung die mitwirkenden Rathsglieder genau
aufgeführt; insbesondere enthalten aber die von 1654 be-
ginnenden s. g. Exercitienbücher, in welchen Nachrichten
über städtische Gerechtsame und Einrichtungen mit den
zugehörigen Bescheiden und Beschlüssen der Oberbehörden
gesammelt sind, wichtige Einträge auch über das Justiz-
wesen.

Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts treten die
ersten Schöllen mit academischer Bildung auf, freilich noch
sehr vereinzelt. Sie gehören alten Rathsfamilien an. Die
Reihe eröffnet Johann Martorff, welcher 1439 in Erfurt
immatriculirt wurde, und vor wie auch nach 14603 als Schöffe,
1460 aber als Bürgermeister4 fungirt. Vorfahren von ihm,
Bertolf von Martorf und dessen Sohn Johann, erscheinen
schon 1353 unter den Vertretern der Marburger Bürgerschaft.5
Die Familie ist, wie die Benennung des ebenerwähnten
Bertolf ergibt, eine von Mardorf (bei Amöneburg) nach
Marburg eingewanderte. Johann Marturff von Marburg stu-
dirt bereits 1406 in Erfurt.

Der erste Bürgermeister von gelehrter Bildung, Lud-
wig Im Hobe (Imhoff), geht 1456 durch die Leipziger
Matrikel; alsbald nach beendetem Studium (1459) über-
kömmt er das Bürgermeisteramt. 6 Seine Familie ist eine
der ältesten im Marburger Rathe. Sie führt den Beinamen
Rode und ist ritterlicher Abkunft. Schon 1294 wird Lude-
vicus de curia Sancti Angeli unter den Marburger
Scabinen aufgezählt ;7 ein Ludevicus de Curia ist 1320 8 und
ein Ludwig Rode 1337 8 Bürgermeister; ebenso ist Albrecht

2 Jetzt noch im Besitz der Stadt Marburg.

3 1459. A. 277 Kirchhain. — 1467. A. 278 Harb.

4 A. 277 Kirchhain.

5 A. 85 Ebsdorf.

6 A. 277 Kirchhain.

< A. 76 Wittelsberg.

8 A. 278 Marburg, verschiedne Oertlichkeiten.
 
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