darben Sie ruhig mal ein paar Tage, denn
das ist bedeutend vernünftiger, als Ihr ver-
rückter Aufzug da. Dadä hoch in Ehren,
ich bin wohl für Dadä, denn Dadä hat eine
Zukunft. Aber Ihr blödsinniger Aufzug
nicht.“ — Da nahm Walden Onkel Pfizer
gleichsam in Schutz und sprach: „Sie wissen
alle, dass ich gegen jede Halbheit kämpfe,
aber das muss ich Onkel Pfizer lassen, er
ist wenigstens konsequent, denn er führt
seinen Blödsinn auch aus.“ — Aber warum
lacht denn Onkel Walden so dabei?“ fragte
Marie. Da sagte Walden gleichsam: „Wenn
man Literatur künstlerisch betrachtet, so
entsteht der Humor, der insbesondere den
Deutschen fehlt.“ — „Aber was tut denn
Onkel Walden hier?“ Da sagt Onkel Un-
geflochten: „Der ist doch Vorstand der
älteren Dichterabteilung geworden. Das
ist die lustigste Abteilung in unserem Hause.“
Und plötzlich funkelte es im Dunkeln, und
alle Kinder sagten: „Ah“ und fragten, was
denn das wieder wäre. Da sagte Onkel
Pfizer: „Das ist doch Hugos Seele. Denkt
Ihr denn etwa, dass ich der einzige Pfingst-
ochse hier bin?“ Und nun sagte gleich-
sam der Bürochef Walden: „Darf ich eben
Hugo von Hoffmannstal zitieren: „Das
Tal des Hofman lag nun im Dunkeln, und
Hugos Seele konnte nun funkeln.u — „O ja,
Onkel Walden, zitiere noch mehr, der
funkelnde Hugo gefällt uns zu sehr“, sagte
jetzt Hahnemann, die Hände in den Hosen-
taschen, und die ganze Kindergruppe wurde
von dem funkelnden Hugo bald rot, bald
grün beleuchtet, und eine eherne Stimme
sagte dazwischen: „Nach ewigen ehernen
grossen Gesetzen müssen wir alle unseres
Daseins Kreise vollenden.“ Da sagte Walden;
„Etsch, der Herr wird nämlich gerade heute
175 Jahre alt.“ Und plötzlich stand da so
’ne Wackelpuppe, in einem schwarzen Kasten
und machte wie ein Metronom Taktack
Taktack, Taktack, Taktack, Taktacktak“.
Das war der mit den ehernen Gesetzen
nicht, aber der sah sehr spassig aus, und
alle Kinder mussten schrecklich lachen.
Der wiegt sich und biegte sich aus seinem
Kasten heraus und wieder hinein, und sein
feierlicher Zylinderhut passte sehr feierlich
zu der Pelerine, die er trug und zu die feier-
lichen Augen, die er immer feierlich nach
oben drehte, wenn er feierlich dazu „tak“
sagte, wenn sein feierlicher Stil feierlich
an den feierlichen Kasten schlug. So was
feierliches hatten die Kinder noch nicht
gesehen. Und sie waren alle gerührt und
lachten ganz fürchterlich und sagten: „Onkel
Stefan, wackle noch ein bischen!“
Und da wackelte der Onkel auch eben nach
links. Da sah er ganz drollig aus, über-
haupt plötzlich ganz anders, gleichsam wie
ein schlankes Bein, und auf einem Ständer
wiegte sich, göttlich nackt, eine breite Brust,
und wenn die an den Bein anstiess, ging
es allemal: „Tak“ das machte den Kindern
einen höllischen Spass, und sie sagten:
„Taktak, jühuh, ach bitte lieber Onkel
Herwie, zitiere, zitiere wer das ist.“ Und
Onkel Herwie zitierte:
„Ihr höbet Euch vom Boden auf im Takte,
„Die breite Brust gewiegt auf schlankem
Beine“
„Aber was ist denn das für eine wackelige
Nippesfigur, dieses Monstrum“, sagten die
Kinder. „Gleichsam Onkel Stefan George“,
sagte der Chef, „der dichtet die Ideale der
Zeit in veredeltster Auffassung, wie Onkel
Naumann sagte. Und nun ging Ernst hin
und klatschte mit der Hand auf die nackte
Brust von Onkel Stefan, weil ihm das Nackte
gleichsam reizte. Die Kinder aber schrien:
„Onkel Herwie ,Onkel Herwie, zitiere weiter,
das geht so schön. Da sagte der Chef:
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das ist bedeutend vernünftiger, als Ihr ver-
rückter Aufzug da. Dadä hoch in Ehren,
ich bin wohl für Dadä, denn Dadä hat eine
Zukunft. Aber Ihr blödsinniger Aufzug
nicht.“ — Da nahm Walden Onkel Pfizer
gleichsam in Schutz und sprach: „Sie wissen
alle, dass ich gegen jede Halbheit kämpfe,
aber das muss ich Onkel Pfizer lassen, er
ist wenigstens konsequent, denn er führt
seinen Blödsinn auch aus.“ — Aber warum
lacht denn Onkel Walden so dabei?“ fragte
Marie. Da sagte Walden gleichsam: „Wenn
man Literatur künstlerisch betrachtet, so
entsteht der Humor, der insbesondere den
Deutschen fehlt.“ — „Aber was tut denn
Onkel Walden hier?“ Da sagt Onkel Un-
geflochten: „Der ist doch Vorstand der
älteren Dichterabteilung geworden. Das
ist die lustigste Abteilung in unserem Hause.“
Und plötzlich funkelte es im Dunkeln, und
alle Kinder sagten: „Ah“ und fragten, was
denn das wieder wäre. Da sagte Onkel
Pfizer: „Das ist doch Hugos Seele. Denkt
Ihr denn etwa, dass ich der einzige Pfingst-
ochse hier bin?“ Und nun sagte gleich-
sam der Bürochef Walden: „Darf ich eben
Hugo von Hoffmannstal zitieren: „Das
Tal des Hofman lag nun im Dunkeln, und
Hugos Seele konnte nun funkeln.u — „O ja,
Onkel Walden, zitiere noch mehr, der
funkelnde Hugo gefällt uns zu sehr“, sagte
jetzt Hahnemann, die Hände in den Hosen-
taschen, und die ganze Kindergruppe wurde
von dem funkelnden Hugo bald rot, bald
grün beleuchtet, und eine eherne Stimme
sagte dazwischen: „Nach ewigen ehernen
grossen Gesetzen müssen wir alle unseres
Daseins Kreise vollenden.“ Da sagte Walden;
„Etsch, der Herr wird nämlich gerade heute
175 Jahre alt.“ Und plötzlich stand da so
’ne Wackelpuppe, in einem schwarzen Kasten
und machte wie ein Metronom Taktack
Taktack, Taktack, Taktack, Taktacktak“.
Das war der mit den ehernen Gesetzen
nicht, aber der sah sehr spassig aus, und
alle Kinder mussten schrecklich lachen.
Der wiegt sich und biegte sich aus seinem
Kasten heraus und wieder hinein, und sein
feierlicher Zylinderhut passte sehr feierlich
zu der Pelerine, die er trug und zu die feier-
lichen Augen, die er immer feierlich nach
oben drehte, wenn er feierlich dazu „tak“
sagte, wenn sein feierlicher Stil feierlich
an den feierlichen Kasten schlug. So was
feierliches hatten die Kinder noch nicht
gesehen. Und sie waren alle gerührt und
lachten ganz fürchterlich und sagten: „Onkel
Stefan, wackle noch ein bischen!“
Und da wackelte der Onkel auch eben nach
links. Da sah er ganz drollig aus, über-
haupt plötzlich ganz anders, gleichsam wie
ein schlankes Bein, und auf einem Ständer
wiegte sich, göttlich nackt, eine breite Brust,
und wenn die an den Bein anstiess, ging
es allemal: „Tak“ das machte den Kindern
einen höllischen Spass, und sie sagten:
„Taktak, jühuh, ach bitte lieber Onkel
Herwie, zitiere, zitiere wer das ist.“ Und
Onkel Herwie zitierte:
„Ihr höbet Euch vom Boden auf im Takte,
„Die breite Brust gewiegt auf schlankem
Beine“
„Aber was ist denn das für eine wackelige
Nippesfigur, dieses Monstrum“, sagten die
Kinder. „Gleichsam Onkel Stefan George“,
sagte der Chef, „der dichtet die Ideale der
Zeit in veredeltster Auffassung, wie Onkel
Naumann sagte. Und nun ging Ernst hin
und klatschte mit der Hand auf die nackte
Brust von Onkel Stefan, weil ihm das Nackte
gleichsam reizte. Die Kinder aber schrien:
„Onkel Herwie ,Onkel Herwie, zitiere weiter,
das geht so schön. Da sagte der Chef:
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