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VIII. Der Wettftreit mit Wolgemut und die frühen Kupferftiche.
zweifelte gewifs niemand in Nürnberg ■—■ wie denn öfter gefchichtliche
Thatfachen nicht fowohl durch ihre praktifchen Refultate, als durch
den idealen Rückfchlag, den he auf andere Verhältniffe üben, ihre
richtige Bedeutung erhalten. So konnte fich denn Pirkheimer felbft
bemüfsigt fühlen, wie einft Xenophon und Caesar, uns die Gefchichte
jenes feines Feldzuges zu überliefern in feinem fliefsenden Latein, ein
Meifterftück zeitgenöffifcher Gefchichtfchreibung 1). Und wie die Ge-
lehrfamkeit, fo fchöpfte auch die Kunft von dem durch örtliches und
zeitliches Intereffe getragenen Stoffe. Es erfchienen alsbald in Nürn-
berg drei grofsmächtige Kupfer, je aus zwei Platten zufammengefetzt,
auf denen der ganze Verlauf des Schweizerkrieges bildlich dargeflellt
ift unter dem deutfchen Titel: »Diefs ift der Krieg zwifchen dem
Römifchen König und den Schweitzern und die ganze Landfchaft:
Städte, Schlöffer und Dörfer im Schweitzerland«. Die Annahme Pafia-
vants 2), dafs das Werk fchweizerifchen Urfprunges fei, ift unbegründet,
und wird durch die Bezeichnung Maximilians als Regia Maieftas im
lateinifchen Titel, wie durch den Dialect der deutfchen Auffchriften
und endlich befonders durch Stil und Technik der Kupferftiche wider-
legt. Die Zugehörigkeit derfelben zur Nürnberger Schule kann nicht
zweifelhaft fein, und trotz dem unverftändlichen Einfchiebfel dürfte
das auf einem der Blätter flehende Monogramm von dem fonft vor-
kommenden P. W. kaum zu unterfcheiden fein.
Das eigenthümliche, oben gefchilderte Verhältnifs Wolgemuts zu
der Familie Pleydenwurff drängt mich zu einer Vermuthung, die viel
für fich hat, falls meine Ueberzeugung, dafs Wolgemut auch Kupfer-
ftecher gewefen fei, überhaupt Beftätigung und Nachfolge findet ■—■
zu der Vermuthung nämlich, dafs vielleicht auch jene zuverläfsig in
Nürnberg entftandenen Kupferftiche, welche mit dem Monogramme
P. W. oder ähnlich bezeichnet find, auf die Pleydenwurff-Wolgemut'fche
Werkftatt zurückzuführen feien3). Ein Beifpiel derartiger Combination
zweier Namen läfst fich gerade bei Wolgemut nachweifen und zwar
auf einem Stiche feines Schülers oder Gefellen Mair von Landshut,
St. Anna felbdritt, der zu beiden Seiten ein W und in der Mitte:
»MAIR 1499« aufweift, der alfo gemeinfam ausgeführt oder doch ver-
legt und verkauft ward4). Wilhelm Pleydenwurff war damals freilich
bereits verftorben. Wir fahen aber, dafs darum die Sorge für feine
1) Bilib. Pirkheimer, Bellum Helveti-
cum, Opera ed. Goldafl; und bei M. Freher,
Scriptores verum germanicarum III, 66 ff.
2) Peintre-Graveur II. S. 160.
3) Chrift, J. F., Anzeige der Monogram-
matum, Leipz. 1747, S. 34J und Diction.
des Monogr. Paris 1762. S. 255, vermuthete
bereits in Pvv das Zeichen Pleydenwurffs.
4) Bartreh, P. Gr. VI, 366, Nr. 8.
VIII. Der Wettftreit mit Wolgemut und die frühen Kupferftiche.
zweifelte gewifs niemand in Nürnberg ■—■ wie denn öfter gefchichtliche
Thatfachen nicht fowohl durch ihre praktifchen Refultate, als durch
den idealen Rückfchlag, den he auf andere Verhältniffe üben, ihre
richtige Bedeutung erhalten. So konnte fich denn Pirkheimer felbft
bemüfsigt fühlen, wie einft Xenophon und Caesar, uns die Gefchichte
jenes feines Feldzuges zu überliefern in feinem fliefsenden Latein, ein
Meifterftück zeitgenöffifcher Gefchichtfchreibung 1). Und wie die Ge-
lehrfamkeit, fo fchöpfte auch die Kunft von dem durch örtliches und
zeitliches Intereffe getragenen Stoffe. Es erfchienen alsbald in Nürn-
berg drei grofsmächtige Kupfer, je aus zwei Platten zufammengefetzt,
auf denen der ganze Verlauf des Schweizerkrieges bildlich dargeflellt
ift unter dem deutfchen Titel: »Diefs ift der Krieg zwifchen dem
Römifchen König und den Schweitzern und die ganze Landfchaft:
Städte, Schlöffer und Dörfer im Schweitzerland«. Die Annahme Pafia-
vants 2), dafs das Werk fchweizerifchen Urfprunges fei, ift unbegründet,
und wird durch die Bezeichnung Maximilians als Regia Maieftas im
lateinifchen Titel, wie durch den Dialect der deutfchen Auffchriften
und endlich befonders durch Stil und Technik der Kupferftiche wider-
legt. Die Zugehörigkeit derfelben zur Nürnberger Schule kann nicht
zweifelhaft fein, und trotz dem unverftändlichen Einfchiebfel dürfte
das auf einem der Blätter flehende Monogramm von dem fonft vor-
kommenden P. W. kaum zu unterfcheiden fein.
Das eigenthümliche, oben gefchilderte Verhältnifs Wolgemuts zu
der Familie Pleydenwurff drängt mich zu einer Vermuthung, die viel
für fich hat, falls meine Ueberzeugung, dafs Wolgemut auch Kupfer-
ftecher gewefen fei, überhaupt Beftätigung und Nachfolge findet ■—■
zu der Vermuthung nämlich, dafs vielleicht auch jene zuverläfsig in
Nürnberg entftandenen Kupferftiche, welche mit dem Monogramme
P. W. oder ähnlich bezeichnet find, auf die Pleydenwurff-Wolgemut'fche
Werkftatt zurückzuführen feien3). Ein Beifpiel derartiger Combination
zweier Namen läfst fich gerade bei Wolgemut nachweifen und zwar
auf einem Stiche feines Schülers oder Gefellen Mair von Landshut,
St. Anna felbdritt, der zu beiden Seiten ein W und in der Mitte:
»MAIR 1499« aufweift, der alfo gemeinfam ausgeführt oder doch ver-
legt und verkauft ward4). Wilhelm Pleydenwurff war damals freilich
bereits verftorben. Wir fahen aber, dafs darum die Sorge für feine
1) Bilib. Pirkheimer, Bellum Helveti-
cum, Opera ed. Goldafl; und bei M. Freher,
Scriptores verum germanicarum III, 66 ff.
2) Peintre-Graveur II. S. 160.
3) Chrift, J. F., Anzeige der Monogram-
matum, Leipz. 1747, S. 34J und Diction.
des Monogr. Paris 1762. S. 255, vermuthete
bereits in Pvv das Zeichen Pleydenwurffs.
4) Bartreh, P. Gr. VI, 366, Nr. 8.