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2. Patriarch Wolfger und sein Hof.

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Werden erst von 1204 an berührt. In dieses Jahr gehört der erdichtete
Briefwechsel zwischen Philipp und Otto^, der dem Stande der Dinge
so denkbar genau entspricht, daß es sich nach Böhmer dabei schwerlich
um spätere bloße Stilübungen handeln kann. Nehmen wir den eben-
falls erdichteten Brief Philipps hinzu, der in den Juni 1208 passen
würde, in welchem er den Papst bittet, den Termin der Kaiserkrönung
zu bestimmens erinnern wir uns ferner, daß Wolfger 1204 zum Ver-
mittler des Papstes mit Philipp ausersehen ist, daß er 1208 Philipps
Botschaft über die Alpen führt^, so besteht kaum ein Zweifel mehr
daran, daß er derjenige ist, in dessen Gefolge der Verfasser der Ube-
lorioa, Lutigua am ehesten seine genaue Kenntnis der Dinge erwerben
kann. Auch die von Loserth^» aus der Grazer Handschrift heraus-
gehobenen 9 Stücke der Jahre 1204—1207, die sich auf österreichische
und ungarische Angelegenheiten beziehen, weisen auf Wolfger als
Gewährsmann. Bei den ungarischen möchte Loserth freilich eher an
den Kardinal Leo denken, der 1203 in Ungarn weilt. Aber auch hier
ist der Patriarch mindestens ebenso unterrichtet. Im März 1204, also
noch nach Leos Besuch, begibt er sich an die ungarische Grenze^'.
Zwischen 1204 und 1210 zumindest unterhält also Buoncompagno
enge Beziehungen zu Wolfger. Wie eng sie sind, beleuchten zwei Zu-
sammenhänge, auf die Burdach^ hin gewiesen hat. In einem Brief
Mailands an den Papste steht bei Buoncompagno der Satz:
sano donum 08t ot » voogualis umritt tramito HOL (liscorclat, ut intor äÜL-
nmnos ckiseorckia kovoatur, guis tomporv svismatis Romsnain koeerunt eo-
olo8ism ckiutius vaeülaro.
Diese Äußerung aus papstfreundlichen Kreisen, die dort vielleicht wirk-
lich gefallen ist, oder von der man wenigstens glauben will, daß sie
gefallen sei, nimmt Walther auf in seinem berühmten Spruch von 1213:
»kl vie lrristeuliobe.. (34,4). Und mit dem oben genannten Briefe
Wolfgers an den Papst, da es heißt: Ihr habt mich gelehrt, Otto zu
dienen, durch Eure Befehle bin ich gezwungen worden, Otto Treue zu
schwören . . . teilt Walther den bitteren Vorwurf:
si lörton uns bi kurzen taxon
ckar vollonts uns nü viäersaxon^".
Böhmer-Ficker 1066f.
gedr. Winkelmann (Anm. 82) 1668.
Winkelmann (Anm. 82) 433; 452.
BeitrSteirG. 26 (1894) 21 ff.
Kalkoff (Anm. 77) 40; PBB. 17 (1892) 520 u. Karte ebd.
Walther (Anm. 183) I 294; Vorspiel I 1, 374f.
2"' Rockinger (Anm. 205) 144. Lachm. 12, 30; vgl. ebd. 11, 6.
 
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