Das Gesamtbild der Baudekoration. Da von insgesamt
zwölf Säulenkapitellen nur fünf im Oberflächenbefund
auszumachen sind, muß offenbleiben, ob außer den ioni-
schen auch toskanische Kapitelle neben den Konsolenka-
pitellen saßen. Das Erhaltene läßt jedoch vermuten, daß
das Konsolenkapitell wie in Ruweiha die bevorzugte Ka-
pitellform war. Das Gesamtbild ist dem der Kirche von
Ruweiha und der E 3 von El Bära in dem vollkommenen
bzw. weitgehenden Verzicht auf Ornamentik im Innen-
raum und den durchgehend ohne profilierte Seitenge-
wände auftretenden Fassadentüren vergleichbar.
Die Kirchen von Ruweiha und Geräde verbindet die
einfache Form der toskanischen Pilaster- bzw. Vorlageka-
pitelle und die Tatsache, daß die Apsis in ihren Dekora-
tionsformen äußerst einfach ist und nicht einen besonde-
ren Akzent erhielt, wie dies bei den ältesten Kirchen im
Norden der Antiochene öfter zu beobachten war.
Die Weiterbildung der Konsolenkapitelle spricht dafür,
die Kirche von Geräde nach der von Ruweiha zu datieren,
den zeitlichen Abstand aber nicht hoch anzusetzen. Tcha-
lenko datierte den Bau nach der Gesamtkonstruktion
und der Form des Bemas gegen Mitte des 5. Jhs. Die Bau-
dekoration könnte die Beobachtungen Tchalenkos stüt-
zen, die enge Beziehung zur westlichen Vorhalle der Kir-
che von Mugleyya schließt eine noch spätere Entstehung
nicht aus. Doch es bleibt noch die Frage, wie die Halb-
säulenvorlagen, die äußerst einfache Form der Türen, die
Existenz eines Apsisinnengesimses sowie einer Tür zwi-
schen Apsis und nördlichem Nebenraum bei Kirchen der
Antiochene auf der einen und Kirchen der Apamene auf
der anderen Seite zeitlich einzuordnen sind.
SERGILLA978).
Der Ort liegt östlich von El Bära und ist einer der Nach-
barorte dieser Stadt. Seine Geschichte begann wohl in der
zweiten Hälfte des 4. Jhs. und hatte ihren Höhepunkt im
5.16. Jh. Nach der ersten Vorstellung seiner Bauten durch
de Vogüe979) und einem kurzen Aufenthalt der amerika-
nischen Expedition 1899/1990 nahm Butler während der
Expedition von 1904/5 die einzige Kirche des Ortes, den
auf 473 datierten Komplex seines Bades und einige aus-
gewählte Haus- und Grabbauten detailliert auf980). Seine
Aufnahmen sind bis heute die Grundlage aller Arbeiten
über die Bauten von Sergilla.
Kirche des 4./5. Jhs.981)
Eine dreischiffige, eingeschossige Säulenbasilika mit »ar-
cuated lintels«, je sieben Säulenjochen auf der N- und
S-Seite, halbrunder Apsis mit ursprünglich, zwei Neben-
räumen bei gerade abschließender O-Wand, zwei Türen
in der Süd-, zwei in der Nord- und mindestens einer Tür
in der Westfassade, einem Komplex südlicher Anbauten
und je einer Portikus vor der Süd- und Nordfassade.
Einer oder zwei späteren Bauphasen gehören an982):
die Erweiterung des nördlichen Apsisnebenraumes, die
transeptartige Vergrößerung des Nordschiffs vor diesem
Nebenraum, der Komplex südlicher An- und Nebenbau-
ten, die Portiken vor der Süd- und Nordfassade - hier
sind die Ergebnisse einer vollständigen Freilegung des In-
neren und detaillierten Aufnahme des ganzen Baukom-
plexes abzuwarten.
Erhaltungszustand9*3). Der Komplex der südlichen
An- und Nebenbauten steht teilweise bis zum Dachge-
sims. Von der Kirche sind in situ: der Südteil der Apsis bis
zum Apsisinnengesims (Taf. 63a), die südliche Halbsäu-
lenvorlage mit ihrem Kapitell und den ersten beiden Qua-
dern der Apsisarchivolte, der südliche Apsisnebenraum
mit seinem Obergeschoß (Taf. 63a), die mittleren Qua-
derlagen der O- und N-Wand des Martyrions, die un-
teren Lagen der Nordfassade und der Ostteil der Südfas-
sade bis zum Dachgesims sowie die SW- und NW-Ecke
des Baus. Im Inneren blieben im Oberflächenbefund zwei
und vor der Westwand drei der Säulenkapitelle erhalten
und darüber hinaus das Halbsäulenkapitell der nordöst-
lichen Halbsäule.
