Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 10.1919-1920

DOI issue:
Fünftes Heft
DOI article:
Schreyer, Lothar: Die neue Kunst
DOI article:
Schlichtkrull, Wilhelm: Gedichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37115#0076
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Vergehen erkennen wir als ein Spiel der Er-
scheinungen, in denen wir gleich Stern und
Tier und Blume schwinden und erscheinen.
Die kleine Welle im Rhythmus des Gesche-
hens, die wir im Spiel der Welten sind,
scheint ein Etwas, und unser Wesen ist das
Nichts. Denn unser Wesen liegt außerhalb
unseres Bewußtseins. Es ist durch nichts zu
wissen. Nur im Nichts faßt es uns. Die
Weltwende stürzt den Menschen von dem
selbsterrichteten göttlichen Tron der Per-
sönlichkeit und schleudert ihn in das Nichts.


Gedichte
Wilhelm Schlichtkrull
Für Herwarth Waiden
Klänge hüllen Brust
Träume raschen
Brüllen zerrt
Die Träume haschen
Die Brüder
Die Kinder
Die Träume küssen
Sanftverhüllt
Sanftumschämt
Sanftumträumt
Schmiegt deine Sehnsucht her zu mir
Fü Jacoba van Heemskerck
Deine weißen Segel
Deine roten Boote
Dein sanftes Gleiten
Blaues Wasser zieht
Nah klingt der Ton
Nah hört der Sang
Nah blickt
Ein fernes Horchen
Ein ferner Klang
Herüber klingt Dein fernes Horchen
Blutverzerrt bläst Du
Rauschend zacken
Du bist namenlos
Verzerrt
Du klammerst
Deine Krallen bohren
Nagen Zähne Du

Verhöhnt fliegt Du
Dein Leben schellt vorbei
Du küssest meine Hände
Trinken Augen
Balsam strudelt sanft Dein Herz
Du schlägst und schläfst
t ränen Herzen Deine Augen
Küssen meine Hände
Du glaubst
Meine Seele
Du küßt so tief
So voll küßt Deine Hand
Ich bin ein Prinz im Märchen
Boot gleitet still
Weite Silberseen
Flächen breiten
Hellen Sonnen fliegen
Sausen
Zitternd schießt das Boot
Und weit und breit der See
Und fliegen braune Enten
Und schnattern gierig Hühner
Weite Segel tragen Silberfäden
Wehverzückt
Du weitend
Du bittest
Entrückt
Zerwundet schämend Hauch
Dein Schämen ist das Wunder
Du blickst
Du zückst
Du wehst
Verzückt ruft Du
Dein Hauch küßt meine Seele
Weltentrückt
Wehverzückt
Klingt mein Hauch im Sehnen
Fließen sprießen
Gleiten spreiten
Gleiten
Fließen Boote
Schießen Kähne
Wellen wühlen
Wühlen Wasser
Peitschen schlagen
Brechen krallen
Prallen brechen
Krallen silbern
Brechen
 
Annotationen