XXXyil, 4.] Die Ostgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia. 38
antiquites grecques et romaiBes, Rollin et Feuardent 1904, Nr. 226 Taf. 10 die
unzulängliche Veröffentlichung nachweist, reinigt solch ein kleiner „Lustro" dem
sich waschenden Gebieter einen von den beiden ausgezogenen Schuhen mit dem
Schwamm. Dasselbe tut in ähnlicher Haltung das mir von Zahn zum Vergleich
angeführte Bronzefigürchen reifarchaisehen Stiles im Britischen Museum, dessen
gezeichnete Abbildung im Catalogue von Walters (zu Nr. 1676) mir nur die Frage
offen zu lassen schien, ob in dem Schuh nicht der Fuß steckt, als Überrest des
einst daneben stehenden Herrn. Doch lehnt Beazley nach freundlich vorgenommener
Prüfung des Urbildes diesen Gedanken ab. Eine ähnliche Verrichtung kommt je-
doch für unsern fast erwachsenen Jüngling nicht in Frage, schon weil er zu
Füßen der Königin kniet, die sich dafür nur einer Zofe bedienen könnte. Was
er da, mit etwas gesenktem Kopf, aber erhobenem rechten Arme, vornahm, wird
vielmehr mit den Zurüstungen zum Opfer in Verbindung gestanden sein, auf die
uns eine Spur an Steropes rechtem Arm führte (S. 18). Auf der Vase von
S. Agata (S. 8) sind dem Oinomaos zwei Ministranten zur Seite, der zweite, den
Widder bringende kommt auch auf der von Ruvo S. 5 heran. Stand, wie dort
und in allen vergleichbaren Darstellungen von der Athener Lekythos an (S. 7),
vor dem Knienden des Giebels ein richtiger Altar (S. 18), dann könnte dieser
vielleicht das Opfertier darüber gehalten haben. In der Epidromosschale des
Louvre G 112 hält der Opferdiener das Ferkel dem Priester kniend unter das
Messer, nur freilich den einen Fuß gegen das Übergewicht viel weiter vorsetzend
(Hartwig, Meisterschalen Taf. 3, 2, Hoppin, Handbook redfig. vases I 171, 25).
Noch eher könnte der Junge den Bratspieß mit darangesteckten 6nXccy%va heben
wie der kniende Silen hinter dem am Altar spendenden Herakles in der Berliner
Epidromosschale Jahrbuch 1893 VHI 167 Taf. 2 (Hartwig). Bei etwas schad-
haftem Zustande des Marmorwerks, mit dem zu rechnen uns de Petra mit Recht
mahnte (oben S. 3), hätte Pausanias den Obelos als Pferdestachel mißdeuten können.
Eher jedoch als ein Steinaltar möchte vor Sterope ein leichteres Gerät zu ergänzen
sein, etwa der Weinkrater, und einen solchen umknien zwei Jünglinge, der eine
mit der Kanne daraus schöpfend, der andere seine Schale zum Eingießen entgegen-
haltend, an der Außenseite einer dem Epiktet sehr nahestehenden Schale im
Ashmolean Museum, abgeb. bei P. Gardner im Journ. hellen, stud. 1904 XXIV 306.
Eine wenig abweichende Wiederholung dieses Bildes bezeugt die mir von Langlotz
nachgewiesene Scherbe des Heidelberger Archäologischen Instituts B 75. Hiernach
ließe sich in des Jünglings erhobener Rechten die schon aus dem Krater gefüllte
Kanne, in der Linken die Schale denken, bereitgehalten für die Spende, wie sie
Oinomaos auf dem Londoner Gefäß (hier S. 13) vor dem Zeuspfeiler auszugießen
im Begriff steht. Gut dazu passen würde die Gleichartigkeit dieses feinen Jungen
mit dem Knaben Mundschenk der Lapithenhochzeit (HI 135 1.). Bei diesen beiden,
noch mehr wohl beim Königspagen des Ostgiebels, wird so mancher wackere Hellene
jener Zeit, wo der xcciäixbg egag auch bei den olympischen Wettspielen mitsprach,
an Ganymedes und Zeus gedacht haben, mit denen Pindar, für uns erstaunlich
imbefangen, des Pelops Verhältnis zum Meerbeherrscher vergleicht (Ol. 1, 70; 118;
dazu jetzt Wilamowitz, Pindaros 236).