Kapitelle der östlichen Halbsäulenvorlagen (Taf. 63b).
Korinthische Kapitelle mit detailliert ausgearbeitetem
Akanthus. Sie weichen in der Gesamtform nicht vonein-
ander ab und sind beide aus einem Quader herausgear-
beitet, der in die Wand des jeweiligen Apsisnebenraumes
einbindet und auf der Nord- bzw. Südseite den Ansatz des
Apsisinnengesimses trägt.
In der Gesamtform überrascht die Durchbildung des
Kapitelloberteils und seine Verbindung mit der Deck-
platte. Die Kapitelle sind als Halbkapitelle voll durchge-
arbeitet. Über den Blättern des unteren Blattkranzes, die
sich in Berührung ihrer Blattzacken zusammenschließen,
liegen die deutlich niedrigeren Hochblätter, zwischen die
trennend dünne Caules treten. Das Mittelblatt der oberen
Zone reicht nicht so weit hinauf wie die Diagonalblätter
und löst sich nur wenig vom Grund. Oberhalb von ihm
und zwischen den dünnen Caules, denen Eckvoluten
entsteigen, tritt die Kernmasse in konvexer Wölbung vor.
Der Kalathosrand eines klassischen Kapitells wird hier
ohne organischen Zusammenhang zitiert, da der Kapi-
tellkern nicht als Kalathos durchgestaltet ist. Rein orna-
mental treten auch die anderen Elemente des Kapitell-
oberteils auf: Das große Kreuzmedaillon auf dem Aba-
kusknauf und der »Kalathosrand« gehen ineinander
über, die massiven Eckvoluten stehen in keinem organi-
schen Verhältnis zu den dünnen Stengeln, denen sie ent-
978) Tchalenko, Villages II Taf. CXL 35; PAES II B 113 ff. Taf. 3.
979) de Vogüe Taf. 30. 31.33.47. 55-57.
980) PAES II B 113 ff. Abb. 132-150.
981) PAES II B Abb. 132. 133; Tchalenko, Villages II Taf. XIV.
982) PAES II B 115 ff.
983) PAES II B Abb. 132.
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zwölf Säulenkapitellen nur fünf im Oberflächenbefund
auszumachen sind, muß offenbleiben, ob außer den ioni-
schen auch toskanische Kapitelle neben den Konsolenka-
pitellen saßen. Das Erhaltene läßt jedoch vermuten, daß
das Konsolenkapitell wie in Ruweiha die bevorzugte Ka-
pitellform war. Das Gesamtbild ist dem der Kirche von
Ruweiha und der E 3 von El Bära in dem vollkommenen
bzw. weitgehenden Verzicht auf Ornamentik im Innen-
raum und den durchgehend ohne profilierte Seitenge-
wände auftretenden Fassadentüren vergleichbar.
Die Kirchen von Ruweiha und Geräde verbindet die
einfache Form der toskanischen Pilaster- bzw. Vorlageka-
pitelle und die Tatsache, daß die Apsis in ihren Dekora-
tionsformen äußerst einfach ist und nicht einen besonde-
ren Akzent erhielt, wie dies bei den ältesten Kirchen im
Norden der Antiochene öfter zu beobachten war.
Die Weiterbildung der Konsolenkapitelle spricht dafür,
die Kirche von Geräde nach der von Ruweiha zu datieren,
den zeitlichen Abstand aber nicht hoch anzusetzen. Tcha-
lenko datierte den Bau nach der Gesamtkonstruktion
und der Form des Bemas gegen Mitte des 5. Jhs. Die Bau-
dekoration könnte die Beobachtungen Tchalenkos stüt-
zen, die enge Beziehung zur westlichen Vorhalle der Kir-
che von Mugleyya schließt eine noch spätere Entstehung
nicht aus. Doch es bleibt noch die Frage, wie die Halb-
säulenvorlagen, die äußerst einfache Form der Türen, die
Existenz eines Apsisinnengesimses sowie einer Tür zwi-
schen Apsis und nördlichem Nebenraum bei Kirchen der
Antiochene auf der einen und Kirchen der Apamene auf
der anderen Seite zeitlich einzuordnen sind.
SERGILLA978).
