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Stuhlfauth, Georg; Vigenère, Blaise de [Übers.]; Artus, Thomas [Übers.]
Die Bildnisse D. Martin Luthers im Tode — Weimar, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.28042#0020
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Die Mldnisse O. Martin Lnthers im Tode.

Nach seiner Gesamtfläche ist das Blatt, das unsere Zeichnung trägt (Taf. I —
Abb. 1),in seinem gegenwärtigenZustande ein mäßig überhöhtes, nicht ganz gerade
geschnittenes Viereck; es hat an der linken Seite 28,1 ein, an der rechten Seite
28,3 cnn Höhe, oben 21,8 eni, unten 22 ein Breite. Hart am Papierrande, in
etwa 1 oni Abstand von demselben, läuft ringsum eine mit Lineal, Feder und
schwarzer Tinte gezogene Einfassungslinie. Das Papier, auf das der Kopf
aufgelragen ist, ist von guter, starker, kräftiger Qualität. Unten ist ein schmaler,
links 2,7 oni, rechts 3,2 oin hoher Streifen angestückt und mit dem oberen und
Hauptteile in der Weise verbunden, daß der untere Streifen nach oben an der
Rückseite des oberen Teiles festgeklebt ist. Die Gesamthöhe des unteren Streifens
ist 9,3 oin, wovon jedoch, wie gesagt, nur 2,7 bzw. 3,2 oin Höhe zur Verlängerung
des Hauptblattes dienen, während der Rest ihm hinterklebt ist. Auch dieses
Papier ist von guter, kräftiger Qualität, aber doch wesentlich dünner und elastischer
nnd von weit geringerer Festigkeit als das des Kopfes.

Die Frage drängt sich aus, wie die Anlängung nach unten zu erklären ist.
Jst sie auf den zeichnenden Künstler zurückzuführen oder ist sie das Werk einer
späteren Hand? Schon an sich hat die erstere Annahme sehr wenig Wahrschein-
lichkeit; denn wie sollte der Künstler, der den prächtigen Kopf des toten Luther
— es ist ja kein anderer — skizzierte, hierzu zusammengestücktes Papier verwendet
haben, ohne doch tatsächlich der Anstückung sür die Zeichnung selber zu bedürfen!
Die Verschiedenheit der beiden Papiere, deren zweites von dem unten angestückten
Streifen überdies auch der Zeit seiner Entstehung nach nicht mit dem des Haupt-
blattes zusammengehen dürfte, spricht gleichfalls sür eine spätere mit dem Blatte
vorgenommene Manipulation. Und daß der Künstler etwa nachträglich noch
den unschönen Streifen unten angebracht habe, liegt wohl wiederum im Bereiche
des denkbar Möglichen, aber osfenbar so hart an der Grenze, daß man auch
damit nicht weiter zu rechnen hat.

Jn Wirklichkeit geben gewisse Wahrnehmungen am Blatte selbst ausreichende
Antwort auf die behandelte Frage. Das Blatt muß nämlich, toie deutliche Spuren
über der jetzt vorhandenen Naht zeigen, einstmals unten zerfetzt und eingerissen
gewesen sein; denn rechts von dem Kinne des Kopfes ist im Original das Papier
der Zeichnnng in einer Breite von ca. 4 oin und im höchsten Punkte auf 1 oin
Höhe ausgerissen; ferner sieht man gegenüber im (Nnter-)Kinne eine dieses
überschneidende, in der Diagonale von links unten nach rechts oben führende,
2 oin lange Papierschramme, die gleichfalls daher rührt, daß das Blatt unten
eingerissen war; und schließlich scheint es, als liefe von dem unteren Punkte
dieser Schramme aus in flacher Schräge nach links ansteigend unter dem hier
aufgeschriebenen, alsbald zu deutenden Monogramm hinweg bis zum linken
Rande hin etwas wie eine weitere Schramme, die freilich nicht durch das Papier
durchgeht. Aus diesem Befunde dürfte unzweideutig hervorgehen, daß das
Blatt an seinem unteren Rande Verftoßungen und Schädigungen erlitten hatte,
die es erforderlich machten, ihn samt denselben soweit wie möglich wegzuschneiden
und das Blatt neu anzusetzen. Glücklicherweise ist bei dieser Maßnahme die
 
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