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4. Bei Hofe.

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Erzähler dem niederen welschen Volke erzählt, wird ein guter Teil Kümo
Lnrlll, Zen beit Mot, und die Seinen betroffen haben.
Lluuoallor wird bei den Troubadours durchweg zusammen mit
Noris genannt. Beide Gestalten entstammen dem zwischen 1160 und
1170 entstandenen französischen Roman, der einen Stoff byzantinischer
Herkunft gestaltet^". Indem sie zu den Eltern der Lortbo, zu den Groß-
eltern Karls des Großen also, erhoben werden, reiht sich auch diese
Dichtung dem Karlskreise ein. Als Noris und LlWsobiiiür kommen sie
bei dem Minnesänger Ulrich von Gutenburg vor, der um 1190 dichtet^.
Er entnimmt das Paar dem um 1170 am Niederrhein entstandenen
sog. Trierer Novris. Thoincsin wird diese Dichtung kaum gekannt
haben; denn schon nur 1230 ist sie so aus dem Gedächtnis der Gebil-
deten verschwunden, daß der Alemanne Konrad Fleck seinen Nvre
niederschreibt, ohne von dein Vorgänger zu wissen^. Welche Liauobe-
klor oder Llanonüor ist nun im Welschen Gast gemeint, das kindliche
Mädchen, das in Trennung und Todesgefahr an dem fernen und nahen
Jugendgcspielen festhält, oder die unschuldig verleumdete und doch
standhaft treue Gattin des großen Karl? Die Form des Namens sagt
wenig. AmmaÜor schreiben die Troubadours für die Genossin des
Noro. Liauobelior steht im Llaouiro. In den Handschriften des Welschen
Gastes lesen wir Liane,Iiollor, iZlMMÜvr, Llanelmllor. Jedenfalls ist
eines sicher: Der Name ist französischer Herkunft^ und ist weit ver-
breitet^.
Neben den genannten Gestalten ist an zwei weitere zu erinnern,
nicht minder wichtige, die ihn in der französischen Überlieferung tragen.
Die eine ist Blancheflur, äiu reine, äiu böksoim, äiu Moto, die Gattin
des Niwalin, die Blutter Tristans. Sie stirbt, indem sie dem Sohn das
Leben gibt; so fällt von der Geburt her schon ein tragischer Schatten
auf sein Lebens Ihre Schicksale sind nicht in allen Fassungen der

Birch-Hirschfeld (Anin. 399) 80-34; Vvretzsch (Anm. 367) 363f.
MSF. 74, 23.
Ehrismann (Anni. 390) 11, 11 1 S. 65. Ob Wolfram das erhaltene Ge
dicht gekannt hat? Vielleicht waren ihm französische Fassungen oder gar nur der
ungefaßte Stoff geläufig. Vgl. a. Singer, Beiblatt zur Anglia 14 (1903) 172;
ferner unten Amn. 429.
Vgl. Ldäivr in: l-s Kounui c!v Nristan pur Momau. publ. pur 3osepti
ööäier (Loeidtö ckes aneisns texten kraneais) I. 11 karis 1902. 1905 Bd. II 124f.
Bezeichnend ist das Vorkommen in einem Därmen bnranum bei Bezold,
Das Fortleben der antiken Götter in; mittelalterlichen Humanismus. Bonn u. Leipzig
1922, 59; s. ferner die Nachweise bei Langlvis (Anm. 412) 100.
"" Gottfried, Tristan (Anm. 335) 1166f.; BSdier (Amn. 428) II 194f.
 
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