eine Voraussetzung des Spiels. Es ist genau
so, wie wenn ein unmusikalischer Mensch
Geige spielen will. Die andere Voraus-
setzung, um nach dem Spielgang spielen
zu können, ist, dass der Mensch, der spielen
will, Glied der Gemeinschaft der Spieler
ist. In eine solche Gemeinschaft kann man
nicht aufgenommen werden. Man gehört
mit Selbstverständlichkeit dazu oder nicht.
Ein Hineinarbeiten in die Gemeinschaft
durch versuchsweise Mitarbeit ist nicht
möglich. Das Hineinarbeiten ist nur ausser-
halb der Gemeinschaft möglich. Je mehr
der Mensch ausserhalb der Gemeinschaft
auf den Willen seiner Persönlichkeit ver-
zichtet, um so mehr nähert er sich dem
Willen der Gemeinschaft. Nur durch be-
wusste Opferung der Selbstwilligkeit wird
das Schaffen aus gemeinsamem Sinn vor-
bereitet. Jedes Schaffen von Kunstwerken
ist unvereinbar mit einer Arbeit um des
Geschäftes willen. Daher ist jeder Mensch,
der das Theatergeschäft mittelbar oder un-
mittelbar unterstützt, ausserhalb des ge-
meinsamen Schaffens des Bühnenwerkes.
Unsere Spieler scheiden sich hierdurch
grundsätzlich von den sogenannten Berufs-
schauspielern und ausnahmslos von allen
Theaterbetrieben. Deshalb ist es uns auch
nicht mehr möglich, in einem Theaterhaus
zu spielen, abgesehen davon, dass alle
Theaterhäuser in Deutschland so gebaut
sind, dass eine bühnenkünstlerische Gestalt
in sie nicht gestellt werden kann. Ausser-
halb der Gemeinschaft sind auch all die
sogenannten modernen Dichter, die ihre
Werke den Bühnenvertrieben und damit
dem Theatergeschäft übergeben. Ausser-
halb der Gemeinschaft sind selbstverständ-
lich alle Kunstinteressenten und Theater-
interessenten, die als Berufskritiker und
Gelegenheitskritiker mittelbar oder un-
mittelbar für das Theater arbeiten. Ausser-
halb der Gemeinschaft sind die sogenannten
Volksbühnen, denn sie sind nichts anderes
als Konsumvereine zur Sicherung des
Theatergeschäfts. Alle Menschen, die durch
irgend eine innere oder äussere Teilnahme
dem Theaterwesen verbunden sind, sind
dem Sinn der Gemeinschaft fern und haben
den Sinn der Bühnenkunst nicht.
Was für den Spieler des Bühnen Werkes
gilt, gilt auch für den, der das Spiel des
Bühnenwerkes sieht und hört. Wer uns
fern und fremd ist, dem ist unser Werk
unverständlich. Wer sich ein Verständnis
unseres Werkes an einem unserer Werke
erarbeiten will, wird es nicht verstehen.
Wer wie im Theater bei uns Unterhaltung
sucht, wird nichts finden. Wer etwas
für seine sogenannte Bildung bei uns sucht,
wird enttäuscht sein. Wer durch Erklär-
ungen, Deutungen, Erläuterungen glaubt,
dem Sinn unserer Werke näher zu kommen,
entfernt sich von der Kunst. Der Mensch,
in dem sich die Umkehr zum inneren
Menschen vollzogen hat, bedarf keiner
Unterhaltung, weil die Unterhaltung Sache
des äusseren Menschen ist. Er bedarf nicht
der sogenannten Bildung; er lehnt sie ab,
da diese Bildung ein Ersatzmittel ist, das
das innere Gebilde eines Menschen vor-
täuschen soll. Nur die Menschen, die den
Sinn der Gemeinschaft erfühlen und sich
um ein gemeinsames Schaffen mühen,
können es sein, in denen unser Werk wirkt.
Sie versuchen nicht, sich in unser Werk
einzuarbeiten; denn sie haben es. Wir
wissen, dass die Zahl solcher Menschen
heute nicht klein ist. Und wenn nur
wenige von ihnen eines unserer Spiele
sehen oder einen Spielgang lesen, so ist
das nicht von Belang. Diese Menschen
wissen auch ohne unser Werk Bescheid
und wissen, dass unser Werk irgend einmal
getan wird. Die Tatsache, dass wir als
eine grosse Einheit da sind, soll und kann
die anderen fernen Menschen aufwecken,
dass sie den rechten Weg sehen und von
sich aus den Weg gehen können.
Wir wissen, dass der Hass und der Spott
der Gegner, die sich in der Wurzel ihrer
Kraft, der Überschätznng ihres Selbstbe-
wusstseins bedroht sehen, mit allen Mitteln
der Zivilisation unsere Arbeit ungeschehen
machen möchten. Aber die Wandlung des
Menschen zur Gemeinschaft ist keine Frage
der Macht. Gerade die Macht ist machtlos
vor dem Sinn der Gemeinschaft. In der
Wandlung des Menschen zur Gemeinschaft
ist das ßühnenwerk nur eine von vielen
Äusserungen der Wandlung. Als eine Wir-
kung der Wandlung stellen wir es zwischen
die Menschen.
