nicht abhalten darf. Sie ist dem Ober-
bürgermeister der Stadt Berlin gestiftet.
Zu Gunsten eines Vereins, der Jugend
und Kunst helfen will. Die Kunst muss
immer daran glauben. Auch die Jugend
ist hilflos. Zu diesem Zweck sind
äusser dem Oberbürgermeister persönlich
Douglas Fairbanks und Mary Pickford
in der Loge erschienen, der teuren, der
blumengeschmückten. Schmidt-Gentner
klettert nun in das Orchester hinunter und
nimmt endlich den üblichen Dirigenten-
sitz ein. Das Orchester spielt unter sich
und auf der Leinwand erscheint der Film.
„Die kleine Annemarie“. Dieser Roman
ist wenigstens keine Literatur, dafür aber
auch ohne Freud und ohne Theosophie
nicht unterhaltsam. Sonst kommt alles
vor. Das Hohelied des braven Polizisten.
Der schöne Mann ohne Beruf mit dem
Herzen an der zuständigen Stelle. Mehrere
Apachen. Unsittliche Damen. Die zu
fördernde Jugend. Der unwissende Arzt.
Die Transfusion. Ein Ganztoter und ein
Halbtoter. Die jüdische Familie, die gar
nicht so schlimm ist, wie man glaubt.
Humor mit Tränen und Tragik mit Lachen.
Und zwischendurch, drüberweg, überall
und über alles Mary Pickford. Man ver-
breitet, dass sie der Liebling der ganzen
Erde ist. Die grosse Presse ist restlos
begeistert, dass man sich so verstellen
kann. Mary ist eigentlich eine grosse
Dame, eine Dame von Welt und sie spielt
kleine proletarische Mädchen mit dem
Herz und der Leber auf dem richtigen
Fleck. Die Verstellung von Kunst wird stets
durch die Kunst der Verstellung erreicht.
Und wenn Kinder gern Erwachsene nach-
ahmen, warum sollen Erwachsene nicht
gern Kinder nachahmen. Namentlich,
da die Erwachsenen sich eigentlich recht
albern vorkommen müssten. Denn nur
die Erwachsenen, die Kinder sind, kann
man Menschen nennen. Erwachsene, die
nur Kinder spielen, sind hoch ernst zu
nehmen. Schmidt-Gentner dirigiert zum
Beispiel. Der Film verleiht Nachtvorstel-
lungen zum Beispiel. Andere schreiben
wieder unlesbare Bücher. Andere fördern
wieder Jugend undKunst. Andere imitieren
Kapitolien und Zuckerguss. Alles hoch-
ernste Angelegenheiten für Erwachsene.
Und Mary Pickford bekommt doch den
schönen Mann aus Zuckerguss mit Hilfe
von Transfusion und der schöne Mann
ohne Beruf, aber mit Neigung, bekommt
doch das Kapital und darf Auto fahren
und der transfusen Geliebten Blumen
schenken und sie zu den höhren Ständen
erheben. Ende gut, aber alles keine Kunst.
Um Liebling des Volks zu sein, braucht
man sich nur zu verstellen. Bis das Volk
es merkt. Dann wird das Volk Kind und
wirft das Zeug fort, das nicht Spiel ist,
weil es nur Spiel gespielt hat statt Spiel
zu sein. Schauspiel ist Schau und Spiel.
Das Wort spricht Bände, während die
Bände die Wörter verstellen. Der
Oberbürgermeister dankt im Namen
der Jugend und der Kunst, Mary Pick-
ford dankt dem Oberbürgermeister und
Schmidt-Gentner dankt durch die jeweili-
gen Hymnen den beteiligten Nationen,
die sich so herrlich verstellen können.
bürgermeister der Stadt Berlin gestiftet.
Zu Gunsten eines Vereins, der Jugend
und Kunst helfen will. Die Kunst muss
immer daran glauben. Auch die Jugend
ist hilflos. Zu diesem Zweck sind
äusser dem Oberbürgermeister persönlich
Douglas Fairbanks und Mary Pickford
in der Loge erschienen, der teuren, der
blumengeschmückten. Schmidt-Gentner
klettert nun in das Orchester hinunter und
nimmt endlich den üblichen Dirigenten-
sitz ein. Das Orchester spielt unter sich
und auf der Leinwand erscheint der Film.
„Die kleine Annemarie“. Dieser Roman
ist wenigstens keine Literatur, dafür aber
auch ohne Freud und ohne Theosophie
nicht unterhaltsam. Sonst kommt alles
vor. Das Hohelied des braven Polizisten.
Der schöne Mann ohne Beruf mit dem
Herzen an der zuständigen Stelle. Mehrere
Apachen. Unsittliche Damen. Die zu
fördernde Jugend. Der unwissende Arzt.
Die Transfusion. Ein Ganztoter und ein
Halbtoter. Die jüdische Familie, die gar
nicht so schlimm ist, wie man glaubt.
Humor mit Tränen und Tragik mit Lachen.
Und zwischendurch, drüberweg, überall
und über alles Mary Pickford. Man ver-
breitet, dass sie der Liebling der ganzen
Erde ist. Die grosse Presse ist restlos
begeistert, dass man sich so verstellen
kann. Mary ist eigentlich eine grosse
Dame, eine Dame von Welt und sie spielt
kleine proletarische Mädchen mit dem
Herz und der Leber auf dem richtigen
Fleck. Die Verstellung von Kunst wird stets
durch die Kunst der Verstellung erreicht.
Und wenn Kinder gern Erwachsene nach-
ahmen, warum sollen Erwachsene nicht
gern Kinder nachahmen. Namentlich,
da die Erwachsenen sich eigentlich recht
albern vorkommen müssten. Denn nur
die Erwachsenen, die Kinder sind, kann
man Menschen nennen. Erwachsene, die
nur Kinder spielen, sind hoch ernst zu
nehmen. Schmidt-Gentner dirigiert zum
Beispiel. Der Film verleiht Nachtvorstel-
lungen zum Beispiel. Andere schreiben
wieder unlesbare Bücher. Andere fördern
wieder Jugend undKunst. Andere imitieren
Kapitolien und Zuckerguss. Alles hoch-
ernste Angelegenheiten für Erwachsene.
Und Mary Pickford bekommt doch den
schönen Mann aus Zuckerguss mit Hilfe
von Transfusion und der schöne Mann
ohne Beruf, aber mit Neigung, bekommt
doch das Kapital und darf Auto fahren
und der transfusen Geliebten Blumen
schenken und sie zu den höhren Ständen
erheben. Ende gut, aber alles keine Kunst.
Um Liebling des Volks zu sein, braucht
man sich nur zu verstellen. Bis das Volk
es merkt. Dann wird das Volk Kind und
wirft das Zeug fort, das nicht Spiel ist,
weil es nur Spiel gespielt hat statt Spiel
zu sein. Schauspiel ist Schau und Spiel.
Das Wort spricht Bände, während die
Bände die Wörter verstellen. Der
Oberbürgermeister dankt im Namen
der Jugend und der Kunst, Mary Pick-
ford dankt dem Oberbürgermeister und
Schmidt-Gentner dankt durch die jeweili-
gen Hymnen den beteiligten Nationen,
die sich so herrlich verstellen können.