Die Haltung und Tätigkeit unserer zwei Knienden bis ins einzelne sicher
wiederherzustellen, wird ohne ergänzende Fundstücke schwerlich gelingen. Aber
dies beeinträchtigt nicht allzusehr das gegenständlich wie symmetrisch und rhyth-
misch erfreuliche Gesamtbild der Mittelgruppe, das die Einfügung dieses Treusehen
Paares vor den Pferden vollendet. Es entspricht der Voraussage ihres Urhebers:
»Die große Mittelgruppe mit den anschließenden Viergespannen wird umso schöner
und eindrucksvoller, je mehr man sich die Figuren in Tätigkeit und die Vor-
bereitung zu dem gefährlichen, schicksalentscheidenden Kampf der Gespanne deut-
Abluuidl. d. S. Akademie d. Wisaenach., phiL-hiät. Kl. XXXVII. iv. 3
antiquites grecques et romaiBes, Rollin et Feuardent 1904, Nr. 226 Taf. 10 die
unzulängliche Veröffentlichung nachweist, reinigt solch ein kleiner „Lustro" dem
sich waschenden Gebieter einen von den beiden ausgezogenen Schuhen mit dem
Schwamm. Dasselbe tut in ähnlicher Haltung das mir von Zahn zum Vergleich
angeführte Bronzefigürchen reifarchaisehen Stiles im Britischen Museum, dessen
gezeichnete Abbildung im Catalogue von Walters (zu Nr. 1676) mir nur die Frage
offen zu lassen schien, ob in dem Schuh nicht der Fuß steckt, als Überrest des
einst daneben stehenden Herrn. Doch lehnt Beazley nach freundlich vorgenommener
Prüfung des Urbildes diesen Gedanken ab. Eine ähnliche Verrichtung kommt je-
doch für unsern fast erwachsenen Jüngling nicht in Frage, schon weil er zu
Füßen der Königin kniet, die sich dafür nur einer Zofe bedienen könnte. Was
er da, mit etwas gesenktem Kopf, aber erhobenem rechten Arme, vornahm, wird
vielmehr mit den Zurüstungen zum Opfer in Verbindung gestanden sein, auf die
uns eine Spur an Steropes rechtem Arm führte (S. 18). Auf der Vase von
S. Agata (S. 8) sind dem Oinomaos zwei Ministranten zur Seite, der zweite, den
Widder bringende kommt auch auf der von Ruvo S. 5 heran. Stand, wie dort
und in allen vergleichbaren Darstellungen von der Athener Lekythos an (S. 7),
vor dem Knienden des Giebels ein richtiger Altar (S. 18), dann könnte dieser
vielleicht das Opfertier darüber gehalten haben. In der Epidromosschale des
Louvre G 112 hält der Opferdiener das Ferkel dem Priester kniend unter das
Messer, nur freilich den einen Fuß gegen das Übergewicht viel weiter vorsetzend
(Hartwig, Meisterschalen Taf. 3, 2, Hoppin, Handbook redfig. vases I 171, 25).
Noch eher könnte der Junge den Bratspieß mit darangesteckten 6nXccy%va heben
wie der kniende Silen hinter dem am Altar spendenden Herakles in der Berliner
Epidromosschale Jahrbuch 1893 VHI 167 Taf. 2 (Hartwig). Bei etwas schad-
haftem Zustande des Marmorwerks, mit dem zu rechnen uns de Petra mit Recht
mahnte (oben S. 3), hätte Pausanias den Obelos als Pferdestachel mißdeuten können.
Eher jedoch als ein Steinaltar möchte vor Sterope ein leichteres Gerät zu ergänzen
sein, etwa der Weinkrater, und einen solchen umknien zwei Jünglinge, der eine
mit der Kanne daraus schöpfend, der andere seine Schale zum Eingießen entgegen-
haltend, an der Außenseite einer dem Epiktet sehr nahestehenden Schale im
Ashmolean Museum, abgeb. bei P. Gardner im Journ. hellen, stud. 1904 XXIV 306.
Eine wenig abweichende Wiederholung dieses Bildes bezeugt die mir von Langlotz
nachgewiesene Scherbe des Heidelberger Archäologischen Instituts B 75. Hiernach
ließe sich in des Jünglings erhobener Rechten die schon aus dem Krater gefüllte
Kanne, in der Linken die Schale denken, bereitgehalten für die Spende, wie sie
Oinomaos auf dem Londoner Gefäß (hier S. 13) vor dem Zeuspfeiler auszugießen
im Begriff steht. Gut dazu passen würde die Gleichartigkeit dieses feinen Jungen
mit dem Knaben Mundschenk der Lapithenhochzeit (HI 135 1.). Bei diesen beiden,
noch mehr wohl beim Königspagen des Ostgiebels, wird so mancher wackere Hellene
jener Zeit, wo der xcciäixbg egag auch bei den olympischen Wettspielen mitsprach,
an Ganymedes und Zeus gedacht haben, mit denen Pindar, für uns erstaunlich
imbefangen, des Pelops Verhältnis zum Meerbeherrscher vergleicht (Ol. 1, 70; 118;
dazu jetzt Wilamowitz, Pindaros 236).
Die Haltung und Tätigkeit unserer zwei Knienden bis ins einzelne sicher
wiederherzustellen, wird ohne ergänzende Fundstücke schwerlich gelingen. Aber
dies beeinträchtigt nicht allzusehr das gegenständlich wie symmetrisch und rhyth-
misch erfreuliche Gesamtbild der Mittelgruppe, das die Einfügung dieses Treusehen
Paares vor den Pferden vollendet. Es entspricht der Voraussage ihres Urhebers:
»Die große Mittelgruppe mit den anschließenden Viergespannen wird umso schöner
und eindrucksvoller, je mehr man sich die Figuren in Tätigkeit und die Vor-
bereitung zu dem gefährlichen, schicksalentscheidenden Kampf der Gespanne deut-
Abluuidl. d. S. Akademie d. Wisaenach., phiL-hiät. Kl. XXXVII. iv. 3