DER STURM / ZWEITES VIERTELJAHRHEFT
bestimmte individuelle oder Massenverhältnisse gestellt, lebendig. Es ist
durch Raum- und Zeitschranken gebunden: Mensch und Gesellschaft
trennen es vom Universum. In der Richtung eines bestimmten Zieles
wirkt es nur und über dieses Ziel hinaus verliert es die Lebendigkeit, die
es aus fremden Rewegungen in sich aufnahm: es stirbt und vergeht.
22. Das Kunstwerk wird nicht durch Formenrahmen begrenzt. Die Form
versinnlicht bloss das, was aus der Einheit der universalen Zusammen-
hänge durch den Künstler hindurch zum Ausdruck kommen muss. Das
Kunstwerk ist im kosmischen Sein, das in Raum und Zeit unaufhörlich
wogt: dies verleiht ihm den Rhythmus.
23. Das Kunstwerk wird von der Rlutzirkulation des Universums ebenso
durchflutet wie die Pflanzen, die Sterne, der stete Kreislauf deF Aenderung
der Aggregatzustände. Die Regelung des Zeitmasses oder des Wort-
akzentes nach bestimmten logischen Vorschriften hat mit dem Rhythmus
des Kunstwerkes nichts zu tun: dieser Rhythmus ist ein universale® Pulsieren,
das weder begrenzt, noch mit logischen Sätzen geregelt werden kann.
24. Das Kunstwerk ist eine revolutionäre Tat, die an kein Ziel gebunden
ist. Es ist revolutionär, weil es existiert und weil seine Existenz das
volle Leben dokumentiert; revolutionär, weil seine Form, die immer die
einzige, folglich die gleichwertige Möglichkeit des Sichäusserns ist, die
Schranken des Absonderns durchbricht und nackt die kosmische Einheit
zeigt.
25. Die Form jedes Kunstwerkes ist Bauen im Fliessen einer stets
anders gestalteten universalen Strömung. Der Mensch, der die Zustände
verändern will, die seine Zeit verstellen, ist ein revolutionärer Mensch.
Wenn er den Zustand schafft und in dem Stoff und Geist sich aus-
gleichen, so ist er ein bauender, revolutionärer Mensch. — Das Kunst-
werk ist in Stoff und Geist ausgeglichen aufgebaut, es manifestiert die
Möglichkeit dieses Aufbaues dadurch, dass es existiert: dies verleiht ihm
seinen revolutionären Charakter.
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bestimmte individuelle oder Massenverhältnisse gestellt, lebendig. Es ist
durch Raum- und Zeitschranken gebunden: Mensch und Gesellschaft
trennen es vom Universum. In der Richtung eines bestimmten Zieles
wirkt es nur und über dieses Ziel hinaus verliert es die Lebendigkeit, die
es aus fremden Rewegungen in sich aufnahm: es stirbt und vergeht.
22. Das Kunstwerk wird nicht durch Formenrahmen begrenzt. Die Form
versinnlicht bloss das, was aus der Einheit der universalen Zusammen-
hänge durch den Künstler hindurch zum Ausdruck kommen muss. Das
Kunstwerk ist im kosmischen Sein, das in Raum und Zeit unaufhörlich
wogt: dies verleiht ihm den Rhythmus.
23. Das Kunstwerk wird von der Rlutzirkulation des Universums ebenso
durchflutet wie die Pflanzen, die Sterne, der stete Kreislauf deF Aenderung
der Aggregatzustände. Die Regelung des Zeitmasses oder des Wort-
akzentes nach bestimmten logischen Vorschriften hat mit dem Rhythmus
des Kunstwerkes nichts zu tun: dieser Rhythmus ist ein universale® Pulsieren,
das weder begrenzt, noch mit logischen Sätzen geregelt werden kann.
24. Das Kunstwerk ist eine revolutionäre Tat, die an kein Ziel gebunden
ist. Es ist revolutionär, weil es existiert und weil seine Existenz das
volle Leben dokumentiert; revolutionär, weil seine Form, die immer die
einzige, folglich die gleichwertige Möglichkeit des Sichäusserns ist, die
Schranken des Absonderns durchbricht und nackt die kosmische Einheit
zeigt.
25. Die Form jedes Kunstwerkes ist Bauen im Fliessen einer stets
anders gestalteten universalen Strömung. Der Mensch, der die Zustände
verändern will, die seine Zeit verstellen, ist ein revolutionärer Mensch.
Wenn er den Zustand schafft und in dem Stoff und Geist sich aus-
gleichen, so ist er ein bauender, revolutionärer Mensch. — Das Kunst-
werk ist in Stoff und Geist ausgeglichen aufgebaut, es manifestiert die
Möglichkeit dieses Aufbaues dadurch, dass es existiert: dies verleiht ihm
seinen revolutionären Charakter.
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