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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen — Leipzig, 1869

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.976#0011
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siegreich war: hier war das Heiligtum der Sieges-Sladtgöltin, der
Athena-Nike.

Die Göttin Nike, deren Gestall uns aus den Kunstwerken so wohl
bekannt ist, gehört nicht zu den alten Cultusgöttern, deren Idee in den
ältesten mythologischen Naturanschauungen1) oder dem ursprüng-
lichsten häuslichen Gottesdienste wurzelt. Sie scheint fast weniger
durch die Dichtung geschaffen zu sein, als durch die Bildende Kunst,
welche aus Anlass der Weihgeschenke für kriegerische Siege wie für
die vielen friedlichen Wettkampfe bestandig die Aufgabe vor sich hatte,
die Thatsache des Sieges bildlich und verstandlich auszudrücken.
Sie fand die Lösung, indem sie, die poetische Personifikation dieses
menschlichen Begriffs des Sieges anwendend, den Sieg selbst dar-
stellte, dem Geschlechte des Wortes vflrij gemäss, eine Jungfrau mit
mächtigen Schulterflügeln — denn Nike naht rasch und wunderbar,
mit gewalligem Flügelschlag hei anrauschend —, und dieses einmal
gegebene Bild wurde in der Kunst festgehalten und es ist auch in den
mannigfachsten Anwendungen stets verständlich geblieben. Danach
wird uns die Nachricht, dass in der alten Kunstschule zu Chios oder
vom thasischen Maler Aglaophon Nike zuerst beflügelt dargestellt
worden sei, nicht unwichtig scheinen2). Aber es wird daraus nicht,
wie es nach den Worten selbst den Anschein hat, zu folgern sein,

1) Die entgegengesetzte Meinung Preller's, Gr.Mythl. I1 p.286 : »Ihre (der Nike)
ursprüngliche Bedeutung ist wahrscheinlich der Blitz, daher sie unzertrennlich von
Zeus ist, dem ihre Mutter Styx sie beim Titanenkampf sendet« scheint mir nicht
begründet und von Preller selbst wieder aufgegeben zu sein. Vgl. Gr. Mythol. I2
p. 388.— Vgl.Petersen Gr.Mythol. (Ersch u. Gruber Encyklopädie Bd. 82) p.218.

2) Schol. Aristophan. av. 574. vsurrsptxov to tt(v Ni'xttjv xoti tov Epu)Ta
sirrspuiadai. vAp}(evvov 70p cpaai tov BooitaXoo xal 'AihjviSo? Tzazipa, 01 8s
'AvXao'-piuvTa, "ov Oaotov Cu>Ypa<pov, irojv^v spyaaaaftat t^v Nfxrjv, a>? ol Ttspt
KaposTiov xov nspYau.7jVOV cpasiv. Vgl. Cramer, Anecd. IH p. 366, 503. Ross,
Niketempel p. 12,20. Welcker, Kl. Schriften III p. 484. Brunn, Kt'instlergesch. I
p. 38 f. Gerhard, Ges. Abhandl.I p. 163. Müller, Kl. Schriften II p. 357. Dübner,
Schol. Aristoph. p. 485. Wie man auch über die Lesart des Schol. [vAp)(SVVo;
<pr(ai xa! R] und den Namen bei Plin. 36, H [Archermus B] entscheiden wolle,
die Sache bleibt die selbe.

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