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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0059
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2. Patriarch Wolfger und sein Hof.

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pienckum ab imperio sua regulia in /llemaniu seitari non ckebeant. So
leistet der geschmeidige Florentiner dem Patriarchen beim Einzug in
Aquileja den ersten Dienst mit seiner Wissenschaft. Er bleibt um ihn
in den Händeln und Kämpfen, die des Reiches Zerrissenheit und die
neu zu befestigende Stellung im eigenen Lande dem Kirchenfürsten
aufzwingen. Er dient als Jurist, als geschätzter Berater, der die für
den Diplomaten so nötige Kunst des Briefeschreibens überlegen be-
herrscht. Er trennt sich von dem gastlichen Hofe erst, als er hoffen kann,
in Bologna größeren Ruhm zu ernten.
Deutsche und Italiener, Dichter und Juristen, Männer des Sanges
und Männer der Feder treffen sich zu Aquileja. Wolfger versteht es,
die Besten an sich zu fesseln, damit den Glanz seines Hofes und die Macht
seines Stuhles und seiner Persönlichkeit zu erhöhen. Er ist geschickt in
seinem Auftreten, ebenso in der Wahl seiner Helfer. Nur so kann er
seine so schwierige Stellung zwischen Rom und Reich, zwischen Kurie
und Kaiser behaupten. Er fördert Walther, den bewußten Deutschen,
er beruft Buoncompagno, den nicht minder betont nationalen Italiener.
Beide empfangen von ihm. In dem Dichter setzt sich die Kunst des
Diplomaten um in echteste Leidenschaft, groß ist er im Lieben und
Hassen; denn es ist ihm bitterer Ernst, ist seine heiligste Überzeugung,
geht ihm um seine nationale Sache. Dem gelehrten Italiener sind diese
stürmischen Töne von Schmerz und Jubel, Leid und Freude fremd.
Ihm ist Wolfger nicht der Verfechter einer, seiner Idee. Ihm ist er
der kluge Diplomat und Jurist, der glänzende Redner und freigebige
Gönner, in dessen Dienst er vielleicht einmal einen scharf gespitzten
Pfeil versendet, den er preist und lobt, in dem er den Kirchenfürsten
und Scholarenfreund, nicht aber den Deutschen sieht; denn er ist über-
zeugt, guock raro xorest iater I^atinvs et lentonieos vera ckileetio in-
venir?^. Jeder von beiden aber vertritt nur eine Seite von Wolfgers
Streben. Walther ist Sprecher seiner stanfischen Kaiserpolitik, ihn geht
der Deutsche Wolfger an, wenig kümmern ihn dessen italienische Auf-
gaben und Ziele. Buoncompagno ist nur italienischer Gelehrter, der
sich im politischen Kampf wenig hervortut, ist „halb . . . Vagant und
halb fabrender Poet und Humanist" (Burdach).
Wolfger ist Reichsfürst und italienischer Metropolit. Seit 1209 ist
er auch Landesherr. Neue Aufgaben wachsen ihm zu. Auch für den
Ausbau und die Ordnung des eigenen Landes braucht er Helfer mit

obsiäiooiL eivikrti8 »nvdomtkLtz. hg. Gaudenzi (Anm. 209) 175.
 
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