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Stuart, James; Revett, Nicholas
Die Alterthümer von Athen: aus dem Englischen übers. nach der Londoner Ausg. vom Jahre 1762 und 1787 und bereichert mit einigen eigenen und allen Zusätzen der neuen Ausg. vom Jahre 1825 (Band 3) — Darmstadt, 1833

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https://doi.org/10.11588/diglit.980#0281
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ACHTES CAMTEL. 269

Vitruvius hat uns nirgends eine deutliche und po-
sitive Belehrung über die Anlage der Felderdecke
in Tempeln gegeben. Im dritten Gapitel seines vier-
ten Buchs behauptet er, der Einwurf gegen die An-
wendung der Dorischen Ordnung an heiligen Gebäu-
den habe seinen Grund nicht in einem Mangel an
Schönheit oder Würde derselben, sondern in der
Schwierigkeit, die Triglyphen und Felder gehörig
zu vertheilen; denn jene müssten nothwendig über
die Achsen der Säulen zu stehen kommen, und die
Metopen gleiche Höhe und Breite haben. Weil aber
die Triglyphen über den Ecksäulen auf die äusser-
sten Enden des Frieses, und nicht über die Säulen-
achsen gerückt würden, so könnten auch die Meto-
pen nicht gleichseitige Vierecke bilden, sondern
würden um die halbe Breite eines Dreischlitzes ob-
long. — Daraus, d. h. aus obiger Wortverbindung
der Triglyphen und Felder, müssen wir schliessen,
dass Vitruvius die Träger oder Balken der Felder
gleichfalls nach der Vertheilung der Dreischlitze ge-
richtet wissen wollte (2), und aus diesem Grunde,
Jährt er fort, scheinen die Alten die Dorische Bau-
art an heiligen Gebäuden vermieden zu haben. —
Wir begreifen nicht, wie Vitruv in diesen Irrthum
verfallen konnte, um so weniger, da er angibt, seine
Begeln nach Griechischen Mustern aufgestellt zu ha-
ben. Denn in allen uns jetzt übrigen Beispielen sind
die Felder ohne Bücksicht auf die Vertheilung der
Dreischlitze geordnet.

Die Felderdecke in dem Thesenstempel ist aus
demselben Marmor, wie der übrige Tempel. Die
Balken derselben liegen in gleicher Höhe mit dem
Kranzleisten des Kranzes, und haben gemalte Ver-
zierungen.

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