VII. Die Westseite der Irenenkirche in justinianischer Zeit
Seit der sorgfältigen Aufnahme des Baues durch W. S. George, die durch den
damaligen Gebrauch der Kirche als Armeemuseum außerordentlich erschwert wurde,
sind die Voraussetzungen für eine genaue Analyse der einzelnen Bauphasen der Kirche
sehr viel besser geworden. Denn das Mauerwerk ist heute weitgehend frei von Verputz,
vor allem auch im Innern, und bietet damit einen günstigen Ausgangspunkt.
Von allen bisherigen Bearbeitern der Kirche — hier sind zu nennen vor allem Ebersolt/
Thiers, George und nach ihm van Millingen428 — wurde festgestellt, daß der west-
liche Kuppelraum an die doppelgeschossige Vorhalle in eigentümlicher Weise an-
schließt429. Es sind nicht nur durchgehende Baufugen und ein Wechsel im Mauerwerk
festzustellen, sondern auch ein Wechsel im System der Wölbungen vom Narthex zu den
Seitenschiffen. Außerdem, so legt George dar, differieren die Fenster der Westempore
von denen der Seitenemporen, wie auch der große westliche Rundbogen eine andere
Form hat als die großen seitlichen Bögen in der Außenwand der Seitenschiffe. Daraus
folgert George: „It is therefore abundantly clear, that the Western part of the building
is not of the same period as the main body, and we may now consider the question of
the priority of the different parts430.“ Bei der Frage nach dem Nacheinander der ein-
zelnen Bauphasen kommt er zu folgendem Ergebnis431: Die erste Bauphase, d. h. den
unteren, in Quadermauerwerk errichteten Teil des Baues schreibt er dem Neubau
Justinians nach 532 n. Chr. zu. Damit ist der Plan der Kirche nach George weit-
gehend justinianisch.
Die zweite Bauphase — den jetzigen Narthex und seine Empore und große Teile des
Atriums — datiert er nach dem Brand von 564 n. Chr., unter dem das Atrium und ein
Teil des Narthex gelitten haben sollen.
Der letzten großen Bauphase schließlich, nach dem Erdbeben von 740 n. Chr., gehören
nach ihm an „the upper parts of the building, including the aisle vaults, the upper part
of the apse, the dome, and the domical vault“. Die gedrückte Form des westlichen
Kuppelgewölbes sei zu erklären aus der Notwendigkeit, sie einzupassen in den vor-
handenen Narthex auf der Westseite und die Kuppelpfeiler auf der Ostseite432.
Im Anschluß an diesen Vorschlag, die einzelnen Bauphasen zu datieren, versucht
George, das ursprüngliche Aussehen des justinianischen Baues zu rekonstruieren433.
Abgesehen von dem Wechsel im Mauerwerk zwischen dem heutigen Narthex und den
428 Ebersolt/Thiers, Eglises 55—72; van Millingen, Churches 84—106. Die Monographie
von W. S. George erschien im gleichen Jahr wie das Werk von Ebersolt/Thiers (1913),
das darum in seinem allgemeinen Literaturüberblick (George 71—75) nicht besprochen ist.
Die Untersuchung von van Millngen erschien ein Jahr früher (1912), stützt sich aber auf
die Ergebnisse von W. S. George.
429 George 64—69; Ebersolt/Thiers, Eglises 63; van Millingen, Churches 100—102.
430 George 65 und Tf. 10 (Ansicht der Südseite) Tf. 1 (Grundriß).
431 George 64—71.
432 van Millingen, Churches 101—103 schließt sich dieser Datierung von George an. Die
Form des westlichen Kuppelgewölbes ist besonders gut sichtbar in der Dachansicht,
George Tf. 3.
433 George 75—77.
Seit der sorgfältigen Aufnahme des Baues durch W. S. George, die durch den
damaligen Gebrauch der Kirche als Armeemuseum außerordentlich erschwert wurde,
sind die Voraussetzungen für eine genaue Analyse der einzelnen Bauphasen der Kirche
sehr viel besser geworden. Denn das Mauerwerk ist heute weitgehend frei von Verputz,
vor allem auch im Innern, und bietet damit einen günstigen Ausgangspunkt.
Von allen bisherigen Bearbeitern der Kirche — hier sind zu nennen vor allem Ebersolt/
Thiers, George und nach ihm van Millingen428 — wurde festgestellt, daß der west-
liche Kuppelraum an die doppelgeschossige Vorhalle in eigentümlicher Weise an-
schließt429. Es sind nicht nur durchgehende Baufugen und ein Wechsel im Mauerwerk
festzustellen, sondern auch ein Wechsel im System der Wölbungen vom Narthex zu den
Seitenschiffen. Außerdem, so legt George dar, differieren die Fenster der Westempore
von denen der Seitenemporen, wie auch der große westliche Rundbogen eine andere
Form hat als die großen seitlichen Bögen in der Außenwand der Seitenschiffe. Daraus
folgert George: „It is therefore abundantly clear, that the Western part of the building
is not of the same period as the main body, and we may now consider the question of
the priority of the different parts430.“ Bei der Frage nach dem Nacheinander der ein-
zelnen Bauphasen kommt er zu folgendem Ergebnis431: Die erste Bauphase, d. h. den
unteren, in Quadermauerwerk errichteten Teil des Baues schreibt er dem Neubau
Justinians nach 532 n. Chr. zu. Damit ist der Plan der Kirche nach George weit-
gehend justinianisch.
Die zweite Bauphase — den jetzigen Narthex und seine Empore und große Teile des
Atriums — datiert er nach dem Brand von 564 n. Chr., unter dem das Atrium und ein
Teil des Narthex gelitten haben sollen.
Der letzten großen Bauphase schließlich, nach dem Erdbeben von 740 n. Chr., gehören
nach ihm an „the upper parts of the building, including the aisle vaults, the upper part
of the apse, the dome, and the domical vault“. Die gedrückte Form des westlichen
Kuppelgewölbes sei zu erklären aus der Notwendigkeit, sie einzupassen in den vor-
handenen Narthex auf der Westseite und die Kuppelpfeiler auf der Ostseite432.
Im Anschluß an diesen Vorschlag, die einzelnen Bauphasen zu datieren, versucht
George, das ursprüngliche Aussehen des justinianischen Baues zu rekonstruieren433.
Abgesehen von dem Wechsel im Mauerwerk zwischen dem heutigen Narthex und den
428 Ebersolt/Thiers, Eglises 55—72; van Millingen, Churches 84—106. Die Monographie
von W. S. George erschien im gleichen Jahr wie das Werk von Ebersolt/Thiers (1913),
das darum in seinem allgemeinen Literaturüberblick (George 71—75) nicht besprochen ist.
Die Untersuchung von van Millngen erschien ein Jahr früher (1912), stützt sich aber auf
die Ergebnisse von W. S. George.
429 George 64—69; Ebersolt/Thiers, Eglises 63; van Millingen, Churches 100—102.
430 George 65 und Tf. 10 (Ansicht der Südseite) Tf. 1 (Grundriß).
431 George 64—71.
432 van Millingen, Churches 101—103 schließt sich dieser Datierung von George an. Die
Form des westlichen Kuppelgewölbes ist besonders gut sichtbar in der Dachansicht,
George Tf. 3.
433 George 75—77.