86 V. Bildung der Schulmeister.
tragen, eben dasselbe ewige Peitschen und Schla-
gen, das sich der Vater angewöhnt hat, wird
auch der Sohn vollkommen an sich nehmen.
Man erlaube mir dieses durch ein einziges Bei-
spiel zu erläutern. — Ich kenne eine Schule,
in welcher nun bald der Enkel als Lehrer austre-
ten wird. Der Vater war es gewohnt, wenn
der Pfarrer oder sonst eine bedeutende Person in
die Schule kam, sogleich seinen langen Stekken
unter den linken Arm zu nehmen, und in dieser
Stellung mit ihnen zu reden, oder seinen Unter-
richt mit den Kindern forkzusezzen. Er glaubte
sich dardurch ein Ansehen, vielleicht auch seinem
Amt Ehre zu verschaffen. Der Sohn beobach-
tete hierinn eine gleiche Weise, und schon ahmet
es der Enkel auch völlig nach. In eben dieser
Schule ist es Sitte, bei der gedehnten Silbe eines
Worts, das mit rn aufhört, zwischen das r und
das n unter dem Auösprechen beim Buchstabie-
ren jedesmal ein e hineinzusiikken, z. B. son-
dern spricht man aus sonderen, statt hindern
sprechen die Kinder hinderen, statt Herrn,
Herren u. dgl. Dieser Fehler pflanzt sich nun
schon von dem Großvater auf den Enkel fort,
und keiner wollte bisher das unschikliche und un-
richtige in dieser Aussprache fühlen. So wird
rnanchmalen in Schulen ein erbärmlicher Schlen-
drian auf Kinder und Kindeskinder fortgesezt.
Kommt
tragen, eben dasselbe ewige Peitschen und Schla-
gen, das sich der Vater angewöhnt hat, wird
auch der Sohn vollkommen an sich nehmen.
Man erlaube mir dieses durch ein einziges Bei-
spiel zu erläutern. — Ich kenne eine Schule,
in welcher nun bald der Enkel als Lehrer austre-
ten wird. Der Vater war es gewohnt, wenn
der Pfarrer oder sonst eine bedeutende Person in
die Schule kam, sogleich seinen langen Stekken
unter den linken Arm zu nehmen, und in dieser
Stellung mit ihnen zu reden, oder seinen Unter-
richt mit den Kindern forkzusezzen. Er glaubte
sich dardurch ein Ansehen, vielleicht auch seinem
Amt Ehre zu verschaffen. Der Sohn beobach-
tete hierinn eine gleiche Weise, und schon ahmet
es der Enkel auch völlig nach. In eben dieser
Schule ist es Sitte, bei der gedehnten Silbe eines
Worts, das mit rn aufhört, zwischen das r und
das n unter dem Auösprechen beim Buchstabie-
ren jedesmal ein e hineinzusiikken, z. B. son-
dern spricht man aus sonderen, statt hindern
sprechen die Kinder hinderen, statt Herrn,
Herren u. dgl. Dieser Fehler pflanzt sich nun
schon von dem Großvater auf den Enkel fort,
und keiner wollte bisher das unschikliche und un-
richtige in dieser Aussprache fühlen. So wird
rnanchmalen in Schulen ein erbärmlicher Schlen-
drian auf Kinder und Kindeskinder fortgesezt.
Kommt