Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studia Wilanowskie — 20.2012

DOI Artikel:
Bernatowicz, Tadeusz: "Verzierte Cabinetter von Porcellain…“: posthumanistische Forschungsperspektiven sozialer Verhältnisse von Porzellansammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35075#0266
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
268

Es ist schwierig, eindeutig zu entscheiden, ob diese Ent-
wurfe zur Anschauung dienten, von sachsischen Archi-
tekten ausgeftihrte allgemeine Konzeptionen waren,
oder fur konkrete Palaste bestimmt waren. Die sich
auf einem von ihnen befindende Fassetten, auf dem
anderen das Kreuzgewólbe, kónnten auf eine konkrete
Bestimmung der Entwurfe deuten. Im Kreis der poten-
tiellen Empfanger konnten die Familien Sułkowski oder
Radziwiłł sein, in dereń Archiven diese Zeichnungen
aufbewahrt worden sind.
Ein Porzelłan-Kabinett (Gabinet z Porcelanę), was Leon
Preibisz anhand der lnventare aus den Jahren 1762 und
1778 festgestełlt hat, wurde von Sułkowski in einem
Zimmer im dritten Geschoss des óstlichen Turms in Rei-
sen (połn. Rydzyna) errichtet I Abb. 6 j. Die gegenwartige
Form der Innenraumdekoration, schon ohne Porzellan,
wurde von Ignacy Graff im Jahre 1772 gestałtet.
Der erste Entwurf, welcher den Querschnitt und einen
Scbioss der Famiiie Sntbowsbi, Fragment des Aufrisses darstelłt, zeigt ein Kabinett
fnnenraum des Porzeiianbabinetts, mit eindeutigen Ausstelłungsfunktionen, das nahezu
Deboration wn f. Graff, 1772 ein „Porzełłan-Tempeł" bildet. Um die Wandę łaufen
volłpłastische Saułen, zwischen ihnen wurden Spie-
gel verteilt. An einigen Teilen der Wandę, auf dem Fries und
dem Gebalk wurden einige Dutzend keramische Geschirre ange-
bracht, aufgehangt (Teller) und auf Wandborden (Tassen?). Den
eigentłichen Płatz der Ausstellung sollte allerdings die zentral
angebrachte, sich pyramidal nach oben verengernde Konstruk-
tion auf Grundriss des griechischen Kreuzes ergeben I Abb. ?l.
Die Porzelłane, aufgestelłt auf Wandborden an den Wanden der
Pyramide, wurden so verteiłt, dass die gróEten (Vasen, Kannen)
unten und stufenweise die kleinsten oben (Vasen, Schalen, Kel-
che, Becher) Płatz fanden. Eine derartige Ausstełłungskonzeption
hat eindeutig die Paradefunktion des Kabinetts im Programm
der Residenz bestimmt, wie auch die sozialen Verhaltnisse
determiniert, die zwischen den Teiłnehmern und den Objekten
entstanden. Aus dieser Zeichnung, wie auch aus ahnlichen Ein-
richtungen erfołgt, dass danach gestrebt wurde, eine Gruppe
von Objekten zu versammeln, die ein Universum an Typen und
Formen des Porzełłans bilden solłte. Der Zugang zur Kollektion
und die Móglichkeit ihrer Bewunderung war ftir die Bewohner
des Schlosses, so wie ftir Personen von auhen nur gełegentłich,
dadurch verschaffte es eine intensive, jedoch vorubergehende,
im Moment gefasste soziale Beziehung. Die Gruppe der Objekte,
die sich in den Kabinetten befanden, war nicht głeichbłeibend.
Aus der Sicht der Akteur-Netzwerk-Theorie und der Existenz der
Dinge ware es interessant, jene Rotationen und Yerlagerungen


TADEUSZ BERNATOWfCZ
 
Annotationen