Dürer, Albrecht; Thausing, Moritz [Transl.]: Dürers Briefe, Tagebücher und Reime (Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Wien, 1872)

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I.
FAMILIBN-CHRONIK.
Ich, Albrecht Dürer der Jüngere, habe aus meines
Vaters Schriften zusammengetragen, woher er gewesen, wie er
hergekommen und hier geblieben sei und selig geendet habe.
Gott sei ihm und uns gnädig! Amen.
Anno 1524. 5
Albrecht Dürer der Aeltere ist seinem Geschlechte
nach geboren im Königreiche Ungarn, nicht fern von einem
Städtchen, genannt Gyula, acht Meilen weit unterhalb Gross-
wardein, aus einem Dörfchen zunächst dabei gelegen, mit
Namen Eytas; und sein Geschlecht hat sich mittelst Ochsen und 10
Pferden ernährt. Meines Vaters Vater aber war genannt Anton
Dürer, kam als Knabe in das gedachte Städtchen zu einem Gold-
schmied und hat das Handwerk bei ihm gelernt. Darnach hat
er sich verheirathet mit einer Jungfrau Namens Elisabeth, die
ihm eine Tochter Katharina und drei Sohne gebar. Den ersten i5
Sohn hat er Albrecht genannt, der ist mein lieber Vater
gewesen; er ist auch ein Goldschmied geworden, ein kunstreicher,
reiner Mann. Den andern Sohn hat er Ladislaus genannt, der
ward ein Zaummacher. Dessen Sohn ist mein Vetter Niklas
Dürer, der zu Coln ansässig ist und den man Niklas Unger^o
nennt; er ist auch ein Goldschmied und hat das Handwerk
hier zu Nürnberg bei meinem Vater gelernt. Den dritten
Sohn hat er Johannes genannt; den hat er studieren lassen;