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Strube, Christine
Baudekoration im nordsyrischen Kalksteinmassiv (Band 1): Kapitell-, Tür- und Gesimsformen der Kirchen des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.71525#0050
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Abb. 2 Kapitell und Arkade: a. b) Kalksteinmassiv, c) Engerer byzantinischer Bereich.

hochwand. Nordsyrien kannte in den vorangegangenen
Jahrhunderten den Keilsteinbogen und die Säule, doch
sie wurden nicht zusammen gebraucht. Weder die Säule
mit dem Architrav noch der Bogen hatten die Aufgabe,
eine Mauer und die auf ihr ruhende Dachlast zu tragen.
Der Keilsteinbogen war immer als mauer- und gebälktra-
gender Gurtbogen vorhanden. Seine Bestimmung im In-
neren der Bauten war eine doppelte: Er diente zur Verstei-
fung der Außenmauern als Binderbogen, und er trug die
Geschoß- oder Dachbalken. Seiner großen Belastung ent-
sprach seine Ausführungsart: Er war massiv, breit und
niedrig.
In seiner Arbeit über die Bemakirchen der Antiochene
hat Tchalenko aufgezeigt, wie die neuen konstrukti-
ven Aufgaben, die die Einführung der Säulenarkaden-
Basilika mit sich brachte, von den lokalen Werkleuten des
. Gebel Simcän bewältigt wurden183). Die großen Unter-
schiede zwischen den Anforderungen im Kalksteinmassiv
und denen des engeren byzantinischen Bereichs kann un-
sere Skizze (Abb. 2) verdeutlichen: In Byzanz vermittelt
der Kämpfer zwischen der in Ziegeln aufgemauerten Ar-
kade und dem eigentlichen Kapitell, in der Antiochene
gewinnt der in den letzten Jahrzehnten des 4. Jhs. einge-
führte erste Arkadenstein eine dem Kämpfer vergleich-
bare Bedeutung, doch bis in das 6. Jh. hinein erschließen
sich wesentliche Aspekte der Kapitellplastik nur aus dem
konstruktiven Zusammenhang heraus.
Ich werde im folgenden, von Tchalenkos Ergebnissen
ausgehend, die Baudekoration der ältesten, auf die Kon-
struktion der Arkadenhochwand konzentrierten Basili-
ken mit den vorangehenden Dekorationsformen der
Haus-, Grab- und Tempelarchitektur vergleichen. Die
Frage ist: In welchem Maße wurden die traditionellen

Formen bei ihrer Einführung in die Säulenbasilika um-
gebildet.
Die eingangs skizzierte unterschiedliche Situation im
Norden und im Süden legt es nahe, die ältesten Kirchen
der Apamene erst nach der Diskussion der Basilika von
Qalblöze und ihrer Nachfolgebauten vorzustellen. Dage-
gen verlangt die Analyse des Befundes in Qalblöze und
QaFat Sirnan die direkte Gegenüberstellung der zwi-
schen 450 und 480 entstandenen Kirchen in beiden
Verwaltungsgebieten. Das Gesamtbild der Baudekora-
tion vor Baubeginn in QaFat Sirnan wird die Grundlage
für die Datierung der Basilika von Qalblöze und für die
Frage nach den Beziehungen zwischen den beiden bedeu-
tendsten Bauten des 5. Jhs. sein.

Gebel Simcan
BURG HEID AR (KAPROKERA)184)
Die Siedlungsgeschichte von Kaprokera begann wohl vor
dem 1. Jh. n. Chr. und hatte ihren Höhepunkt im
4.-6. Jh. Es blieben erhalten: zwei Säulenbasiliken des 4.
bzw. des späten 5. oder 6. Jhs., ein Kloster mit einschiffi-
ger Kirche aus dem 6. Jh., eine einschiffige Kirche des
6. Jhs. sowie zwei einschiffige Kirchen in der unmittelba-
ren Nachbarschaft des Ortes, von denen zumindest eine
183) Tchalenko a. O. I 38 ff.
184) PAES II B 288 ff.; Tchalenko, Eglises I 25 ff.; II Abb. 23-28; III
Abb. 33-46.

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