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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 5.1908

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Knauth, Johannes: Das architektonische Ornament am Strassburger Münster, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20535#0025
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Abb. 52.

durchweg die altertümelndenKnospen, vielfach
auch in Form einfacher Knöpfe, geschmückt
mit hockenden Tiergestalten von wunderbar
naturalistischer Gestaltung. (Abb. 57).

Ein besonderes günstiges Feld für die
Betätigung der Geschicklichkeit des gotischen
Bildhauers sind die Zwickelfüllungen, wie
sie die Verbindung des Spitzbogens mit der
Horizontalen der Gesimse und der Vertikalen
der Tragpfeiler bildete. Auch auf diesem
Gebiete kann man nicht genug die phantasie-
reiche Schöpfungskraft, das meisterhafte
Kompositionstalent der alten Bildner bewun-
dern.

Reiches naturalistisch aufgefasstes Laub-
werk, für sich oder in Verbindung mit teils
natürlichen, teils phantastischen Tiergestalten,
auch figurale Kompositionen ernsten und
scherzhaften, bisweilen auch derb sinnlichen
Inhaltes bilden die Motive für solche Zwickel-
füllungen. (Abb. 58 — 61) Man geht zu weit, wenn
man bei all diesen Darstellungen eine bewusste
Absicht, in jedem einzelnen Falle irgend einen

Abb. 53.

mysteriösen Gedanken suchen will. All diese
phantastischen Motive, wie sie die romanische
Zeit schon geboten hat und zu denen die
Natur in Feld und Wald sowohl wie der
Gang des täglichen Lebens oder auch die
durch gleichzeitige allegorische Tierbeschrei-
bungen im Geiste des Künstlers angeregte
Phantasie Gevatter gestanden, waren nur
Mittel zum Schmuck des Architekturgebildes
ohne jede. weitergehende Absicht als allen-
falls harmloser Spott und SatigeL Besonders
ist es der Teufel, der herhalten muss und

Abb. 54.
 
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