Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mayrshofer, Max; Galerie Thannhauser
Ausstellung von Zeichnungen des Münchner Künstlers Max Mayrshofer — München: Moderne Galerie Thannhauser, [ca.1910]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.68232#0009
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einige Urteile der Presse über Mayrshofer:
,,Münchner Neueste Nachrichten“, 22. Dezember 1909
In der Modernen Galerie im Arcopalais hat die Ausstellung gewechselt, und auch
diese Ausstellung hat wieder ihre Sensation. Aber eine, die nicht zum Widerspruch heraus-
fordert wie die Bildersammlung der „Synthetiker“ von neulich, sondern eine Überraschung,
die das helle Entzücken aller Kunstsachverständigen bildet, welche bis dato diese Werke
gesehen haben: drei bis vier Dutzend Handzeichnungen des Münchners Max Mayrs-
hofer! Die Öffentlichkeit hat bis jetzt, von Reproduktionen in der „Jugend“ und im
„Hyperion“ abgesehen, von dem nun vierunddreißigjährigen Künstler noch nichts kennen ge-
lernt — so tritt er, der in seiner Bescheidenheit schwer zum Ausstellen zu bewegen war, als ein
Debütant vor uns und zugleich — man kann kein kleineres Wort wählen! — als ein Meister!
Mayrshofers Zeichnungen sind schlechthin verblüffend schön, weil sie die höchste Delikatesse in
der Behandlung des Materials mit formalen Qualitäten verbinden, wie wir sie kaum alle Jubel-
jahre einmal zu sehen bekommen. Phantastische Aktkompositionen, Landschaften mit und ohne
Staffage usw. bilden die Vorwürfe Mayrshofers. Er behandelt den Frauenakt mit wundervoller
Zartheit der Modellierung und dazu mit unglaublicher Vollkommenheit der Formgebung,
Eigenschaften, die er auch beim kleinsten Formate nicht verliert. Er arbeitet mit dem Wischer,
sonst einem der bedenklichsten graphischen Hilfsmittel, die es gibt. Aber mit welcher köst-
lichen Zartheit weiß er die hauchfeinen Töne hinzuwischen, die dem zarten lichten Fleisch
seiner Akte Leben und Rundung verleihen und diese bei aller Weichheit der Form immer
prall und organisch erscheinen lassen! Vor der sublimen Güte dieser Arbeit muß wohl
selbst der Zelotismus unserer berufs- und parteimäßigen Entrüster verstummen, obwohl einzelne
Kompositionen weder für höhere Töchter noch für reifere Zentrumsabgeordnete gedacht sind.
Die künstlerische Freude des Malers an der Bewältigung der Aufgabe muß da doch wohl
auch der spüren, der sonst an den A.kten nur die Ausgezogenheit sieht. Es gibt für den
Zeichner kaum ein schwierigeres Problem als das, solche in Reihen hingebreitete Frauen-
leiber so fein, so wahr und dabei so malerisch mit den Mitteln des Schwarz-Weiß darzustellen.
Die höchste Grazie der Handschrift geht da Hand in Hand mit dem vollsaftigsten Temperament.
Und mit gleicher Kunst sind Landschaften gegeben, meist Motive aus der Ebene, licht und
hoch, mit weitem Blick in die Ferne, oft belebt von wundersam richtig und lebendig ein-
gesetzten Staffagefigürchen. Ein paarmal hat Mayrshofer eine ganze Volksmenge im Freien
gezeichnet, winzig klein, von wimmelnder, lustiger Lebendigkeit. Oder ein Reiterchen, das
in der Ferne über die Heide galoppiert. Einzelne Blätter sind breiter, lockerer und flüchtiger
gehalten, in anderen spürt man wieder die Freude an einer Exaktheit der Durcharbeitung
bis zur äußersten Grenze. Dies Talent und Können ist nicht bloß in einer Richtung stark
und groß — es zeigt Ausblicke nach allen Seiten und Möglichkeiten! Daß ein Künstler
erst vor die Öffentlichkeit tritt, wenn er eine solche Stufe erreicht hat, spricht allein schon
für den heiligen Ernst seines Strebens!

„Münchener Post“, 13. Januar 1910
Heinrich Thannhausers Moderne Galerie (Arcopalais) bietet zurzeit demjenigen
Teil des Publikums, das künstlerische Werte und nicht nur gegenständliche Sensationen
sucht, einen wahrhaft erlesenen Genuß. Ich meine die Zeichnungen von Max Mayrs-
hofer, die dort in großer Anzahl ausgestellt sind und nun auch weiteren Kreisen einen
Begriff von den glänzenden Gaben vermitteln werden, die Kenner schon seit längerer Zeit
an Mayrshofer schätzten. Man hat es hier mit einem Talente zu tun, wie keines mehr
seit den Tagen des jungen Stuck mit so prächtig selbstsicherer Entschiedenheit vor uns
hingetreten ist, mit einem Zeichner, vor dessen Arbeiten man nicht von Hoffnungen reden
darf, die sie erwecken. Diese mit erstaunlich leichter und sicherer Hand pikant hinge-
 
Annotationen