Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studniczka, Franz
Die Ostgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia — Leipzig, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.982#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4 Franz Studniczka: [XXXVII, 4.

„Kronos" in Roschers Lexikon der Mythologie II 1555 zur Verfügung gestellt
hatte. Davon nahm nur Wernicke 174 A. 17 unzureichende Kenntnis; sogar Treu
hatte es übersehen. Abweichend von diesen im ganzen doch nach demselben
Ziele hinführenden Beiträgen griff Trendelenburg, <S>avttt6lai, 70. Berliner Winkel-
mannprogramm, 1910, 36ff, auf den Entwurf von G. Hirschfeld zurück, der mit
Recht vergessen war. Nur die Einzeldeutung hat Trendelenburg durch nachdrück-
lichstes Eintreten für einen guten alten Gedanken gefördert.

Zu zusammenfassender Abwehr der wichtigsten Gregner seiner Anordnung
rüstete sich Treu lange, überzeugt, „daß sie stehn bleiben werde, weil er länger
und unter günstigeren Bedingungen arbeiten konnte als jene," wie es in einem seiner
handschriftliehen Entwürfe heißt. Sie stammen erst aus den letzten Jahren vor seinem
am 5. Oktober 1921 eingetretenen Tode und tragen die deutlichen Spuren des Kampfes
mit der langen Krankheit. Zwar hat sein treuer Mitarbeiter auch auf diesem Gebiete,
Max Kühnert, Inspektor a. D. der Dresdener Skulpturensammlung, von den z. T. sehr
undeutlich auf dem Krankenlager hingeworfenen Aufzeichnungen mit liebevoller Mühe-
waltung verständliche Umschriften zustande gebracht. Aber aus diesen ungleich-
artigen, in verschiedenen Anläufen niedergeschriebenen Skizzen und Bruchstücken
wäre nur durch beträchtliche Zutaten von einem überzeugten Vertreter derselben
Ansicht eine wirksame Darlegung zu gewinnen, und sie würde gegenüber den ein-
schlägigen Abschnitten von Olympia III sowie dem ergänzenden Aufsatz über die
technische Herstellung der Giebelgruppen im Jahrbuch 1895 X lff. wenig Neues
bieten. Nur deshalb und wahrlich nicht meiner eigenen abweichenden Meinung zu
Liebe, habe ich, im Einvernehmen mit Frau Geheimrat Treu, den schweren Ent-
schluß fassen müssen, mit Rücksieht auf die Not der Zeit von einer Herausgabe
der Treuschen Aufzeichnungen abzusehen, obgleich der immer hilfreiche alte Freund
und Nachbar den Wunsch danach noch kurz vor seinem Tode gerade mir ans
Herz gelegt hatte. Meine entgegengesetzte Stellungnahme in der Streitfrage hatte
er vergessen und ihn daran zu erinnern verbot sein Gesundheitszustand. Das Neue
oder sonst Beachtenswerte in seinen Aufzeichnungen soll nun je an seinem Orte
in der folgenden Darlegung der eigenen Ansicht Platz finden, die sich mir in acht-
unddreißigjähriger Arbeit auch in Vorlesungen und Seminarübungen, wobei ich
vollständiger als Treu allen in Frage kommenden Gesichtspunkten Rechnung ge-
tragen zu haben glaube, immer wieder bewährt hat. Mit dieser Darlegung noch
länger zu warten, auf die Gefahr hin, darüber selbst abberufen zu werden, wäre
eine falsche Rücksichtnahme auf den Verstorbenen. Auch wo ich von seiner dauernd
festgehaltenen Meinung abweichen muß, baue ich auf dem von ihm gelegten Grunde
und kehre überdies zu der Ansicht zurück, die sich seinen jungen Augen bei der
ersten vergleichenden Betrachtung des damals freilich noch unvollständigen Fi-
gurenbestandes aufdrängte (Archäol. Zeitung 1876 XXXIV 178 ff. mit Taf. 13).

Vorgetragen wurde der Hauptinhalt dieser Schrift in der Festsitzung der
Akademie am 19. November 1921, noch in der Erwartung, daß in unseren Schrif-
ten bald die nachgelassene Arbeit Treus erscheinen werde, der die meinige gleich
folgen sollte (Berichte 1921, 7*). Erst in voller Kenntnis der leider nicht druckreifen
Aufzeichnungen Treus ging ich, mit bereitwilligst gewährter Unterstützung seines
Nachfolgers Paul Herrmann und der Werkstatt des Albertinums, besonders des
Oberkonservators Gustav Thamme, an die letzte Prüfung, die der Vorstorbene
immer, zuletzt Skovgaard gegenüber (oben S. 3), mit Recht forderte: an das Durch-
proben der vorzuschlagenden Aufstellung mit den großen ergänzten Abgüssen in
ihrem Giebelrähmen. Diesen ergab die sorgfältige Ausnutzung der geringen Geison-
bruchstücke, wie sie Treu IH 116 mit Hilfe Dörpfelds vorträgt, nicht sehr erheb-
lich abweichend von dessen eigener Berechnung Olympia II 8, von der überdies
Dörpfeld selbst, nach einer Bemerkung der handschriftlichen Entwürfe Treus, in
 
Annotationen