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fehlen, auf eine vor einiger Zeit freigelegte
Inschrift im Kreuzgange hinzuweisen: «Hic jacet
Magister Werlinus de Nordelahe». Die Zeichnung
der Majuskeln weist entschieden auf das letzte
Drittel des XIII. Jahrhunderts. Ein Magister
Wernlinus (was wohl identisch mit Werlinus
sein dürfte) kommt in einer Urkunde vom
Jahre 1257 vor (Wiegand: Urkundenbuch 307. 3o).
War dieser Werlinus Werkmeister ? alsdann
dürften wir in ihm den Erbauer des Langhauses
und des Lettners sehen. Beruhen vielleicht die
von Woltmann erwähnten, von Kraus als Irr-
tum des Schreibers bezeichneten Eintragungen
im Donationsbuch des Frauenwerks auf einer
Verwechsluug des Schafthers (Lohnherrn) Wehe-
linus mit dem alten Werkmeister Werlinus?
Das sind Fragen, deren Beantwortung ich
andern überlassen möchte. Wie aber auch der
Name des Meisters geheissen habe, einer der
grössten seiner Zeit war er zweifellos, der uns
in dem Langhaus des Strassburger Münsters ein

Werk hinterlassen hat, wie es edler, harmonischer
in seiner Wirkung von keinem andern Bau nicht
einmal dem berühmten Westbau Erwins erreicht
wird, der, man mag noch so sehr die künst-
lerische Vollendung desselben bewundern, im
Verhältnis zum .Langhaus bereits den Stempel
des Schematismus an der Stirn trägt, und der in
seiner meisterhaften Ornamentierung von dem
zehrt, wozu der Meister des Langhauses, der
eigentliche Begründer der Strassburger Meister-
schule, den Grund gelegt hat.

An eine Wiedererrichtung des Lettners an
seiner ursprünglichen Stelle ist selbstverständlich
bei den veränderten kirchlichen Gebräuchen
nicht zu denken, dagegen dürfte es mit Freuden
zu begrüssen sein, wenn durch Schaffung ge-
eigneter Museumsräumlichkeiten diesen Resten
eines untergegangenen Kunstwerks eine würdige
Aufstellung zugeben, die Möglichkeit geboten
würde.
 
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