Die Gestalt des Bühnenwerkes kündet
Gesetze der Gestaltung. Jede Gestaltung
kündet die Notwendigkeit, aus dem Vielen
die Einheit zu schaffen. Jede Kunstgestalt
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so, wie wenn ein unmusikalischer Mensch
Geige spielen will. Die andere Voraus-
setzung, um nach dem Spielgang spielen
zu können, ist, dass der Mensch, der spielen
will, Glied der Gemeinschaft der Spieler
ist. In eine solche Gemeinschaft kann man
nicht aufgenommen werden. Man gehört
mit Selbstverständlichkeit dazu oder nicht.
Ein Hineinarbeiten in die Gemeinschaft
durch versuchsweise Mitarbeit ist nicht
möglich. Das Hineinarbeiten ist nur ausser-
halb der Gemeinschaft möglich. Je mehr
der Mensch ausserhalb der Gemeinschaft
auf den Willen seiner Persönlichkeit ver-
zichtet, um so mehr nähert er sich dem
Willen der Gemeinschaft. Nur durch be-
wusste Opferung der Selbstwilligkeit wird
das Schaffen aus gemeinsamem Sinn vor-
bereitet. Jedes Schaffen von Kunstwerken
ist unvereinbar mit einer Arbeit um des
Geschäftes willen. Daher ist jeder Mensch,
der das Theatergeschäft mittelbar oder un-
mittelbar unterstützt, ausserhalb des ge-
meinsamen Schaffens des Bühnenwerkes.
Unsere Spieler scheiden sich hierdurch
grundsätzlich von den sogenannten Berufs-
schauspielern und ausnahmslos von allen
Theaterbetrieben. Deshalb ist es uns auch
nicht mehr möglich, in einem Theaterhaus
zu spielen, abgesehen davon, dass alle
Theaterhäuser in Deutschland so gebaut
sind, dass eine bühnenkünstlerische Gestalt
in sie nicht gestellt werden kann. Ausser-
halb der Gemeinschaft sind auch all die
sogenannten modernen Dichter, die ihre
Werke den Bühnenvertrieben und damit
dem Theatergeschäft übergeben. Ausser-
halb der Gemeinschaft sind selbstverständ-
lich alle Kunstinteressenten und Theater-
interessenten, die als Berufskritiker und
Gelegenheitskritiker mittelbar oder un-
mittelbar für das Theater arbeiten. Ausser-
halb der Gemeinschaft sind die sogenannten
Volksbühnen, denn sie sind nichts anderes
als Konsumvereine zur Sicherung des
Theatergeschäfts. Alle Menschen, die durch
irgend eine innere oder äussere Teilnahme
dem Theaterwesen verbunden sind, sind
dem Sinn der Gemeinschaft fern und haben
den Sinn der Bühnenkunst nicht.
Was für den Spieler des Bühnen Werkes
gilt, gilt auch für den, der das Spiel des
Bühnenwerkes sieht und hört. Wer uns
fern und fremd ist, dem ist unser Werk
unverständlich. Wer sich ein Verständnis
unseres Werkes an einem unserer Werke
erarbeiten will, wird es nicht verstehen.
Wer wie im Theater bei uns Unterhaltung
sucht, wird nichts finden. Wer etwas
für seine sogenannte Bildung bei uns sucht,
wird enttäuscht sein. Wer durch Erklär-
ungen, Deutungen, Erläuterungen glaubt,
dem Sinn unserer Werke näher zu kommen,
entfernt sich von der Kunst. Der Mensch,
in dem sich die Umkehr zum inneren
Menschen vollzogen hat, bedarf keiner
Unterhaltung, weil die Unterhaltung Sache
des äusseren Menschen ist. Er bedarf nicht
der sogenannten Bildung; er lehnt sie ab,
da diese Bildung ein Ersatzmittel ist, das
das innere Gebilde eines Menschen vor-
täuschen soll. Nur die Menschen, die den
Sinn der Gemeinschaft erfühlen und sich
um ein gemeinsames Schaffen mühen,
können es sein, in denen unser Werk wirkt.
Sie versuchen nicht, sich in unser Werk
einzuarbeiten; denn sie haben es. Wir
wissen, dass die Zahl solcher Menschen
heute nicht klein ist. Und wenn nur
wenige von ihnen eines unserer Spiele
sehen oder einen Spielgang lesen, so ist
das nicht von Belang. Diese Menschen
wissen auch ohne unser Werk Bescheid
und wissen, dass unser Werk irgend einmal
getan wird. Die Tatsache, dass wir als
eine grosse Einheit da sind, soll und kann
die anderen fernen Menschen aufwecken,
dass sie den rechten Weg sehen und von
sich aus den Weg gehen können.
Wir wissen, dass der Hass und der Spott
der Gegner, die sich in der Wurzel ihrer
Kraft, der Überschätznng ihres Selbstbe-
wusstseins bedroht sehen, mit allen Mitteln
der Zivilisation unsere Arbeit ungeschehen
machen möchten. Aber die Wandlung des
Menschen zur Gemeinschaft ist keine Frage
der Macht. Gerade die Macht ist machtlos
vor dem Sinn der Gemeinschaft. In der
Wandlung des Menschen zur Gemeinschaft
ist das ßühnenwerk nur eine von vielen
Äusserungen der Wandlung. Als eine Wir-
kung der Wandlung stellen wir es zwischen
die Menschen.
Die Gestalt des Bühnenwerkes kündet
Gesetze der Gestaltung. Jede Gestaltung
kündet die Notwendigkeit, aus dem Vielen
die Einheit zu schaffen. Jede Kunstgestalt
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