Der Ort liegt östlich von El Bära und ist einer der Nach-
barorte dieser Stadt. Seine Geschichte begann wohl in der
zweiten Hälfte des 4. Jhs. und hatte ihren Höhepunkt im
5.16. Jh. Nach der ersten Vorstellung seiner Bauten durch
de Vogüe979) und einem kurzen Aufenthalt der amerika-
nischen Expedition 1899/1990 nahm Butler während der
Expedition von 1904/5 die einzige Kirche des Ortes, den
auf 473 datierten Komplex seines Bades und einige aus-
gewählte Haus- und Grabbauten detailliert auf980). Seine
Aufnahmen sind bis heute die Grundlage aller Arbeiten
über die Bauten von Sergilla.
Kirche des 4./5. Jhs.981)
Eine dreischiffige, eingeschossige Säulenbasilika mit »ar-
cuated lintels«, je sieben Säulenjochen auf der N- und
S-Seite, halbrunder Apsis mit ursprünglich, zwei Neben-
räumen bei gerade abschließender O-Wand, zwei Türen
in der Süd-, zwei in der Nord- und mindestens einer Tür
in der Westfassade, einem Komplex südlicher Anbauten
und je einer Portikus vor der Süd- und Nordfassade.
Einer oder zwei späteren Bauphasen gehören an982):
die Erweiterung des nördlichen Apsisnebenraumes, die
transeptartige Vergrößerung des Nordschiffs vor diesem
Nebenraum, der Komplex südlicher An- und Nebenbau-
ten, die Portiken vor der Süd- und Nordfassade - hier
sind die Ergebnisse einer vollständigen Freilegung des In-
neren und detaillierten Aufnahme des ganzen Baukom-
plexes abzuwarten.
Erhaltungszustand9*3). Der Komplex der südlichen
An- und Nebenbauten steht teilweise bis zum Dachge-
sims. Von der Kirche sind in situ: der Südteil der Apsis bis
zum Apsisinnengesims (Taf. 63a), die südliche Halbsäu-
lenvorlage mit ihrem Kapitell und den ersten beiden Qua-
dern der Apsisarchivolte, der südliche Apsisnebenraum
mit seinem Obergeschoß (Taf. 63a), die mittleren Qua-
derlagen der O- und N-Wand des Martyrions, die un-
teren Lagen der Nordfassade und der Ostteil der Südfas-
sade bis zum Dachgesims sowie die SW- und NW-Ecke
des Baus. Im Inneren blieben im Oberflächenbefund zwei
und vor der Westwand drei der Säulenkapitelle erhalten
und darüber hinaus das Halbsäulenkapitell der nordöst-
lichen Halbsäule.
Kapitelle der östlichen Halbsäulenvorlagen (Taf. 63b).
Korinthische Kapitelle mit detailliert ausgearbeitetem
Akanthus. Sie weichen in der Gesamtform nicht vonein-
ander ab und sind beide aus einem Quader herausgear-
beitet, der in die Wand des jeweiligen Apsisnebenraumes
einbindet und auf der Nord- bzw. Südseite den Ansatz des
Apsisinnengesimses trägt.
In der Gesamtform überrascht die Durchbildung des
Kapitelloberteils und seine Verbindung mit der Deck-
platte. Die Kapitelle sind als Halbkapitelle voll durchge-
arbeitet. Über den Blättern des unteren Blattkranzes, die
sich in Berührung ihrer Blattzacken zusammenschließen,
liegen die deutlich niedrigeren Hochblätter, zwischen die
trennend dünne Caules treten. Das Mittelblatt der oberen
Zone reicht nicht so weit hinauf wie die Diagonalblätter
und löst sich nur wenig vom Grund. Oberhalb von ihm
und zwischen den dünnen Caules, denen Eckvoluten
entsteigen, tritt die Kernmasse in konvexer Wölbung vor.
Der Kalathosrand eines klassischen Kapitells wird hier
ohne organischen Zusammenhang zitiert, da der Kapi-
tellkern nicht als Kalathos durchgestaltet ist. Rein orna-
mental treten auch die anderen Elemente des Kapitell-
oberteils auf: Das große Kreuzmedaillon auf dem Aba-
kusknauf und der »Kalathosrand« gehen ineinander
über, die massiven Eckvoluten stehen in keinem organi-
schen Verhältnis zu den dünnen Stengeln, denen sie ent-
978) Tchalenko, Villages II Taf. CXL 35; PAES II B 113 ff. Taf. 3.
979) de Vogüe Taf. 30. 31.33.47. 55-57.
980) PAES II B 113 ff. Abb. 132-150.
981) PAES II B Abb. 132. 133; Tchalenko, Villages II Taf. XIV.
982) PAES II B 115 ff.
983) PAES II B Abb. 132.
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