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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0229
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10. Thomasins politische Stellung.

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er kämpfe gegen den Teufel, gegen die eigenen Untugenden (7711 ff.).
Der Kampf ist so schwer, daß, solange er währt, jede andere Feindschaft
ruhen muß (7749).
Auf den Frauendienst ist Thomasin nicht gut zu sprechen. Man
soll nicht streben, jedes sokoana Weib zu gewinnen (8021 ff.). Wer in
der Jugend nnkeusch lebt, dem ist es im Alter leid, wenn Mer vronvon
ein junger Mann mehr gefällt als er (7205ff.). Und auch dem Jungen
bringt die Minne Kummer;
8vvor einem rvib ^e Nolt Ist,
clem ist rvs rullvr vrist.
sveuners uikt Aesskvu mrm,
so tobet er nullt unüe tue (4125 ff.).
Hat ein Mann ein Weib, das übel tuot, so handle er selber weiterhin so,
wie er soll (4029f.), ebenso mache es auch ein gutes Weib (4012ff.).
Wir sollten den Frauen keine unnützen Borwürfe machen, da wir selbst
nicht besser sind (4083ff.).
Dur nÄvIl stet onek clvni eiter lvol
clur er lode uls er sol.
mit sinem rvibe Züetliebon,
mit sinein Volke lreimlielmn (7831 ff.).
Der Ritter behandele seine Knechte gut. In ihnen ehre er Gott
(7867), leicht kann es sein, daß der echanknekt im Jenseits Kober sitze
als sein Herr (7872). Zudem ist kein Knecht ganz eigen, Seele und
Gedanken bleiben frei (7875ff.). Was der Ritter von dem Knecht, das
kann sein Herr von ihm verlangen (7883f.). Einen Herrn haben wir
alle über uns, Gott sind wir alle untertan (7896ff.). Wir sollen die
Eigenlente nicht zum Bösen anhalten (7904ff.), es wird uns mit an-
gerechnet (7916ff.). Im Gegenteil hat der Ritter die Pflicht, dafür
zu sorgen,
<lun Nie die im sint, unclertün
tuou Nur rekte si getan (7945 f.).
Er ist für seine Leute Gott verantwortlich, ihre ist zugleich seine Sünde
X7964ff.).
Ein gut Teil dieser Forderungen schöpft Thomasin wiederum aus
gelehrten Vorbildern. Den bedingten Wert des Adels behandelt schon
Boethins^b Auch bei den Troubadours findet sich eine verwandte
Meinung. Auch dort wird an die Stelle des Geburtsadels der Seelen-
adel gesetzt. Das ist sicher zu einem Teil mit Vo ßler^ darauf zurück-
ctv vons. pkil. III 4.
Die philosophischen Grundlagen zum „süßen neuen Stil" der Guido Guini-
celli, Guido Cavalconti und Dante Mghieri. Heidelberg 1904, 8.

Terke, Thomasin.

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