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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0094
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74

II. Thomasin vvn Zerclaere.

Sage gleich ausführlich geschildert. Bei Baroul^ fehlen sie, bei Eil-
hart werden sie ganz kurz augedeutet^. Erst der Anglonormanne
Thomas dürfte die Episode so erweitert haben, wie sie uns dann im
Deutschen bei Gottfried begegnet^. Doch sind die Schicksale der glück-
lich-unglücklichen Schwester Markes zu düster, als daß eine Beziehung
auf sie für Thomasin nahe läge. Näher läge es Wohl, an die andere
berühmte Llausoüeklor, an die Gattin Percevals in Chretiens Roman
Zn denken. Wolfram erfindet für sie den Namen Oonkluüramurs, Wohl
weil ihm die „durch die verschiedenen Versionen des gleichnamigen
Gedichtes wie in Frankreich so auch in Deutschland sprichwörtlich ge-
wordene" Llnnoliollonr^b im Wege steht.
Kennt Thomasin seine Blancheflor aus der Tristan- oder aus der
Gralssage, so würde auch dieser Name wie der des Parzival, wie ltlukt,
Lörckilmör, (lavoin, Olkos, Lroo, Ivroin, /Vrtüs, Tristan, Lachrimos,
LLloArianä, dem bretonischen Sagenkreise angehören. Man ist
zunächst versucht, wenigstens bei einem Teil an deutsche Vermittlung
zu denken, zumal die Namen in deutscher Form gegeben werden^".
Immerhin ist auf die Form allein nicht allzu viel zu geben. Einmal
kann Thomasin selbst Namen, die er aus französischen oder selbst proven-
zalischen Gedichten kennt, dem deutschen Sprachgebrauch seiner Leser
angepaßt haben, die ihrerseits manche dieser Namen aus deutscher
Überlieferung kennen oder sie sich im mündlichen Verkehr ebenso mund-
gerecht machen, wie sie es mit Stadt- und Ländernamen tun. Zum
andern aber können die Abschreiber verbessert haben. Ebenso wie sie
einen unerklärbaren und ihnen fremden Namen verändern und ver-
stümmeln (Luvinia, Imoinia, Lotimn, Loeinia), so können sie auch
bekannten Namen heimische Form gegeben haben. Im Innern des
Verses kann so gut Knlienns, oder OkM-unu wie Oalchmr, ebensogut OliZos
wie Olles, ebensogut Oalvnn wie OLrvaln gestanden haben. Und im

I.« Roman Ns Histon pur Reroul et UN anonyme, pnbl. pur Lrnest Lluret
(Looiötö äes anvions texte» irun^uis). Nuris 1903.
Eilhurt von Obergs, hg. v. Franz Lichtenstein (Quellen u. Forschungen
19). Straßburg n. London 1877, Bers 71ff.; dazu Ehrismann (Anm. 390) II,
I11 S. 68f.
Ehrismann (Anm. 390) II, I11 S. 303; Bädier (Anm. 423) II 196ff.;
I2ff. Nach Singer, Aufsätze und Borträge, Tübiugen1912,162 ff. benutzt Thomas
selbst für die Schilderung der Liebesempfindungen von Riwalin und Blcmscheflur
den Roman cis?rois des Benoit von Samte Maure.
Wechßler, Philol. Studien, Festgabe für Ed. Sievers zum I. Oktober
1896, Halle 1896, 250f.
Bgl. die Lesarten bei Rückert S. 481.
 
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