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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 11.1920

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Sechstes Heft
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Nebel, Otto: Zeitungsmärchen
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Blümner, Rudolf: Was ich so träume...
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https://doi.org/10.11588/diglit.37133#0090
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Adler, kann es dahin bringen, dass er sich
am Reck und Barren erholen kann. Unler
Aufsicht eines Beamten sind schon vier
Fälle von Beulenpest vorgekommen. Wie
uns von Beulenpest gedrahtet wird. Doch
ist die Beobachtungsstation noch nicht be-
stimmt. Und die Zigeunerin Zina und der
Zigeuner Franz erhalten Unterricht in
Einstein-Theorie. Statt der allgemein üb-
lichen Hängematte. Zwischen richtigen
Betten kam es zu einer Schlacht. Zigeunerin
Zina wurde schwer verletzt. Zucht und
Aufsicht sind natürlich sehr streng. Am
Abend werden schwere Mörder Vorberei-
tungen treffen. Zu der nächsten Sonnen-
finsternis liefern wichtige Belege schon
jetzt neue Formen dieser Natur-
erscheinung. Turnlehrer Astronomen wur-
den am 19. September 1922 in Einzelhaft
gehalten. In Paris hei Kolberg hat die
Sonnenfinsternis ein umfangreiches System
von Belohnungen und Preisen angewendet.
Eigenen Ehrgeiz dadurch zu wecken. Eng-
lische Insassen dürfen ihr tadelloses Ver-
halten auf Grund ihrer Photographien
bessern. Die kunstgewerblichen Handels-
zweige sind flüchtig und lernen Landwirt-
schaft, der englische Strafanstalten ange-
gliedert sind. Spiele haben ihre eigenen
Arbeitsstätten. Zucht und Aufsicht sind
natürlich Privilegien.
Otto Nebel

Was ich so träume ....
In Spaa sagte Millerand zu Lloyd George:
„Und vor allem darf der Sturm nicht
weiterbestehen." „Sie sind ein schlechter
Politiker", entgegnetc ihm Loyd George.
„Solange Deutschland den Sturm zu be-
kämpfen hat, wird es sich niemals gegen
die Entente wenden."
Der Sturm hatte einen Preis für denjenigen
seiner Maler ausgesetzt, der im Laufe eines
Jahres von der deutschen Presse am meisten
beschimpft worden war. Der Sturm hatte
den Preis Kurt Schwitters zuerkannt. Nun
haben Rudolf Bauer und William Wauer den
Sturm auf Auszahlung des Preises verklagt.
* *

Meine Traumphantasien beginnen mich zu
ängstigen. Ich träumte, der Reichskunstwart
Dr. Redslob sei mit Paul Westheim eine
Gewissensehe eingegangen. Ich erwachte
und sprang entsetzt aus dem Bett. Vor mir
stand mein Diener und überreichte mir die
Vossische Zeitung. In ihr fand ich meinen
Traum dementiert: Bedsloh habe nicht
Westheim, sondern Schmidt-Rottluff gehei-
ratet. Da merkte ich, dass es nun Tag
werde und wachte ganz auf....
Gestern brachte mir Kurt Schwitters sein
neuestes Merzbild. Der Eintretende bot dem
Beschauer einen grausigen Anblick. Als
Farbe hatte er nur wenige Blutspritzer an-
gebracht. Die verwendeteten Materialien
hatte er Paul Westheim, Franz Servaes und
Max Osborn ausgerissen. Als ich erwachte,
hatte mein treusorgender Diener bereits
nach dem Arzt geschickt....
Um mich zu kasteien und in der Selbst-
beherrschung zu üben, lese ich vor dem
Schlafengehen stets eine Seite im Kunstblatt
Heute Nacht träumte ich, Paul Westheim
habe mich wegen Körperverletzung verklagt.
4 *
*
Gestern hatte ich einen gar anmutigen
Traum. Ich schaukelte in einem leichten
Kahn auf einem oberitalienischen See. Ein
gleicher Kahn ruderte mir entgegen. Im
Kahn sass ein Mann und lass in einem
Buche. Ich erkannte den Mann nach einer
Zeichnung von Kokoschka. Es war Alfred
Kerr. Und auf der Rückseite des Buches
stand: „Dramen von Herwarth Waiden."
Am nächsten Morgen las ich im Berliner
Tageblatt, das Buch sei Wedekinds Nachlass
gewesen. Ein sonderbares qui pro quatsch!
+ +
Heute habe ich einen berühmten Nerven-
arzt aufgesucht. Ich hatte in der Nacht
geträumt, Paul Westheim bereite für das
Jahr 1925 eine Rudolf Bauer-Nummer
seines Kunstblattes vor. Der Arzt hat mich
aber beruhigt. So etwas sei keineswegs
gänzlich ausgeschlossen.
* *
*
Ich träumte, ich sei gestorben und Fritz
Engel habe mir im Berliner Tageblatt einen
warmen Nachruf gewidmet. Beim Früh-

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