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in mehr scherz- als schreckhafter Gestaltung
in den Dienst der Ornamentik des Gottes-
hauses treten muss. Daneben wird dann
besonders häufig der Jude, kenntlich durch
das charakteristische Spitzhütchen, als Gegen-
stand des Spottes und der Satire verwendet.
Der Jude mit der Sau, an deren Brust
saugend, (Abb. 62) oder von Teufeln gequält
und zur Hölle geschleppt, sind häufig bei
gotischen Bauwerken und auch an unserem
Münster vorkommende Darstellungen.
Das Gleiche gilt von der jetzt besonders
beliebten Verwendung phantastischer figuraler
Motive für Konsolen und Giebelanfänger.
So zeigt uns eine Konsole an der südlichen
Hochschiffswand eine weibliche Figur mit
drachenartigen Tiergestalten an den Brüsten,
(Abb.Ö3)an andererStelle eine männlicheFigur
mit einem Brode in der Hand. Die Giebel-
anfänger einer der älteren Fialenendigungen
sind Abbildungen der Evangelistensymbole,
während an den entsprechenden Stellen
anderer Fialen naturalistische sowohl wie
anderseits auch die phantastischsten Tier-
gestalten Vorkommen. Dasselbe ist bei den
Abb 57.
Wasserspeiern der Fall. Der älteste und
zugleich riesenhafteste unter den am Münster
vorkommenden ist der noch aus den ersten
Jahren des Erbauens des Langhauses her-
rührende vom ersten, östlichsten Strebepfeiler
der Nordseite. Derselbe hatte ursprünglich
die Aufgabe, an dieser Stelle das Nieder-
schlagwasser des Seitenschiffsdaches abzu-
leiten, ist aber durch den späterhin angefügten
Bau der St. Martinskapelle seines Amtes
entsetzt worden.
Es ist ein noch streng stilisierter
Löwe. (Abb 64). Viel freiere Auffassung
zeigen die oberen Wasserspeier der beiden
östlichsten Strebepfeiler an der Nord- und
Südseite; sie sind vollständig naturalistisch.
(Abb. 65) Wirsehen unter anderem Ziegenbock,
Pferd, Esel und Flirsch mit verfolgendem Hunde
in lebhaftester Bewegung in den Dienst der
Wasserableitung gestellt. Bei dem etwas
jüngeren westlichen Joche des Langhauses
finden wir neben durchaus naturalistischen
Tiergestalten, Pferd, Esel, Bock und dergl.
auch wieder die phantastischsten Darbietungen,
unter andern auch ein Tierwesen mit Löwen-
tatzen, statt des Kopfes ein Totenschädel. (Abb.
66 — 69) Ein Wasserspeier an der nördlichen
Hochschiffswand zeigt eine Gruppe von zwei
Abb. 62.
in mehr scherz- als schreckhafter Gestaltung
in den Dienst der Ornamentik des Gottes-
hauses treten muss. Daneben wird dann
besonders häufig der Jude, kenntlich durch
das charakteristische Spitzhütchen, als Gegen-
stand des Spottes und der Satire verwendet.
Der Jude mit der Sau, an deren Brust
saugend, (Abb. 62) oder von Teufeln gequält
und zur Hölle geschleppt, sind häufig bei
gotischen Bauwerken und auch an unserem
Münster vorkommende Darstellungen.
Das Gleiche gilt von der jetzt besonders
beliebten Verwendung phantastischer figuraler
Motive für Konsolen und Giebelanfänger.
So zeigt uns eine Konsole an der südlichen
Hochschiffswand eine weibliche Figur mit
drachenartigen Tiergestalten an den Brüsten,
(Abb.Ö3)an andererStelle eine männlicheFigur
mit einem Brode in der Hand. Die Giebel-
anfänger einer der älteren Fialenendigungen
sind Abbildungen der Evangelistensymbole,
während an den entsprechenden Stellen
anderer Fialen naturalistische sowohl wie
anderseits auch die phantastischsten Tier-
gestalten Vorkommen. Dasselbe ist bei den
Abb 57.
Wasserspeiern der Fall. Der älteste und
zugleich riesenhafteste unter den am Münster
vorkommenden ist der noch aus den ersten
Jahren des Erbauens des Langhauses her-
rührende vom ersten, östlichsten Strebepfeiler
der Nordseite. Derselbe hatte ursprünglich
die Aufgabe, an dieser Stelle das Nieder-
schlagwasser des Seitenschiffsdaches abzu-
leiten, ist aber durch den späterhin angefügten
Bau der St. Martinskapelle seines Amtes
entsetzt worden.
Es ist ein noch streng stilisierter
Löwe. (Abb 64). Viel freiere Auffassung
zeigen die oberen Wasserspeier der beiden
östlichsten Strebepfeiler an der Nord- und
Südseite; sie sind vollständig naturalistisch.
(Abb. 65) Wirsehen unter anderem Ziegenbock,
Pferd, Esel und Flirsch mit verfolgendem Hunde
in lebhaftester Bewegung in den Dienst der
Wasserableitung gestellt. Bei dem etwas
jüngeren westlichen Joche des Langhauses
finden wir neben durchaus naturalistischen
Tiergestalten, Pferd, Esel, Bock und dergl.
auch wieder die phantastischsten Darbietungen,
unter andern auch ein Tierwesen mit Löwen-
tatzen, statt des Kopfes ein Totenschädel. (Abb.
66 — 69) Ein Wasserspeier an der nördlichen
Hochschiffswand zeigt eine Gruppe von zwei
Abb. 62.