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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0105
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ö. Die Ensenhamens.

88

Der Geist dieser Dichtung ist von der Minnelehre Thomasins grund-
verschieden. Der Friauler beschränkt sich auf das Diesseitige und gibt
nur praktische Ratschläge, äer minne kür^eäanir stellt Gebote auf, ist
eher eine ritterliche Tugendlehre als eine bloße Minnelehre.
Dein vorigen in mancher Beziehung verwandt ist Hartmanns
erstes Büchlein^. Es enthält einen „Streit zwischen Leib und Herz
über die Beschwerden der Minne und deren Heilung^". In diesem
Gedicht, das zur Gattung der Liebesklagen Zu rechnen ist, sind vor allem
zwei Stellen als Minnelehren herauszuheben: die erste umfaßt die
Verse 603—640. Der Werber soll seboene sinne haben (608), nur das
Gute tun, die Gesinnung eines rechtschaffenen Mannes haben. Aber
auch dann noch:
ist 82 nikt ein Kindes spil,
sver dar wit robte errverben sol,
dar im von rvibo Zesvbibst vol (603ff.).
Mühe und Arbeit gehört dazu,
beide selo unde iip
inno2 MSN rvLZen dureb diu vip (637 f.).
In dieser ersten Lehre werden wiederum Grundzüge gegeben, wird
eine Haltung gefordert, nichts aber wird über das Werben, über das
Wen und Wie des Minnens ausgcsagt. Die zweite Stelle, die hier zum
Vergleich steht, ist der kärlingische (französische) Müder (1269—1347).
Von ihm gilt das von den zehn Geboten der Minne Gcsogte. Er fordert
acht Tugenden: milre, Mbt, äienmot (1303), triinve unäe staete (1311),
kiusoiieit unäe scckume, (1315), endlich KevisUebiu inunbeit, von denen
er inilte, 2ubr, triuve, staete mit jenen 10 Geboten gemein Hai und
ZevMiebiu mund eit für das ähnliche baktbeit steht. Zu düdvsebeit
und Zeäulde hat das Herz den Leib schon früher (1217ff.) ermahnt:
äs, diene ir vil seböne
... nur si dir lone.
Und der Lohn des Mühens und Strebens nach diesen Tugenden ist
hier wie dort nicht nur ein diesseitiger Gewinn:
Zot und diu vsrlt minnet in:
«vor den selben ronber Kan (1346f.).
Auch außerhalb dieser zwei Stellen, die wir mit Ehrismann^ ge-
sondert betrachtet haben, steht manche nützliche Minnelehre, so die
Mahnung zur staete (1613ff.) und die zweite:
Zrü vil stuetscbeben 2no . . . (1842)
unrobtvs Zübsn sümet diek (1881),
hg. Moriz Haupt, 2. Ausl. v. E. Martin, Leipzig 1881.
"" Ehrismann (Anm. 390) ll, I11 S. 181ff. "" xpp 157
 
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