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Studia Wilanowskie — 20.2012

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Bernatowicz, Tadeusz: "Verzierte Cabinetter von Porcellain…“: posthumanistische Forschungsperspektiven sozialer Verhältnisse von Porzellansammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35075#0265

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reprasentativen Innenraume in den Residenzen
der Kónige und des Adels, wie der Gestaltung, Her-
stellung und Distribution des Porzelians erfordern
die Zimmer, die ais Porzedan/^abinett bezeichnet
werden. Die Aussonderung kleiner Raume, in
denen auEergewóhnliche Kostbarkeiten und Werke
ausgesteilt wurden, fand in der Renaissance statt
(Stndio/o, Kunstdanimern, Paritatendammern). Im
17. Jh. wurde es sogar durch Stich-Schabione von
Franęois Biondel (1675-1683), spater von Jean
Berain und Daniel Marot bestatigt.
Der Versailler Prianon de Porceiaine (1670; Fran-
ęois d'Orbay), fur Ludwig XIV. gebaut, in dem
eine Dekoration aus weiK-blauen Delfter Fliesen
angebracht wurde, verursachte Nachahmungen in
verschiedenen Varianten, auch in Polen (Wilanów,
Łazienki). Der Begriff von „Porzellan", anfanglich
aus der Eigenart der keramischen Dekoration der Wandę im 18. Jh.
resultierend, unterlag Veranderungen. In den Kabinetten wurde
Dekorationskeramik aufgestellt (Blumenvasen, Kannen, Tassen etc.),
die ais „chinesisch" oder „japanisch" bezeichnet wurde. Mit dem
Wachstum der Produktion in Meissen wurde das Repertoire erwei-
tert, und sogar durch Objekte aus dieser Manufaktur beherrscht.
Der Prozess der Fullung der Residenzinnenraume mit Porzellan (auch
aus Meissen), zu Expositionszwecken, hat sich durch die kónigli-
chen Dresdner Realisierungen entwickelt, wie das Turmzimmer im
Alten Schloss (1727,1 Abb. 11) und im Japanischen Palais (seit 1719;
Entwurf Zacharias Longuelune, I Abb. 2 j). Sie wurden zum Bezugs-
punkt fur die Eliten in der Republik Polen. Den Komplex verwand-
ter Realisierungen bildeten die Palaste Dubsky in Brno (1725), in
Ansbach (um 1730), Favorite in Mainz (1730), oder auch Monbijou
in Berlin (1730), um nur einige von den vielen Beispielen aus dem
europaischen Gebiet zu nennen. Das Expositionsprestige der Por-
zellanprodukte gelang sogar nach Petersburg. Die Dekoration des
Prunktreppenhauses im Zarskoje Selo bilden Rokokostuckverzie-
rungen mit Wandbord-Applikationen, auf denen prachtvolle Vasen
aufgestellt sind I Abb. 3 j. Die gegenwartige Version, nach den Zer-
stórungen des Zweiten Weltkrieges, wurde selbstverstandlich mit
anderen Objekten gefullt, doch der historischen Idee entsprechend.
Entwtirfe: Verz/erte Cabinetter
ron PorcePain oder ap/andere Manier
Zwei Entwtirfe der Dekoration von Kabinetten I Abb. 41 j Abb. 5 j, bis-
lang nicht publiziert, ermóglichen uns die Rekonstruktion der Art
und Weise auf welche die Keramikwaren, ftir Residenzen bestimmt,
ais Dekoration der Reprasentationsinnenraume verwendet wurden.


_[Abb. 5] Entwurf eines
Porzedan^abinetts, unbe^annter
sacbsiscber Architekt, 1. Papte des 18. J7i.

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,VERZtERTE CABtNETTERYON PORCELLAIN. /
 
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