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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0208
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188

II. Thomasin vvn Zerclaere.

Der Abschnitt über die Beichte steht an einer bezeichnenden Stelle.
Eben hat der Dichter von den Tugenden gesprochen, hat die Tugend-
haften versichert, daß Gott sie nicht verderben lasse (8189ff.), hat den
ungerechten Herren mit dem jüngsten Gericht gedroht, wo die ungebes-
serten und nngebeichteten Sünden gerächt werden. Nun kommt er zur
irdischen Arzenei, zur Beichte selbst. Dabei ist daran zu erinnern, daß
die Lateransynode soeben erst den Gläubigen eingeschärft hat, mindestens
einmal in: Jahre (zur Osterzell) zur Beichte zu gehend Dieser feier-
liche Beschluß steht am Ende eines Zeitabschnittes, für den zweierlei
bezeichnend ist. „Einmal trieb das starke religiöse Bedürfnis der Zeit
mit seiner Tendenz auf persönliche Frömmigkeit zu starker Betonung
der Reue, dann aber forderte die hierarchische volkserzieherische Rich-
tung eine Rechtfertigung der Notwendigkeit der Beichte^"". Seit Hiero-
nymus gilt die Buße als seeuucka tabula post oautraZmm^. Ter-
tullian wie Isidor stellen nachdrücklich fest, daß die Reue aus der Furcht
vor Gott und seinem Gerichte entsteht^. In einem gewissen Gegensatz
dazu legt Abälard höchsten Wert auf das, was er die gute mtoutio
nennt, d. i. die von Gott dem Sünder eingegossene Liebe^. Dieser
neue Gedanke des bedeutenden Theologen hat auch auf die übrigen
Denker des 12. Jahrhunderts eingewirkt und die Auffassung von dem
Sakrament der Buße erheblich verfeinert. Hugo von St. Viktor schreibt
zwar einerseits: poenitontia invixll a tiinore yui est inllium sapion-
tiao^, daneben aber betont er doch die Wichtigkeit der vorn croräis oon-
tritio^ und der bona voluntas^.
Thomasin geht über die alte Lehre von der wesentlich durch die
Furcht vor dem göttlichen Strafgericht hervorgetriebenen Buße hinaus
und stellt sich auf den Boden der Theologie seiner Zeit, indem er dreierlei
von dem fordert, der beichten will: vorbt, ZoäinZo uncke minno (8279).

o. 12. X. Ns posiutvntä« et rsinissionibuü (V. 38) (IrsZ. dem.: Hefele
(Anm. 198) V- 888.
See berg (Amn. 308) III 269.
b" vgl. Schütz, Thomas-Lexikon (Amn. 729) 602; I. A. Möhler, Sym-
bolik"-^, hg. Franz Xaver Kiefl. Regensburg 1924, 279.
"" Tertullian, cis paenitontia II Iff., Hlorilegium xatristivum 10, hg. Rau-
schen. Bonn 1918, 10; Isidor, Lent. I112, 1, Migne 83, 613 8.
Seeberg (Anm. 308) III 270ff.
8umma 88irt. V110, Migne 176,146 O. Er führt Ps. 110,10 der Vulgata
(Luther 111, 10) an.
Luinwa seirt. VI 11, Migne 176, 147 II. Bgl. auch Alanus ab Jnsulis,
über posiütentialis, Migne 210, 281 ff.
cle suerawontis II 14 v. 6, Migne 176, 560fs.
 
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