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— 20 —

des Foyers Michel Perret, Richard & Cie
in Paris» sind die Kathedralen von Verdun,
Soissons, Langres, Sainte-Clotilde in Paris,
Saint-Quentin und Saint-Remy in Reims und
nahezu 150 Kirchen in Frankreich — darunter
10 in Paris — nach diesem System beheizt
worden. Im Reichslande sind die Kirchen
in Benfeld, Masmünster, Dornach, Sulz,
Pfastatt, Marienthal, St. Fides und St. Georgs-
kirche in Schlettstadt, St. Martins- und Josephs-
kirche in Colmar, Altdorf, Schirmeck, St.
Avold, Peltre, Chatel-St. Germain bei Metz,
die neue Jung St. Peterskirche, die St.
Stephanskirche in Strassburg und andere
mehr nach diesem System beheizt. Die
Anforderungen, welche die Denkmalpflege
und die Kirchenbehörden an eine Heizanlage
in der Kirche stellen müssen, werden von
einer dauernd in Betrieb gehaltenen Luft-
heizung mit Heizöfen nach dem System
Perret erfüllt. Die Vorzüge liegen neben
der ausreichenden Erwärmung des Kirchen-
raumes in der geringen Inanspruchnahme
des Bauwerks, in den nicht erforderlichen
Heizkörpern, in der Leichtigkeit die Anlage
in das Bauwerk ohne Störung und Unter-
brechung der Nutzbarkeit des Gotteshauses
einzuführen, in der Einfachheit und geringe
Zeit erfordernden Bedienung und endlich in
der im Verhältnis zu anderen Zentralheizungen
grossen Billigkeit der Anlage und Betriebs-
kosten. In dem Berichte des Münsterbau-
amtes über die Ergebnisse der letzten Heiz-
periode wird auch hervorgehoben, dass in-
folge der verhältnismässig gleichmässigen
Erwärmung der sämtlichen Innenräume
des Münsters keine nennenswerten Zug-
erscheinungen zu konstatieren gewesen
wären. Vom Standpunkte der Denkmal-
pflege ist noch auf die Erscheinung aufmerk-
sam zu machen, dass durch die fortdauernde
gleichmässige Erwärmung der Innenräume
die namentlich bei älteren Baudenkmälern
aus Stein im Frühjahr auftretenden Spuren
von Feuchtigkeit an den Sockeln und Pfeilern
der Aussenmauern nicht auftreten. Eine
gleiche Beobachtung ist auch in dem letzten
Frühjahr nach der ersten Heizperiode im
Münster zu Strassburg gemacht worden-')

') Siehe Bericht des Münsterbauamtes Seite 29.

Irgend welche unangenehme oder schädliche
Nebenerscheinungen sind bis jetzt an keinem
Bauwerke, in welches die Heizung in den
elsässischen Kirchen eingeführt ist, zu kon-
statieren gewesen; auch ist von einem
schädlichen Russansatz nichts beobachtet
worden, wie namentlich die Kaminendigungen
in der neuen Jung St. Peterkirche während
einer zehnjährigen Heizperiode zeigen, was
auf die nahezu vollkommene Verbrennung
des Heizmaterials (Kohlenstaub) zurückzu-
führen ist. Der Staubniederschlag an den
Wänden oberhalb denHeissluftausströmungen
ist dadurch vermieden, dass die Öffnungen
in den Fussboden gelegt werden; bei Wand-
ausströmungen kann der Niederschlag ver-
mindert werden, wenn in dem Heissluftkanal
mit Wasser geschwängerte Gazefilter ein-
geschaltet werden.

Die obengemachte Erwähnung der Billig-
keit der Anlage und der Betriebskosten
mag durch folgende Vergleichszahlen belegt
werden :

In dem Bericht1) über die Beheizung des
Magdeburger Domes durch Niederdruck-
dampfheizung ist der zu erwärmende Luft-
raum auf 75000 cbm, die Anlagekosten auf
99 000 Ji angegeben und die Betriebskosten
sind auf einen Betrag von 5—6000 <4i ge-
schätzt worden, da zur Zeit des Berichts
eine vollständige Übersicht der erst seit zu
kurzen Zeit in Betrieb genommenen Anlage
noch nicht vorlag. Die St. Fideskirche in
Schlettstadt ist im Jahre 1899 mit einer
Heizanlage nach dem System Perret ver-
sehen worden. Die Anlagekosten betrugen
4100 Ji, die Betriebskosten jährlich 210 bis
230 Ji inkl. Heizerentschädigung. Die An-
lagekosten im Strassburger Münster nach
dem System Perret betragen 29 702,97 J&
bei 82000 Cubikmeter zu erwärmender Luft
und jährlich 2000,71 Ji'1) Betriebskosten inkl.
Pleizer. Noch günstiger stellen sich die Be-
triebskosten der Kathedrale von St. Quentin3);

:) Vergl.Centralblatt der Bauverwaltung. Heraus-
gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Berlin 17. Januar 1903.

2) Vergl. die Tabelle auf Seite 32 und den
Bericht des Mansterbauamts.

3) Nach den Heiztabellen der Jahre 1889—1891,
 
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