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Stuart, James; Revett, Nicholas
Die Alterthümer von Athen: aus dem Englischen übers. nach der Londoner Ausg. vom Jahre 1762 und 1787 und bereichert mit einigen eigenen und allen Zusätzen der neuen Ausg. vom Jahre 1825 (Band 3) — Darmstadt, 1833

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https://doi.org/10.11588/diglit.980#0210
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198 SECHSTES CAPITEL.

dem stehenden, d. h. steinernen Griechischen Theater
in ein einigermassen regelmässiges System bringen zu
können. Man stellt sich wohl vor, die vorhandnen
prachtvollen Massen von Trümmern dieser berühm-
ten Gebäude würden uns. über alle Einzelheiten be-
lehren; allein so sehr diese Ueberreste auch unser
Staunen erregen, so ungenügend befriedigen sie doch
unsre Wissbegierde; wogegen sich aus dem Aeussren
der Trümmer, ihrem Umfange und der Nutzbarkeit,
welche das Theater in unzerstörtem Zustande dar-
bot, auf den Wohlstand und die Bevölkerung der al-
ten Stadt, oder des Staats, welchem es angehörte,
mit einiger Sicherheit schliessen lässt. Ehe man dess-
wegen aus mehreren sehr ausgedehnten Nachgrabun-
gen neue Belehrung gewonnen (4), mussten unsre Be-
griffe über die Anordnungen der Bühne, und die Ab-
theilungen der Qrcbestra sehr oberflächlich sein.

Wenn die Tempel, als die Flaume, welche der
unmittelbaren Verehrung der Götter geweiht, waren,
und als der Schauplatz ihrer wirklichen Gegenwart,
vor allen übrigen Gebäuden Gegenstände heiliger
Scheu und Achtung bei den Alten waren, so nahmen
die Theater, die zu einem ihrer bedeutendsten reli-
giösen Feste wesentlich gehörten, und zugleich noch
mehr zu ihrem Vergnügen beitrugen, den zweiten
Rang ein. Als darum im Verlauf der Zeit die Ent-
wickelung der dramatischen Kunst, und die Verfei-
nerung der Sitten einen gewissen Grad der Vollen-
dung unter den Griechen erreicht hatten, verschwen-
deten sie unermessliche Summen auf scenisehe Dar-
stellungen. Die ungeheure Ausdehnung dieser Ge-
bäude, und die Bequemlichkeiten, die sie für die
Versammlung einer zahlreich zusammenströmenden
Menge darboten, gaben die Veranlassung, dass sie
mit der Zeit oft bei öffentlichen Versammlungen be-
nutzt wurden, wenn man die Masse des Volks berief,
 
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