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l. Die Umwelt.

Buoncompagnos Briefmuster und Walthers Sprüche entstammen der-
selben Quelle, beide geben die Stimmung im Gefolge des Patriarchen
wieder, die Stimmung, die dort um 1212 und in der folgenden Zeit
noch herrschen mag. Es hat also durchaus große Wahrscheinlichkeit für
sich, daß Buoncompagno noch bis kurz vor 1215 bei Wolfger weilt.
Hier sammelt er den Stoff für sein Hauptwerk, auf das er Mühe genug
verwandt, an dem er mehrere Jahre gearbeitet hat^.
Welche Stellung er bei Wolfger bekleidet, ist nicht mit Sicherheit
auszumachen. Unter den Notaren ist, soweit wir sie aus gleichzeitigen
Urkunden Wolfgers kennen^, sein Name nicht zu finden. Vielleicht
hat er eine Weile in Vicenza gelehrt. 1204 ist nach Gherardus Mauri-
siüs^ die juristische Fakultät von Bologna auf 5 Jahre dorthin über-
gesiedelt. Diese Hochschule ist durchaus nicht unbedeutend gewesen;
denn uns wird berichtet^, daß Scholaren aus Böhmen, Deutschland,
Ungarn, Frankreich, Burgund, Polen, Spanien, Italien an ihr studier-
ten. Vier Nationen sind sogar zu Verbindungen zusammengeschlossen :
die Italiener, die Deutschen, die Engländer, die Provenzalen^, und
von den Studenten in Vicenza spricht auch der oben schon genannte
Brief Buoncompagnos an Wolfger^", der in die Zeit von 1209/1210
zu setzen ist. Hat er dort gelehrt oder hat er die Stadt nur im Gefolge
oder im Auftrag des Patriarchen besucht? Wie dem auch sei: von 1204
bis gegen 1215 treffen wir den Magister bei Wolfger. 1204 sind beide
in Rom. Der Bischof von Passau soll sich dem Papste verpflichten,
Buoncompagno sucht eine Stellung. Damals mag ihn der den Schü-
lern und den Wissenschaften zugeneigte Fürst in seine Dienste genom-
men haben. Die Behauptung, daß Aquileja ein Teil Italiens sei,
die in des Italieners soeben abgeschlossenem IsaZoM steht, wird an-
gewandt in der Urkunde, die der Patriarch 1206 vom Kaiser erlangt;
patriarolm ^.guilegionsib eeelesio eo guoä 8int prineipes Halle aä reoi-

Gaudenzi (Anm. 208) 107. Nach Wolfgers und Walthers Trennung von
Otto spielt Walther 26,33 auf des Kaisers Länge an. Schon Wilmanns (Anm. 176)
134 verweist zur Stelle auf Buoncompagno, Rdet. iwv. (Anm. 206) 281 d, wonach
Jnnocenz III. Otto mit Saul bzw. Goliath, Friedrich II. mit David verglichen habe.
vgl. Zahn, Archivalische Untersuchungen in Friaul II, BeitrSteirG. S
(1872) 112f. Seine Liste könnte heute noch etwas ergänzt werden.
Lluratori Rer. It. Leript. VIII, 4. Oittu. <1i 0s8teUo (1914) 10, 20.
p. Heinr. Denifle, Die Universitäten des Mittelalters bis 1400. Berlin
1888, 298f. u. Anm. 313.
ebd. 138.
s. oben Anm. 221.
 
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