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Studia Wilanowskie — 20.2012

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Pietsch, Ulrich: Bemerkungen zum Forschungsprojekt „Meissener Porzellan im 18. Jh. für den Adel und die Aristokratie in Polen“
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https://doi.org/10.11588/diglit.35075#0158

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BEMERKUNGEN ZUM
FORSCHUNGSPROJEKT
„MEISSENER PORZELLAN
IME8. JH. FUR DEN

ADEL UND DIE
ARESTOKRATIE IN POLEN"
P/rtch P/etsch
Dire^tor der Porze/iansamm/ung
derStaadictien
Kunstsamm/ungen Dresden


I Abb. 11 Pónig August P/.

in poinisciier Tractit,
Meissen, um 1741-1742

Seit seiner Wahl zum Kónig von Polen 1697 hatte
sich der sachsische Kurfurst Friedrich August I.,
genannt der Starkę, mit Reprasentationsfragen
beschaftigt, die sowohl den Bau eines aufwandi-
gen Residenzschlosses, ais auch dessen Innen-
ausstattung sowie die Einrichtung einer furst-
lichen Hofhaltung in Warschau betrafen. Dabei
stand neben edlen Móbeln und Gemalden auch
kostbares Geschirr aus vergoldetem Silber im
Vordergrund. Nach der Erfindung des europa-
ischen Hartporzellans durch Johann Friedrich
Bóttger in Dresden im Jahre 1708 und nach der
Grundung und Einrichtung einer eigenen Porzellanmanufaktur
in Meissen 1710 war es dem Kónig móglich, die fur den privaten
Gebrauch notwendigen Erzeugnisse Eiach Warschau zu schaffen.
Hofkuche und Hofkonditorei benótigten Tafelgeschirr in groKen
Mengen, nicht nur aus Silber, sonderEi auch aus Porzellan.
Ais der Sohn Augusts des Starken, Friedrich August II., nach des-
sen Tod 1734 zum polnischen Kónig gekrónt wurde, war das
Meissener Porzellan bereits zu einem hochbegehrten Luxusob-
jekt der hófischen Gesellschaft in Europa avanciert, so dass es
ohne weiteres fur politische Zwecke eingesetzt werden konnte.
Bereits ais sich wegen schwerer Krankheiten der baldige Tod
Augusts II. abzuzeichnen begann, wurde die Thronfolge seines
Sohnes durch die Intensivierung der politischen Beziehungen
zum polnischen Adel und Klerus sowie zur rómischen Kurie
vorbereitet. So erhielten verschiedene polnische Adlige und Kle-
riker sowie auch rómische Kardinale EEnd der Papst iETE Vorfeld
und im Nachgang der Kónigswahl zahlreiche Geschenke aus
Meissener Porzellan. Diese weckten schlieKlich die Begierde
fur weitere Bestellungen an die sachsische Manufaktur, so dass
es schon bald zu einer weitreichenden Vei'breituEig des „weiKen
Goldes" auch in Polen kam.
Die Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen
besitzt heute eine Vielzah! der fur die Warschauer Hofhaltung
heE^gestellten uEid einige der einst nach Polen verschenkten Por-
zellane. Andere wichtige Objekte befinden sich in polnischen
MuseumssammluEigen, im Museum Schloss Wilanów, im Natio-
nalmEEsemn Warschau, iin Historischen Museum der Hauptstadt
Warschau und hn Kónigsschloss auf dem Wawel in Krakau sowie
in anderen óffentlichen und privaten Sammlungen.
Unser gemeinsames polnisch-deutsches Forschrtngsprojekt, wel-
ches wir mit deEU Symposium von 2009 begonnen haben, wird
sich mit der Problematik der herrschaftlichen ReprasentatioEi
wahreiid der sachsisch-polnischen Union auseinandersetzen
und sich dabei auf das Gebiet konzentrieren, welches sich ais

ULRICH PIETSCH
 
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