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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Zweites Heft
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Liebmann, Kurt: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0044
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Unter nächtlicher Landschaft
Verwaistes Frieren gräbt sich aus der Erde
presst meinen Fuss an seine Brust
und
weint.
Ich zittere zwischen Stern und Geige
Lippe streichelt abendlichen Berg
Die rote Wolke landet wreich in meinem Haar
Ton blinzelt Augen
huscht
und
huscht
und,
schläft.
Ich bin ein Schwanken zu den windver-
weinten Gräbern
Flüche tasten mich zu Tiefen
Die Weiten mauern Dunkel
sticken
Ich schreie Dich
Du stehst am Teich der abendgelben Trauer
und schlägst die Harfe Deiner Tränen
nach mir
0 Schatten Deines Schattens
Tanzschritt über Wolkenschollen
Schluchten
Nacht
Ich küsse tief den bluten Mond von Deiner
flötenbleichen Stirn
0 Mond
Du
Nacht
Qualquallen ersticken
Sonnseide Augen spritzen Zerglühen
Zerstäuben
Zerfunken
funkeln die Wiesen Schaum
Schaukeln
Umsternen
Umbluten
Umblusten
Klee-Blut der Raps
fleischern Lupinen
Umwilden
wirr
meine Hände zerbarmen
Augen Augen raubtiergelb Scheck reissen
Elektrisch
zischeln hinab
risch
Monde hinab

bäh!
Grinsen Zylinder
weine den Schleier Gnade über deine Leiche
graue Matratze
samtner Esel streichellind
Meer knattern die Haare
Morfium im Kognak
Einhundertundfünf Verletzte
Brüste orgeln
es schwenken die Schenkel
röhren die Hirsche
Düfte Tempel tulpen Zerbrennen
0 senken Sie den Sarg Stachel in Bauch
schäumt Strasse Gieren Befruchtung
kalt quietschen die Seile
das Hirnglas kreist
Prost!
röcheln die Schnauzen Schnaps
Der Untergang der Menschheit!
Karoussel füttern die Huren
klirr
seidesüss wimpelt Erfrechen
wieselwild
brennen
umschlanken
umstechen
Meine Brust gläsern leiert Erbarmen
Kauft Hampelmänner! Hampelmänner!
Die Zungen zäh verrucht klebt grüne Katze
Oh lösender Strick
Meteorkugel zersternt meine Hirne Schlamme
wie bin ich sosehr tot
Das Grab schaukelt den Atem — Kahn
Du
wir wollen die roten Teiche befahren
Ratten rascheln die Lungen
Oh wie sieden die Tränen die das Huren-
bett weint
Nieder! Nieder!
Entlöse Lieder
Pfauen deinen Haaren
Weh Knall
fratzen die Fressen
Es würgt mich die Gosse.
Verkrampft in roter Gasse
Wind frisst die Knochen
Kreischen scherbt
Zei;wahnen schwefeln
kratzen
bröckeln
der Schrei der Schrei
schlurft Lache

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