Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0023
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1. Friaul als deutsches Grenzland.

3

sie mit Bayern und Kärnten. Die Patriarchen der Folgezeit entstam-
men zumeist dem deutschen Hochadel und nehmen regen Anteil an den
Geschicken des Reiches. Johannes V. weilt mehrfach bei Heinrich II.
in Bamberg. Sein tatkräftiger Nachfolger Poppo steht in enger Be-
ziehung zu Heinrich II. und Konrad II. Er versteht es, die landesherr-
lichen Rechte Kärntens zurückzudrängen, und bereitet so die Selb-
ständigkeit vor, die dann Sieghard, der Parteigänger und ehemalige
Kanzler Heinrichs IV., erreicht. Der Kirchenfürst wird zugleich zum
weltlichen Herrn der Grafschaft Friaul; 1077 erhält er dazu die Mark
Krain und die Grafschaft Istriens So rückt der Patriarch unter die
deutschen Reichsfürsten auf. Seine Erhebung hat die deutschen Nach-
barfürsten Macht gekostet, und Grado-Venedig soll Istrien verschmer-
zen. Eine kampfreiche Zeit bricht an. Nach zwei Seiten muß der neue
Besitz verteidigt werden: gegen die Eifersucht der mächtigen Nachbarn
und gegen den Erbfeind im Süden. Nur ein starker Fürst kann seinem
Lande die errungene Stellung bewahren. Er wiederum ist machtlos
ohne das Reich.
Nach Norden, über die Alpen, weist auch der innere Bau des
Landes. Friaul ist — und bleibt es bis weit in die Neuzeit — Feudal-
staat. Das Land westlich und östlich der Livenza ist grundsätzlich ver-
schieden. Dort drängt sich eine Fülle von einander widerstrebenden
großen und kleinen Gewalten, hier gebietet ein Einzelner über ein
einheitliches Territorium, das umso geschlossener dasteht, als kein
einziges vom Patriarchen unabhängiges geistliches Gebiet darin ein-
gesprengt ist". Ja, es reicht noch über den oberitalienischen Boden
hinaus, umfaßt auch Krain und Istrien.
Zwischen Tagliamento und Livenza sitzen geistliche und weltliche
Vasallen*". Weiterhin nach Westen vorgelagert ist das Gebiet, in
welchem der Patriarch zwar über geistliche, aber nicht zugleich über
weltliche Macht verfügt. Hier behaupten die großen städtischen Ge-
meinwesen das Feld. Neben ihnen ist für den Adel kein Platz mehr,
so daß ihm nichts übrig bleibt, als selbst in die Städte zu ziehen. Um
1200 wohnen etwa in Treviso schon über 900 edle Herren**. Der
alte Feudaladel verschmilzt mit der bürgerlich-kaufmännischen Ober-
schicht und bildet den neu aufkommenden Stadtadel, dessen Angehörige
« Czoernig (Amu. 7), 265; Zahn (Anm.4), 293f.; Lenel (Anm. 7), 119.
'' Emil v. Ottenthal, ^aäminlstration äu Brioni saus las patriarekss ä^gui-
I6a. Mlauzss ?aul l?sbra, ?aris 1902, 803—320.
(Graf) F. C(oronini), Aquilejas Patriarchengräber. Wien 1867, 29.
» Simonsfeld, Abh. d. Hist. Kl. d. kgl. Bayr. Ak. d.Wiss. 19(1891), 549.

1*
 
Annotationen