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Strzygowski, Josef
Die Landschaft in der nordischen Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 17: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61209#0009
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Hintergrund bildet. Am Rande Bananen und Bethel,
über denen links vor Wolken ein betendes Paar, rechts
ein Arhat schwebt. Überall zwischen den Gestalten und
Felsen Blumen und Zweige.— Man wird fragen, wo denn
da die Landschaft stecke. Soll vielleicht die Stufe vorn
und die regelrecht aus Quadern aufgebaute Wand hin-
ten, mit den Pflanzen dazwischen, für eine solche ange-
sehen werden?
Wie in Ravenna, nur mit den einfacheren Mitteln der
Wandmalerei ist hier ein etwas überhöhtes Wandfeld so
gefüllt, daß in einer sehr dünnen Raumschicht zwischen
der Wand hinten und der Stufe vorn menschliche Ge-
stalten, hier in indischer Nacktheit mit einem Schurz er-
scheinen. Während diese Frauen und Kinder wie die
Pflanzen eine typische Art von Naturnachahmung zei-
gen, sagt Griffiths, der erste Herausgeber dieser Male-
reien (The paintings in the Buddhist cave-temples of
Ajantä, London 1896 I S. 30 zu Taf. 3) zweifelnd: „The
background is filled by the curious masonry forms which
seem to stand in these pictures for rocks and hills.“ Wird
man daran nach den Erfahrungen in Ravenna noch
zweifeln? Dort im griechischen Ausbreitungsgebiet
waren die Felsen verhältnismäßig mehr der Natur ange-
glichen als hier in Indien, wo sie formal rein geometrisch
umgebildet und ohne jeden Seitenblick auf dieNatur
aufgebaut sind. Doch möchte ich gleich an einem zwei-
ten Beispiele zeigen, daß auch in Adschanta dies nicht
immer in dieser weitgehenden Art der Fall ist.
Das Wandbild in Felsenhöhle I von Adschanta (Abb. 4)
ist leider stark zerstört. Ein Tor rechts von der Mitte
teilt den Streifen in ein Gesellschaftsbild links und eine
Landschaft mit Rindern rechts. Ich gebe nur die letz-
tere. Der Wiesenplatz (auf der linken Seite durch einen
von einem Holzdache herabhängenden Vorhang abge-
schlossen) wird umsäumt von Bergen, die neben dem
Tore so tief herab zwischen dieses und das gelagerte

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