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Strzygowski, Josef
Die Landschaft in der nordischen Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 17: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61209#0010
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Hornvieh reichen, daß man glauben könnte, dieses sei
dadurch ganz von der Tür abgetrennt. Die Rinder wer-
den nach hinten immer größer, die Berge nach vorn im-
mer kleiner, man traut seinen europäisch eingestellten
Augen nicht, wenn man den Kopf des von hinten ge-
sehenen Rindes groß über Berg und Tal davor gewendet
sieht. Leider ist darüber ein großes Stück des Malgrun-
des ausgefallen; man sieht nur noch, wie sich die Fels-
stufen zu einer gekrümmten Wand aufrichten, hinter der
rechts zwei Dämonen sichtbar werden. Im Mittelgründe
liegen Rinder gekreuz t breit hintereinander, vorn mehrere
Kälber in blumiger Wiese. Die Tiere sind bei allem
Willen zur Kennzeichnung der Gattung von starrer
Gleichartigkeit. Unbegreiflich erscheinen die Bergfor-
men. Man geht dabei gut vom Vordergründe aus, wo die
Felsstufe, in regelmäßigen Körpern herausgeschnitten,
den Beginn des Gebirgsbodens bedeutet, so daß die hin-
ter dem Kalbe links emporsteigenden Felsen mit ihrer
Krönung von ineinander geschobenen Prismen nicht
mehr überraschen.
Griffiths (S. 28 zu Taf. 19) sieht in dieser pastoralen
Szene die Landschaft überhaupt nicht, er stellt nur fest,
daß der Typus der Rinder sehr gut erfaßt sei und dieser
Teil des Bildes an Dürer erinnere; oben Dämonen. Daß
die Landschaft völlig eigenwillig in den Dienst der Fül-
lung zwischen den Tiergestalten gestellt ist und sie
zwischen zwei Flächen, die des Vordergrundes mit der
Stufe unten und die des Hintergrundes einspannt, be-
achtet er nicht.
Es gibt noch ein drittes Gebiet, in dem diese Art Land-
schaft um die Mitte des ersten Jahrtausends vorkommt:
Ostasien. Dort sind ausgezeichnete Beispiele der Malerei
und Kleinkunst erhalten, ich wähle lediglich zwei Proben.
Eines der bekanntesten Denkmäler des Horiuschi-Tem-
pels in Nara ist jenes Reliquiar, das unter dem Namen
des Tamamuschi-Schreines bekannt ist und der Kaiserin

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