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Stuhlfauth, Georg; Vigenère, Blaise de [Übers.]; Artus, Thomas [Übers.]
Die Bildnisse D. Martin Luthers im Tode — Weimar, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.28042#0038
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Die Bildnisse v. Martin Luthers im Tode.

sie für die Biographie des Meisters desto wertvoller. Setzt er doch auf das Blatt^),
und zwar mit derselben Feder, wie ausdrücklich bemerkt fein mag, mit der er
zeichnete, feine volle Bezeichnung mit Jahreszahl: Lucas Furttnagel^) H von
augspurg 1538 H zu halle. Hatte man bisher nach der Jahreszahl der znvor
beschriebenen Exlibris ihn erst von 1542 ab in Halle a. S. mit Sicherheit nach-
weisen können, so bezeugt er selbst wiederum in der hier nen vorgelegten Feder-
zeichnung, daß er bereits im Jahre 1638 in Halle ansüssig war.

So ergänzt also diese Zeichnung die wenigen biographischen Daten des Meisters.

Gibt sie auch neuen Aufschluß über sein Werk und über sein Künstlertum?
Jn dieser Hinsicht führt sie uns, glaube ich, kaum viel weiter. Wir finden den
Dreiunddreißigjährigen allerdings — das wollen wir nicht übersehen — mit
den ernstesten Studien beschäftigt, mit denen ein Dürer bis in seine letzten Tage
hinein sich mühte und die dem höchsten Problem, dem der Erfassung des mensch-
lichen Körpers in seinem organischen Aufbau und in der ausgeglichensten Form
seiner schönen Gestalt durch den Künstler, gilt. Und wir finden ihn — das dürfen
wir gleichfalls nicht unbeachtet lassen — diese Studien machen im engsten An-
schlusse an den größten deutschen Künstler und Lehrmeister der Zeit, den großen

Fuße, Dürers schriftl. Nachlaß, S. 314f.: Das Angesicht vom Kinn bis zur Haargrenze der 10. Teil
des Menschen; eine ausgestreckte Hand sei auch so lang; der Kopf sei ein Achtel; ein Sechstel von der
Höhe der Brust bis hinauf zur Haargrenze; vom Haar bis zum Kinn sei in drei Teile geteilt: Stirn,
Rase, Mund mit Kinn; der Fuß sei ein Sechstel des Menschen, ein Ellbogen ein Viertel, die
Brust ein Viertel.

1) Wasserzeichen hat es nicht. Die Maße sind 307 x 201 inm.

2) Nach dcm bis jetzt vorhandenen Urkundenmaterial sind für Lucas Furtenagel sechs Namens-
formen zu unterscheiden: I. Furtenagel, Lucas, zweimal: 1. Medaille Hagenauers (s. oben S. 17
Anm. 1); 2. Exlibris der Lutherbibel in Halle a. S. (s. oben S. 19), von ihm selbst gebraucht;
II. Furttnagel, Lucas, einmal: Proportionsstudie, vonihm selbst gebraucht; III. Furten-
nagel, Laux, zweimal: 1. Augsburger Handwerksbuch für Maler usw., Eintrag über die Vor-
stellung als Lernknaüe 1518 sspätere (zweite) Abschrift: Namensform V.s (Bischer a. a. O. S. 551);
2. s. IV; IV. Furtternagel, Laux, einmal: Augsburger Handwerksbuch für Maler usw-, Eintrag
über die Verleihung der Gerechtigkeit 1646 sspätere (erste) Abschrift: Namensform III (Vischer
a. a. O. S. 628); V. Furtennagl, Laux, einmal: s. III, 1; VI. Fortennagel, Lucas, einmal:
Bom christlichen Abschied v. Martini Lutheri durch v. Justum Jonanr usf. (s. oben S. 9). Aus
dieser Zusammcnstellung ergibt sich, welche der Namensformen den Vorrang haben: man kann
nur wählen zwischen I und II und wird sich (mit Thieme-Becker) für die Form 1 entscheiden.
Dies um so mehr, weil die Form II (Furttnagel), wiewohl auch sie von Meister Lucas selbst dar-
geboten ist, stärker von den übrigen Formen des Namens abiveicht als die Form I, die nicht nur
doppelt und das eine Mal gleichfalls von Lucas F. selbst verwendet ist, sondern auch allen sonst
vorkommenden Formen nähersteht, sofern alle übrigen in der Mitte hinter dem t(t) ein e ein-
schieben. Als solche erscheinen noch VII. Furttenagl, zweimal: gebraucht bei Jörg F. Vater
1487, 1488 (Vischer a. a. O. S. 610, 534); VIII. Furttenagel, einmal: gebraucht bei dem-
selben 1602 (Bischer a. a. O. S. 642); IX. Furtennagell, einmal: gebraucht bei demselben 1505
(Vischer a. a. O. S. 566);X. Furttennagel, eimnal: gebrauchtbeiJörg F. Sohn1632 (Vischer
a. a. O. S. 567). Die Schreibung Fortenagel (so regelmüßig Böhmer a. a. O., auch Thieme-
Becker a. a. O., der sie aber nur als sekundäre Form vermerkt) ist demnach völlig apokryph und
niemals beurkundet. Aber auch die Form VI, die Justus Jonas und Genossen geben, ist unzutreffend;
denn drnchweg schreibt sich der Rame in der ersten Silbe mit u, niemals mit o.
 
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