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Strzygowski, Josef
Die Landschaft in der nordischen Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 17: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61209#0008
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Hier ist also mit den Mitteln eines durch Glaswürfel
glänzend farbig wirkenden Ausstattungswerkes eine
menschliche Gestalt in griechischen Gewändern vor eine
Wand von Felsstufen gebracht, die keine eigentliche Na-
turwiedergabe beabsichtigen, vielmehr durch den Gegen-
satz ihrer kleinen zerstreuten Farbflecken, die ruhig ge-
sammelten Farbflächen der Lebewesen für die Fernwir-
kung auffällig zur Geltung bringen sollen. Es handelt
sich um alles eher als um räumliche Aufmachung, die
Gestalten werden vielmehr von der Felswand flach gegen
die Bildfläche gedrückt.
Etwas weniger auffallend ist das alles in Abb. 2, dem
bekannten Mosaik aus dem Mausoleum der Galla Pla-
cidia. Die Gestalt, ein echt höfisch umgebildeter guter
Hirt, posiert in einer rein geometrisch in zwei Hälften
aufgebauten Landschaft. Seltsam ist die in einem brei-
ten Band am unteren Rande hinlaufende Felsstufe, die
wie ein unregelmäßiger Zahnschnitt zerspalten ist. Die
schaffende Hand scheint in beiden Mosaiken nicht schöp-
ferisch vorzugehen, sondern sich, gebunden durch eine
feste künstlerische Überlieferung, rein nachschaffend in
den Dienst der belehrenden Absicht zu stellen. Diese ist
der Bedeutung nach christlich; hat die Erscheinung die-
ser Mosaiken künstlerisch etwas mit dem Christentum
zu tun?
Sehen wir uns um, ob es um die gleiche Zeit, also um
die Mitte des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung,
vielleicht noch andere Kunstkreise mit ähnlichen Dar-
stellungsmitteln gab. Unser Weg führt zunächst an das
andere Ende der südlichen Welt, nach dem buddhisti-
schen Indien.
Das Wandbild in Felsenhöhle II von Adschanta
(Abb. 3) zeigt fünf Frauen auf einer Wiese nebeneinander
stehend, vor ihnen spielen Kinder. Im Vordergrund ein
Zahnschnitt, zu beiden Seiten der Frauen in Blöcken auf-
steigend eine Wand, die, im Gleichmaß aufgebaut, den

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