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2. Patriarch Wolfger und sein Hof.

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Abschnitt 2.
Patriarch Wolfger und sein Hof.
„Im Jahre 1197 seit der göttlichen Fleischwerdung wurde der
Kaiser Heinrich, nachdem er ringsum die Feinde des Reiches unter-
worfen hatte, mächtig zu Wasser und zu Land, an den äußersten Grenzen
von Sizilien weilend, von vorzeitigem Tode überrascht. Sein Tod
möge dem Volk der Deutschen und allen Völkern Germaniens in
Ewigkeit beklagenswert sein; denn er hat sie berühmt gemacht durch
die Schätze der anderen Länder und hat Schrecken vor ihnen allen Völ-
kern im Umkreis durch seine kriegerische Tapferkeit eingeflößt, und er
hat gezeigt, daß sie sicher allen Völkern überlegen sein würden, wenn
nicht durch frühzeitigen Tod der Mann dahingerafft worden wäre,
durch dessen Tapferkeit und Tätigkeit die Zierde des Kaisertums zu
dem Zustand alter Würde wieder aufgeblüht wäre°'." So spiegelt
Otto von St. Blasien die Gedanken wieder, die sich die Zeitgenossen
bei der furchtbaren Kunde vom jähen Tode des gewaltigen Staufers
machen. Alles, was in mühevoller Arbeit aufgebaut worden ist, gehört
fast mit einem Schlage der Vergangenheit an. „Die deutsche Weltherr-
schaft und Größe, stets auf dem einzelnen Genius beruhend, nicht auf
dem Volk, brach gemäß ihrem Schicksal innerhalb eines Augenblicks
zusammen^". An allen Grenzen, in allen Teilen des Reiches regen
sich die bisher machtvoll beherrschten Gewalten, in Sizilien, in Deutsch-
land, in Italien.
Auch der Patriarch von Aquileja verspürt den jähen Umschwung.
Seit langem schon bestehen scharfe Gegensätze zwischen seinen ober-
italienischen Suffraganen und den Städten, in denen sie sitzen. Nur
wenige der 16"° sind ihm weltlich, die meisten nur geistlich untertan.
Unter dem Schutz der großen Kaiser ist es gelungen, die emporstreben-
den Mächte niederzuhalten. Jetzt fehlt der Rückhalt. Vor allem die
Anrainer werden gefährlich. Das als Handelsplatz wichtige Treviso ist
seit langem in Unruhe. Es stellt sich gegen seinen Bischof, es stört den
Grenzfrieden. Schon 1191 hat es sich die Exkommunikation zugezogen^
Otto v. St. Blasien, 3. Aufl. hg. v. A. Hofmeister (Leript. Ker. 6«rw.),
Hannover und Leipzig 1912, Kap. 43, S. 71. (Übers, nach Horst Kohl).
Ernst Kantorowicz, Kaiser Friedrich II. Berlin 1927, I 17.
°° Vgl. Paul Kehr, Kszssta kontikioum Romanornna. Italia kontikieia VI11
S. 13; ltguil. Nr. 79; 100; Wetzer-Welte, .Kirchenlexikon" I. Freiburg 1882,
1187; Buchberger-Hofmann, Lex. f. Theol. n. Kirche- I. Freiburg 1930,
582 ff. mit Karte.
Giovanni Boniiaccio, a. a. O. (Anm. 1) 142.
 
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